Floridsdorf: ‘Aktion Scharf’ am Schlingermarkt

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Floridsdorfer Markt. Bild: DFZ.
Floridsdorfer Markt. Bild: DFZ.
Stein

Aufregung am Schlingermarkt. Ein neuer Marktamtsdirektor hat die ‘Aktion scharf’ ausgerufen: Autofahrer am Marktplatz werden rigoros gestraft, Marktstandler streng kontrolliert. Dem ‘Schlingl’ droht sogar der Abriss der Stände.

Hintergrund ist, dass die bisherige Leiterin des Marktamtes (MA59) „eine andere Stelle im Magistrat angenommen” hat. So die offizielle Version. Designierter Chef ist bereits Andreas Kutheil, lange bei der MA48. Obwohl der Posten offiziell ausgeschrieben wird. Und der dürfte intern wie extern ein strengeres Regime führen als die Vorgängerin. War manches bislang erlaubt oder inoffiziell geduldet, läuft jetzt die ‘Aktion scharf`:

Schlingermarkt: Parken verboten

Parken am Marktgebiet wurde bislang zur Anlieferung und speziell für Marktkunden toleriert. Jetzt haben die Aufseher am Markt die Aufgabe „alle aufzuschreiben”. Dass die Marktstandler darüber nicht hoch erfreut sind, liegt auf der Hand. Peter Neumeister: „Es gibt eine offizielle Vereinbarung mit dem damaligen Bezirksvorsteher Heinz Lehner und dem Marktamt, dass unsere Kunden am Marktgebiet parken dürfen. Es ist unverständlich, warum diese Vereinbarung, nur weil es einen neuen MA59-Chef gibt, nicht eingehalten wird!”

Und am 13. März sorgte dann ein am Markt verteiltes Schreiben (siehe Faksimile) für Verwunderung. Der ‘Hinweis auf Gewerbe- & Marktordnung’ wegen “zahlreicher Anfragen und Beschwerden” stellte bei Verstößen den Widerruf der Marktzuweisung in den Raum. Am gleichen Tag gab es auch einen Vandalenakt gegen den neuen Burgerladen am Markt.

Schlingermarkt: Werden Standln geschliffen

Den Standlern weht ein strengerer Wind als bislang entgegen. Am direktesten zu spüren bekommt das der “Schlingl”. Derzeit sind seine Stände geschlossen. Die Marktplatzzuweisung, also die Erlaubnis aufzusperren, wurde entzogen. Grund: “Mietrückstände” von mehr als drei Monaten (920,40 Euro). Zusätzlich wurde die Besitzerin (offiziell Daniela S.) in einem der DFZ vorliegenden Schreiben der MA59 vom 3.1. 2017 vorgeschrieben „den errichteten Marktstand zu beseitigen und den Marktplatz gereinigt zu übergeben”. Geschieht das nicht, droht die Zwangsschleifung durch die Stadt Wien.

Beim “Schlingl” hofft man „alles zu retten. Wir sind mit Investoren im Gespräch. Unter dem neuen Chef der MA59 gibt es nur mehr Aktion scharf und keine Nachsicht. Wir haben schon 27.000 Euro an Strafen bezahlen müssen.” Derzeit scheint aber ein Abriss realistischer als ein Weiterbetrieb.

‘Schlingermarkt neu’: Bitte warten!

Auf sich warten lassen auch die im Rot-Grünen Koalitions-übereinkommen festgeschriebene ‘Attraktivierung Schlinger-Markt’. Seit eineinhalb Jahren tagt in der Floridsdorfer Bezirksvertretung eine Arbeitsgruppe. Jetzt wurde die MA59 mit einer Studie beauftragt, die extern vergeben wird und fast 30.000 Euro kostet. Wie schon sämtliche laufende Marktkosten (derzeit steht eine Kanalsanierung an) muss auch diese Studie aus dem Bezirksbudget bezahlt werden. Nicht wenige stellen die Frage: Was außer großen Ankündigungen, ist die Leistung der SPÖ-Grünen-Stadtregierung? NEOS-Bezirksrat Bernhard Koch: „Wäre nicht vom Bezirksvorsteher die Arbeitsgruppe eingerichtet worden – es wäre wohl überhaupt noch nichts passiert.” Die zuständige Stadträtin Ulli Sima erklärt auf Anfrage, „die Wiener Märkte sind mir ein zentrales Anliegen”.

Die Frage nach den ebenfalls im Koalitionsübereinkommen vereinbarten “Neue Märkte in Stadterweiterungsgebieten” bleibt unbeantwortet. “Markt Neu” erst 2019 Egal, welche Maßnahmen letztlich gesetzt werden – Standler und Marktfans brauchen viel Geduld. Bezirksvorsteher Papai skizziert den Plan: Nach der Studie erfolgt ein Leitbild. 2018 könnte es erste kleinere Maßnahmen geben. Der große Wurf ist erst 2019 möglich. Davor ist kein Geld dafür da!

[danger]KOMMENTAR
Es kann nicht sein, dass in Zeiten des Bio- & ‘Direkt vom Hersteller’-Booms in einem 155.000 Einwohner großen Bezirk ein Markt nicht funktioniert. Auch wir Kunden können etwas beitragen: Einkaufen. Selbst, wenn Sie vielleicht mit den Öffnungszeiten nicht zufrieden sind – geben Sie dem Markt doch zunächst einmal an einem Freitag oder Samstag eine Chance. Dann gibt es auch den Bauernmarkt. Und an die Adresse der Stadt Wien: Aufwachen im Schneckenhaus und aufs Tempo drücken. -H. Neumayer
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