Am Spitz: Altes Siedlungshaus weicht Neubau

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Am Spitz 5: Links der Ist-Zustand. Rechts Entwurf für den Neubau. Fotos: DFZ / Winegg.
Am Spitz 5: Links der Ist-Zustand. Rechts Entwurf für den Neubau. Fotos: DFZ / Winegg.

Und wieder verschwindet ein Teil des ,alten Floridsdorfs‘. Mitten im Bezirkszentrum Am Spitz wird ein mehrteiliges altes Hausensemble abgerissen, dass wohl im Ursprung noch auf die Entstehung des Ortes Floridsdorf um 1800 zurückgedeht. Die für Stadtbildfragen zuständige MA 19 bestätigt, „dass kein öffentliches Interesse an der Erhaltung des Gebäudes besteht, da es nicht mehr im ursprünglichen Erscheinungsbild erhalten ist und keine vergleichbaren Objekte mehr in der Umgebung vorhanden sind“.

Am Spitz gibt es auf Nummer 5 neben dem Spar ein neues Bauprojekt: Statt den kleinen uralten Gebäuden sind circa 123 Eigentumswohnungen geplant. Mit dem Abriß wurde offenbar im hinteren Teil begonnen.

Abriss des hinteren Hausteils Am Spitz 5. Foto: zVg.
Abriss des hinteren Hausteils Am Spitz 5. Foto: zVg.

Am Spitz 5 war teilweise durch die Fassade eines Drogeriemarktes verdeckt. Das neue Gebäude wird vor allem eines: wesentlich größer. Laut Entwurf sind neun Geschosse geplant. Das ist dann ungefähr so hoch wie der Lehndorfer Hof an der Ecke zur Schloßhofer Straße nach der derzeitigen Aufstockung. Möglich ist das, weil diese Seite des Spitzes nicht Teil der Schutzzone ist und das Grundstück teilweise Gebäudeklasse 4 aufweist.

Der Neubau von Winegg wird Geschäftsflächen im Erdgeschoss haben, Balkone, Loggien, Terrassen oder Gärten, 71 Tiefgaragenstellplätze und ist „ideal für Anleger und Eigennutzer“. Jetzt ist Baustart, Fertigstellung wohl 2026. Optisch gesellt sich das Haus dann eher zum Spar-Gebäude als zum historischen Umfeld.

Wer die Hoffnung hat, dass die für vor 1945 errichteten Häuser notwendige Überprüfung einen Abriß verhindert, wird enttäuscht: Die für Stadtbildfragen zuständige MA 19 bestätigt, „dass kein öffentliches Interesse an der Erhaltung des Gebäudes besteht, da es nicht mehr im ursprünglichen Erscheinungsbild erhalten ist und keine vergleichbaren Objekte mehr in der Umgebung vorhanden sind“. Daher ist der Abbruch bewilligungsfrei möglich.

Die für Stadtbildfragen zuständige MA 19 bestätigt, „dass kein öffentliches Interesse an der Erhaltung des Gebäudes besteht, da es nicht mehr im ursprünglichen Erscheinungsbild erhalten ist und keine vergleichbaren Objekte mehr in der Umgebung vorhanden sind“. Bei den genannten anderen Gebäuden macht die gleiche behörde ein Tamtam um Fassaden, das die Besitzer zur Weißglut bringt. Der Unterschied in der Beurteilung der MA19 ist nicht immer wirklich nachvolziehbar.

Geplantes gebäude Am Spitz 5. Bild: Winegg.
Geplantes gebäude Am Spitz 5. Bild: Winegg.

„An diesem prominenten Standort gegenüber vom Amtshaus wird das Stadtbild durch einen derart überdimensionierten Neubau schwer beschädigt, und es ist überdies schade, die letzten architektonischen Spuren vom alten Wien sukzessive zu beseitigen“ sagt Gerhard Hertenberger von der Initiative Denkmalschutz. „Wenn hier und in ganz Wien die vorgründerzeitlichen Häuser durch monströse Großbauten ersetzt werden, verliert unsere Stadt an Charakteristik und Lebensqualität“, so Hertenbergers Einschätzung.  Bauträger Winegg hat auf die Anfrage der Floridsdorfer Zeitung bereits 2023 keine Stellungnahme abgegeben.