Negative Schlagzeilen machte Floridsdorf jahrelang nur durch den Bahnhof oder einen Straßenstrich in Strebersdorf: 2022 haben „auffällige Jugendgruppen“ an mehreren Hotspots die Headlines dominiert. Negativer Höhepunkt: Unfassbare Silvesterrandale in Jedlersdorf und Leopoldau.
„In Floridsdorf kam es zu einem größeren Einsatz mit zahlreichen Jugendlichen. In der Mitterhofersiedlung kamen Jugendliche zusammen und zündeten zahlreiche pyrotechnische Gegenstände. Kurzzeitig kam es auch zu einem Beschuss der einschreitenden Beamten durch mit Sturmmasken und Schals vermummte Personen. Insgesamt wurden 221 Identitätsfeststellungen durchgeführt und zahlreiche strafrechtliche und verwaltungsrechtliche Anzeigen sowie Anzeigen nach dem Pyrotechnikgesetz erstattet.“, so die nüchterne Polizeibilanz des Einsatzes in ‘Manhattan’. Aber auch etwa im Denglerpark und der Siedlung Autokaderstraße kam es zu Sachbeschädigungen.
Im Internet kursierende Videos zeigen Szenen die aus einem Actionfilm stammen könnten: Teenager attackierten Beamte mit
Pyrotechnik – die Polizei griff knallhart durch. Dass Silvester kein durchschnittlicher Polizeieinsatz war, bestätigt auch Oberst Michael Holzgruber, Floridsdorfs oberster uniformierter Polizist: „In der Mitterhofergasse gab es gezielte Angriffe auf die Polizei.“ Auffällig: Aufforderungen der Polizei wurden von den Jugendlichen kaum bis gar nicht angenommen. Eigentlich ein Wunder, dass nichts Schlimmeres passiert ist.
Insgesamt beurteilt Holzgruber: „Der Einsatz ist erfolgreich verlaufen. Die Polizei hat alles unter Kontrolle gebracht. Die Rückmeldungen von Anrainern waren ebenfalls positiv.“
Bereits in den Wochen vor Weihnachten hatte die Polizei vor allem Einreisende aus Nachbarländern kontrolliert und hunderte Pyrotechnikgegenstände abgenommen. Dennoch ging es in Floridsdorf in allen Grätzeln ab. Ein Video aus der Kürschnergasse ist mehr als heftig. Mehrere Container und Mistkübel wurden gesprengt: Keine hundert Meter von einer Polizeistation entfernt.
Schockiert zeigen sich FPÖ-Gemeinderat Wolfgang Irschik, und der Klubobmann der Floridsdorfer FPÖ, Karl Mareda, „über die Gewaltorgien. Die Gewaltbereitschaft der mit Sturmmasken und Schals vermummten Jugendlichen am Silvester-Abend hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Polizeibeamte wurden in der Floridsdorfer Mitterhofersiedlung mit pyrotechnischen Gegenständen unter Beschuss genommen.“ Sie fordern „harte Strafen für Silvester-Randalierer“.
Ob die Jugendlichen wie die FPÖ meint, Migrationshintergrund haben oder quer durch alle Bevölkerungsschichten gehen, da gehen die Meinungen auseinander. Mareda bezeichnet es als bedenklich, dass es von Bürgermeister und Bezirksvorsteher nicht „auch nur eine Silbe der Distanzierung, der Zurechtweisung oder gar Verurteilung bezüglich der ungeheuerlichen, skandalösen und extrem heftigen Ausschreitungen im 21. Bezirk zur Silvesternacht“ gebe.
Bezirksvorsteher Georg Papai stellt im DFZ-Gespräch klar: „Alle müssen sich an die Regeln halten und es braucht noch mehr Polizisten im Bezirk. Ich bin nicht blind und wir müssen uns der Probleme annehmen: Aber so zu tun, als gäbe es 24 Stunden Krawalle in Floridsdorf, lehne ich ab. Unser Bezirk steht für ein Netzwerk des Miteinanders.“ Außerdem will Papai dem tschechischen Außenminister einen Brief schreiben und ein Verkaufsverbot von Pyrotechnik über der Grenze anregen.
Dass die Krawalle nicht ausschließlich ein Silvesterproblem sind, ist auch klar. Erst im September gab es in der Pastorstraße in Leopoldau einen Krisengipfel, nach dem Anrainer berichteten, dass „‘Gfraster’ uns terrorisieren“. Holzgruber berichtet, „dass es danach mit unserer Hilfe ruhiger und unauffälliger wurde. Im November und Dezember gab es wieder einige Delikte.“ Auch zwei Raubdelikte sind dokumentiert.
„Das Wohnumfeld bei großen Wohnanlagen zieht Jugendliche aus ganz Wien an, die sich über soziale Medien verabreden“, so Holzgruber. Er will „Jugendliche nicht pauschal verteufeln. Aber die klare Grenze sind strafbare Handlungen.“ Die Präventionsarbeit mit Beamten in Schulen, Grätzelpolizisten und Sozialarbeitern soll wieder intensiviert werden. -Hannes Neumayer