1949: Als ein Mord Bisamberg in Aufregung versetzte 

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Lokalaugenschein 1949 mit einem der Täter. Bild: Edition-Winkler-Hermaden-ONB.
Lokalaugenschein 1949 mit einem der Täter. Bild: Edition-Winkler-Hermaden-ONB.
Stein

Das ganze Jahr 1949 hielt ein Mord die Bisamberger Bevölkerung in Atem: In der Nacht auf 1. Februar war der Pächter Alois Smodics in seinem Weinkeller ermordet worden. Ein Raubmord, erbeutet wurden 800 Schilling Tageslosung.

Smodics elfjährige Tochter musste miterleben, wie ihr Vater von zwei Tätern erschossen wurde. In den nächsten Tagen wurde sie, so die ‘Volksstimme’ mit „mehr als vierzig von den Verdächtigen konfrontiert“, weil sie, „als einzige Tatzeugin eine ziemlich genaue Personenbeschreibung der Täter geben konnte“. Bei Gastwirten und in Lebensmittelgeschäften wurden Plakate angeschlagen, die 5.000 Schilling Prämie für Hinweise auf die Täter des „bestialischen Verbrechens in der freundlichen Gegend“ versprachen. Jedoch, von den Tätern fehlte jede Spur: Bei der Jagd nach den Mördern wurden allerdings täglich „kleinere und größere Gauner erwischt“. Ein junger arbeitsloser Wiener hatte zwei Opferstöcke in Maria-Dreieichen ausgeraubt; in Korneuburg wurde eine Räuberbande ausgehoben und ein Mann hatte „Unzucht wider die Natur auf dem Gewissen“.

Bild: ONB/Anno.
Bild: ONB/Anno.

Ein Reporter der Volksstimme machte einen Lokalaugenschein mit der Mordkommission und berichtete über den ‘Müllerkeller’: „Ein typischer Armeleutekeller ist es, den der junge Pächter Smodics für seine Spargroschen pachtete.“ Und über den Tatort schrieb er: „Zehn rohe Tische mit Bänken stehen da, ein provisorischer Schanktisch, ein primitives Regal mit sehr wenigen Gläsern. Alles zeugt von größter Einfachheit und Armut, ist aber nett und sauber.“ Zwar wurde in Bisamberg die Geschichte eines Streits mit ortskundigen Zechprellern erzählt, doch fand sich kein einziger Zeuge dafür und die Volksstimme titelte deshalb: „Die Furcht vor den Mördern.“

Bild: ONB/Anno.

Aufgeklärt wurde der Mord schließlich erst im Oktober 1949. Als Täter wurde ein 21-jähriger Hilfsarbeiter aus dem 2. Bezirk und ein 25-jähriger aus der Strebersdorfer Anton-Böck-Gasse gefasst. Beide gestanden, bestritten aber die Mordabsicht. Alle Details wurden im Prozess und Berichten ausführlich dargelegt. Nur so viel: Der tödliche Schuss war vom 21-Jährigen abgegeben worden. Sein Mittäter hatte seinen Anteil an der Beute seiner Frau gegeben, die ließ sich Dauerwellen machen. Sie wurde mitangeklagt. Letzlich wurden die beiden Täter zu lebenslangem schweren Kerker verschärft durch ein hartes Lager jedes Vierteljahr bzw. 20 Jahre schwerem Kerker verurteilt, die Frau zu acht Monaten. Die Berichte schließen mit dem Hinweis, dass der Ankläger und „wohl ein großer Teil der Bevölkerung meinen, nur die Todesstrafe wäre hier angebracht“. Viele bedauerten, dass diese aber abgeschafft war.