Alte Donau: Intensivste Mähsaison in der Geschichte der Alten Donau – 3.350 Tonnen Wasserpflanzen entfernt

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„Mähboot-Armada“ im Turbo-Einsatz gegen Wasserpflanzen in der Alten Donau. Bild: WGM/Jobst.
„Mähboot-Armada“ im Turbo-Einsatz gegen Wasserpflanzen in der Alten Donau. Bild: WGM/Jobst.
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Ein Sommer der Rekorde auf allen Ebenen ist endgültig zu Ende: Und damit auch die Rekord-Saison der Makrophyten-Mahd in der Alten Donau: Ganze 3.350 Tonnen Mähgut wurden von Anfang April bis Mitte Oktober aus der Alten Donau geholt. „Ich bedanke mich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren enormen Einsatz, die Herausforderung war riesig und zur Freude aller Badegäste und Bootsfahrer wurde das überproportionale Pflanzenwachstum sehr, sehr gut bewältigt“, so Umweltstadträtin Ulli Sima. „Es war der intensivste Einsatz in der Geschichte des Mähens, unsere neuen Maßnahmen – vom Einsatz der wendigen Amphibienboote bis hin zum Sondereinsatz im 2-Schicht-Betireb mit bis zu 70 Personen und das an 7 Tagen die Woche – waren erfolgreich und wir werden daher das Mähmanagement auch nächstes Jahr in dieser Form weiterführen“, so Sima weiter. Die Unterwasserpflanzen, die sogenannten Makrophyten, sind Garant für die hohe Wasserqualität im Naturgewässer.

„Das massive Wachstum der Unterwasserpflanzen stellt uns jedes Jahr vor eine große Herausforderung. Wir müssen die Pflanzen erhalten und schonen, um die hohe Wasserqualität sicher zu stellen und gleichzeitig gilt es, die Alte Donau als Naherholungsgebiet zu sichern. Mit vereinten Kräften und einigen sehr effizienten neuen Maßnahmen ist es uns gelungen, dieses Gleichgewicht zu bewahren“, so Gerald Loew, Abteilungsleiter der MA 45 – Wiener Gewässer.

Neues erfolgreiches Mähmanagement der Stadt Wien

Angesichts des massiven und steigenden Wachstums der Unterwasserpflanzen in den letzten Jahren hat die Stadt Wien 2018 das Mähmanagement auf völlig neue Beine gestellt. Die überdurchschnittlich warmen Monate April und Mai ließen die Unterwasserpflanzen explosionsartig und bis zu 50 cm pro Woche wachsen. Die Stadt Wien reagierte mit dem größten Mäheinsatz in der Geschichte der Alten Donau:

Zahlen, Daten, Fakten

– Waren bei Beginn der Mähsaison Anfang April 8 Mäh- und Sammelboote im Einsatz, wurde die Mähflotte im Juni auf bis zu 18 Boote mehr als verdoppelt.

– Im Juni waren bei einem Sondereinsatz bis zu 70 Personen 7 Tage die Woche auf der Alten Donau auf den Booten oder am Ufer im Einsatz.

– In der gesamten Saison wurden 3.350 Tonnen Mähgut aus der Alten Donau entfernt (zum Vergleich: 2013 waren es 72 Tonnen, 2016 waren es 2.100 Tonnen)

– An manchen Tagen wurden bis zu 100 Tonnen Pflanzenmaterial aus der Alten Donau geholt. Eine solche Menge wurde in den Vorjahren pro Woche gemäht.

– Zum Einsatz kamen heuer die neuen Amphibienboote der Stadt Wien. Diese sind kleiner und wendiger als die früher eingesetzten Mähboote. Ihr größter Vorteil ist, dass sie in einer Tiefe bis zu 2,5 Meter mähen können. Unterwasserpflanzen knapp über den Gewässergrund zu mähen, ist ein wesentlicher Faktor für die Effizienz des heurigen Mäheinsatzes.

– Gemäht wurde heuer in kurzfristig festgelegten Bereichen, in denen alle Mäh- und Sammelboote einen Tag lang gleichzeitig im Einsatz waren. Die Bereiche wurden mit Pflanzensperren versehen, um ein Wegtreiben des Mähgutes zu verhindern.

– Begleitet wurden die Amphibienboote von Motorbooten, die das Schnittgut an dafür vorgesehenen Sammelstellen am Ufer abluden.

– Von dort wird das Schnittgut abgeholt und zum Kompostwerk Lobau gebracht, wo es zu Bio-Kompost verarbeitet wird und als „Guter Grund“ bei den Wiener Mistplätzen erhältlich ist.

– Erstmals in der Geschichte des Mähens wurden Taucherinnen und Taucher herangezogen. Sie mähten in Uferbereichen, in denen ein Einsatz der Boote nicht möglich war, und unter den Boots- und Badestegen.

  • Erstmal bot die Stadt Wien einen kostenlosen Verleih von Mähbalken
  • sogenannten Gehrbalken – für ansässige Betriebe und Vereine an. Diese konnten damit „Feinarbeiten“ bei ihren Anlegestellen selbst durchführen.

Massives Wachstum der Unterwasserpflanzen seit 2014

Die Unterwasserpflanzen, die aquatischen Makrophyten, sind für die ausgezeichnete Wasserqualität in der Alten Donau unbedingt notwendig. Sie wirken als biologischer Filter, der Nährstoffe bindet, und beugen somit einer Trübung vor. Damit sorgen sie für die klare Sicht in der Alten Donau.

In den vergangenen vier Jahren haben sich die Unterwasserpflanzen in der Alten Donau stark ausgebreitet. Im Jahr 2013 betrug die Entnahmemenge rund 72 Tonnen, im Jahr 2016 war sie bereits auf das 30-fache (2.100 Tonnen) angestiegen

Das Phänomen ist nicht nur auf die Alte Donau beschränkt, sondern tritt auch in vielen anderen Gewässern Europas auf. Als wahrscheinliche Ursache gilt die Klimaerwärmung.

Versuchspflanzungen von niederwüchsigen Arten

Das hochwüchsige Ährige Tausendblatt (Myriophyllum spicatum) ist die dominierende Unterwassenpflanzenart in der Alten Donau. Diese Art war, neben anderen Unterwasserpflanzenarten, immer schon in der Alten Donau vorhanden und hat sich als dominierende Pflanzenart auf natürlichem Weg, ohne Einfluss des Menschen, in der Alten Donau großflächig ausgebreitet. ExpertInnen der MA 45 – Wiener Gewässer arbeiten kontinuierlich daran, die Artenvielfalt in der Alten Donau zu erhöhen. Dabei sollen vor allem die niederwüchsigen Characeen gefördert werden. Sie erzielen die gleiche positive ökologische Wirkung auf die Wasserqualität, der Aufwand für die Mäharbeiten könnte aber deutlich reduziert werden.

Im Rahmen des LIFE-Projektes LIFE+ Alte Donau ist es erstmals gelungen, eine größere Fläche an der Unteren Alten Donau bei der Strombucht erfolgreich zu bepflanzen. Die Characeen entwickeln sich dort seitdem ausgezeichnet. Weitere Bepflanzungen in der Alten Donau sind geplant.