Am Spitz: Neuer Bau gar nicht ,spitze‘?

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Am Spitz 5: Links der Ist-Zustand. Rechts Entwurf für den Neubau. Fotos: DFZ / Winegg.
Am Spitz 5: Links der Ist-Zustand. Rechts Entwurf für den Neubau. Fotos: DFZ / Winegg.

Dieser Neubau wird Schlagzeilen machen. Am Spitz gibt es auf Nummer 5 neben dem Spar ein neues Bauprojekt: Statt den kleinen uralten Gebäuden sind circa 123 Eigentumswohnungen geplant.

Am Spitz 5 ist derzeit teilweise durch die Fassade eines Drogeriemarktes verdeckt. Das neue Gebäude wird vor allem eines: wesentlich größer. Laut Entwurf sind neun Geschosse geplant. Das ist dann ungefähr so hoch wie der Lehndorfer Hof an der Ecke zur Schloßhofer Straße nach der derzeitigen Aufstockung. Möglich ist das, weil diese Seite des Spitzes nicht Teil der Schutzzone ist und das Grundstück teilweise Gebäudeklasse 4 aufweist.

Der Neubau von Winegg wird Geschäftsflächen im Erdgeschoss haben, Balkone, Loggien, Terrassen oder Gärten, 71 Tiefgaragenstellplätze und ist „ideal für Anleger und Eigennutzer“. Baustart ist Anfang 2024, geplante Fertigstellung: Ende 2025. Optisch gesellt sich das Haus dann eher zum Spar-Gebäude als zum historischen Umfeld.

Geplantes gebäude Am Spitz 5. Bild: Winegg.
Geplantes gebäude Am Spitz 5. Bild: Winegg.

Bis 1980 war laut Bezirkshistoriker Franz Polly die ,Konditorei Kucera‘ im Haus, dann ein Salamander-Schuhgeschäft und die ,Gazelle‘. Der linke ältere Hausteil ist demnach aus 1787 (!) und gehörte dem Hufschmiedmeister Franz Böhm.

Wer die Hoffnung hat, dass die für vor 1945 errichteten Häuser notwendige Überprüfung einen Abriß verhindert, wird enttäuscht: Die für Stadtbildfragen zuständige MA 19 bestätigt, „dass kein öffentliches Interesse an der Erhaltung des Gebäudes besteht, da es nicht mehr im ursprünglichen Erscheinungsbild erhalten ist und keine vergleichbaren Objekte mehr in der Umgebung vorhanden sind“.

Am Spitz 5 im April 2023 - der Ist-Zustand. Bild: DFZ.
Am Spitz 5 im April 2023 – der Ist-Zustand. Bild: DFZ.

Daher ist der Abbruch bewilligungsfrei möglich, erklärt die Baupolizei (MA37) auf Anfrage der DFZ. Derzeit ist lediglich ein Ansuchen um Bewilligung für einen Neubau anhängig.

Bei einem Gebäude nur wenige Meter weiter in der Floridsdorfer Hauptstraße (auf der gleichen Straßenseite, aber in der Schutzzone), sieht die MA19 das Interesse am Erhalt sehr wohl als gegeben. Der Unterschied der Entscheidungen ist nicht immer nachvollziehbar.

Am Spitz 5 steht einem Baubeginn 2024 wohl nichts im Weg. „An diesem prominenten Standort gegenüber vom Amtshaus wird das Stadtbild durch einen derart überdimensionierten Neubau schwer beschädigt, und es ist überdies schade, die letzten architektonischen Spuren vom alten Wien sukzessive zu beseitigen“ sagt Gerhard Hertenberger von der Initiative Denkmalschutz. „Wenn hier und in ganz Wien die vorgründerzeitlichen Häuser durch monströse Großbauten ersetzt werden, verliert unsere Stadt an Charakteristik und Lebensqualität“, so Hertenbergers Einschätzung.

Bauträger Winegg hat auf die Anfrage der Floridsdorfer Zeitung keine Stellungnahme abgegeben. -H. Neumayer

Am Spitz 5 im 3d Stadtplan. Bild: wien.gv.at
Am Spitz 5 im 3d Stadtplan. Bild: wien.gv.at