Auf und Ab bei Leerständen

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Lehndorfer Hof. Bild: DFZ.
Lehndorfer Hof. Bild: DFZ.
Stein

Es ist eines der heißen Themen im  Bezirkszentrum: Die unzähligen leerstehenden Geschäftslokale im Floridsdorfer Bezirkszentrum. Das Erfreuliche: In den Lehndorfer Hof könnte endlich wieder mehr ‘qualitatives’ Geschäftsleben einziehen.

Das große Gebäude Ecke Am Spitz und Schloßhofer Straße (mit der Raiffeisenbank) sollte eigentlich Anfang 2017 umfassend umgebaut und aufgestockt werden. Doch dann entwickelte der nunmehrige Ex-Besitzer eine andere Strategie und hat verkauft. Der neue Eigentümer, Realtrade, hat leerstehende Lokale und Büros bereits offeriert. Ein Sprecher zur DFZ: „Wir werden zwar umbauen, aber sicher nicht in dem damals geplanten Ausmaß. Deshalb vermieten wir die Geschäftsflächen nun: Wir wollen keine billigen Fetzengeschäfte, sondern qualitative Läden, um zu einem Aufschwung im Zentrum Floridsdorfs beizutragen.”

Dementsprechend hoch sind auch die Mieten: 35 Euro pro m2. Macht bei einem 220m2 Lokal 7.700 Euro … Ein Brautmodengeschäft zieht nach zwei Jahren Leerstand in die ehemalige Kofferzentrale ein.

Vis a vis duellieren sich am Beginn der Brünner Straße die Besitzer von ‘Handy-Spitz’ und Kebap-Laden um die drei geschlossenen Geschäfte. Aktueller Stand: Moden Monika gehört dem Handy-Spitz und soll vom Kebap-Laden gemietet werden, Bäckerei Reiter wurde vom Handy-Laden gekauft und wird vermietet, Juwelen Schöll gehört dem Handy-Laden-Besitzer. Alles klar?

RE/MAX Immobilienexperte Gerald Kneissl. Bild: RE/MAX.
RE/MAX Immobilienexperte Gerald Kneissl. Bild: RE/MAX.

Die Vermietung des Kaufpunktes, aktuell optisch der Schandfleck im Bezirkszentrum, wird mit 1271 m2 Nutzfläche wohl schwierig. Obwohl mit 5,50 Euro netto pro m2 fast ein Schnäppchen. Gesamt aber doch 7.000 Euro. „Ein Problem im Bezirkszentrum sind die vielen zu großen Geschäftsflächen”, weiß RE/MAX Immobilienexperte Gerald Kneissl: „Die Tendenz geht klar in Richtung kleinerer Geschäfte.” Ein kleinerer Shop der aktuell angeboten wird: Auch für Küchen Kral wird ein Nachmieter gesucht. Kosten: 2000 Euro.

Nichts Neues gibt es vom Einkaufspitz, die Planungsarbeiten laufen. Bezirksvorsteher Georg Papai (SPÖ): „Auch wenn es mancher Bürger glaubt: Der Bezirksvorsteher kann nicht einteilen, wohin welches Geschäft kommt. Das ist ein freier Markt, wir können nur Rahmenbedingungen verbessern!”

Ein Stück weiter stehen mehrere Flächen in den Gemeindebauten Lötsch- und Schlingerhof leer. Ansonsten ist man bei Wiener Wohnen mit der Entwicklung durchaus zufrieden und zählt die Neueröffnungen auf: Das Lokal der Gebietsbetreuung, das Küchenstudio auf der Brünner Straße, ‘Musikuniversum Fahrbach’, sowie das neue Friseurgeschäft ‘Scherkunst’ gegenüber dem Schlingermarkt. Bei letzterem kann man nicht nur darüber diskutieren, wie gelungen der Name ist. Der fast benachbarte Friseur Hollywood ist wenig amüsiert, dass man ihm trotz gegenteiliger Versprechungen vor 20 Jahren einen weiteren Friseur daneben setzt. Für den Ex-BIPA zeichnet sich eine Lösung mit einem „traditionellen österreichischen Dienstleistungsunternehmen” ab. Sprecherin Renate Billeth: „Für drei Lokale haben wir einen Interessenten aus der Kreativszene. Drei weitere Geschäftslokale werden derzeit für eine Neuvermietung vorbereitet.” Wer sich für ein Lokal im Schlingermarkt-Grätzl interessiert, kann sich auf www.wienerwohnen.at/lokale unverbindlich vormerken lassen.

Problemkind Amtshaus

Weniger erfreulich ist, dass es mehrere Leerstände im Floridsdorfer Amtshaus gibt. Standardantwort: „Eigenbedarf!” Im ehemaligen Bürgerdienstlokal wird etwa Bauschutt gelagert. Die Umbauten werden noch circa zwei Jahre dauern.

Auf der Floridsdorfer Hauptstraße und der Prager Straße gibt es ebenfalls Langzeit-Leerstände. Und neben der Erste Bank Am Spitz hat der 1-Euro-Laden nach wenigen Monaten wieder geschlossen. Experte Kneissl nennt die verschiedenen Gründe: „Viele Geschäfte wurden jahrelang nicht renoviert, Vormieter wollen hohe Ablösen, immer mehr Geschäfte werden nur noch befristet vermietet. Und natürlich sind die Mieten meist zu hoch, deshalb sind Objekte oft mehr als 1000 Tage am Markt. Im Zweifel lassen Besitzer Lokale lieber leerstehen.” Kneissls Hoffnung schließen sich wohl viele Floridsdorfer an: „Dass der Einkaufspitz bald in neuer Pracht erstrahlt und einige Betriebe vom G3 zurückkehren …” -Hannes Neumayer