61 Jahre Flitterwochen am Schlingermarkt

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Anna-Franziska und ihr Mann Josef Hofer - ein legendäres Schlingermarkt-Duo. Bild: Robert Sturm - cordbase.com
Anna-Franziska und ihr Mann Josef Hofer - ein legendäres Schlingermarkt-Duo. Bild: Robert Sturm - cordbase.com
Stein

Die älteste Familie am Schlingermarkt? Das sind die Hofer’s. Anna-Franziska und Josef Hofer kommen seit 1960 und betreiben ihren Stand am Bauernmarkt. Pension? Fehlanzeige.

1960 war für die Hofers ein ereignisreiches Jahr: Zuerst wurde geheiratet, dann ging es quasi auf Flitterwochen auf den Schlingermarkt. „Er hat mich von meiner Ortschaft Kollnbrunn verführt und gleich am Markt mitg’nommen“, lacht Frau Hofer. Die Familie ihres Mannes betrieb schon damals in Auersthal eine Landwirtschaft. Auf den Schlingermarkt fuhr die Familie seit der Eröffnung im Jahr 1926. Und Herrn Hofers Großvater stand schon am Markt, als der noch Am Spitz vor dem heutigen Bettenreiter – damals Kaufhaus Wodicka – stattfand.

„I kunntat ganz schön was erzählen aus die 61 Jahre“, glaubt man Frau Hofer sofort. 25 Jahre ist sie jeden Tag „in der Früh reingefahr’n. Da war täglich Bauernmarkt und alles war voll.“

Damals verkauften die Hofers auch noch Fleisch, doch das endete als Verkaufswägen aufgekommen sind. Obwohl sie zwischenzeitlich auch die trüberen Marktzeiten in Floridsdorf miterlebt haben, steht das rüstige Paar noch immer jeden Freitag und Samstag an ihrem Stand. Nicht nur die zwei sind mittlerweile in Pension, auch ihr Sohn. Warum sie immer noch arbeiten? „Wir machen das gerne. Außerdem müssen wir arbeiten, sonst werden wir zu dick!“

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Portrait 1: 61 Jahre Flitterwochen am Schlingermarkt

Portrait 2: Gut gewürzt ist halb gekocht

Portrait 3: Markt-Beisl statt Nobel-Restaurant

Den Bauernhof führt mittlerweile der Enkelsohn. Der baut 100 Sorten Paradeiser an und steht am Hannovermarkt. Anna-Franziska und Josef werden am Schlingermarkt von Schwiegertochter Elisabeth unterstützt. Angeboten wird Obst- und Gemüse (Paradeiser, Erdäpfel, rote Rüben, Zwiebeln, etc – meist aus Eigenproduktion), Blumen aus dem eigenen Garten und natürlich Selbstgemachtes: „Elisabeth macht die Marmeladen, ich die Salate wie Fisolen und rote Rüben oder Paradeissauce.“

Wenn man jungen Leuten erklären will, wie früher Marktfrauen waren: Wie Frau Hofer. Resch, aber liebevoll, immer ein Lächeln und ganz sicher nicht auf den Mund gefallen! Dass sie bereits 61 Jahre am Schlingermarkt steht und zwar nur hier und
nirgendwo anders, kommentiert sie so: „Die alte Schachtel fahrt no allerweil!“

Auch bei den vielen Veränderungen der letzten Jahre am Markt ist sie kritisch und scheut nicht davor zurück, ihre Meinung zu sagen. Dennoch ist ihr Fazit positiv: „Es wird wieder besser. Wir dürfen uns nicht beklagen und sind zufrieden. Auch weil wir so viele treue Kunden in Floridsdorf haben!“ Ihr Wunsch nach 61 Jahren Schlingermarkt? „Dass ich um 40 Jahre jünger wäre“, lacht sie, „sonst bin ich wunschlos glücklich …“ -Hannes Neumayer