B232: „Klima-Highway für Fahrräder und Öffis statt Autobahn durch Floridsdorf“

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Der Plan zeigt die Pläne für die B232. Bild: DFZ.
Der Plan zeigt die Pläne für die B232. Bild: DFZ.

Floridsdorf bekommt eine neue Bundesstraße. Die B232 soll das Donaufeld mit der Stammersdorfer Straße verbinden. Allerdings nur als Rad-Highway und für Öffis. Für den motorisierten Individualverkehr ist die (neue) Straße gesperrt. Die Pläne haben Stadträtin Ulli Sima und Bezirksvorsteher Georg Papai jetzt präsentiert.

Seit fünf Jahren wird im 21. Bezirk heftig diskutiert: Braucht es die B232 (die im Amtsdeutsch HB232, also Hauptstraße B genannt wird) oder ist das nur eine schlechte alte Idee. Eine Bürgerinitiative warnte vor einer vierspurigen Hochleistungsstraße mit starken negativen Auswirkungen. Das jetzt präsentierte Ergebnis ist wohl anders, als von den meisten erwartet: Die Straße kommt – aber durchgängig nur für Radler und Öffis.

Nostalgische Fans des motorisierten Verkehrs wissen: In alten Plänen war die B232 die Autobahn-Verbindung von der Brigittenauer Brücke über die Alte Donau, die letztlich bis zum heutigen Knoten Eibesbrunn führen sollte. Laut gültiger Flächenwidmung wäre auch heute noch ein vierspuriger Ausbau bis zum Friedhof Stammersdorf möglich. „Radweg und Öffi-Straße statt Autobahn“, nennt Planungsstadträtin Ulli Sima „das sehr schöne Konzept für eine innovative Nutzung“. Angestossen hat die vorliegenden Vorschläge Bezirksvorsteher Georg Papai, das Konzept wurde von der MA18 gemacht.

Grafik: Stadt Wien.
Grafik: Stadt Wien.

Auf rund 6 km Länge soll ein „Klima-Highway für Fahrräder und Öffis“ geschaffen werden, so die offizielle Sprachregelung. Tatsächlich ist es für das traditionell autofahrerfreundliche Floridsdorf, in dem Radwege teilweise katastrophal schlecht sind, ein ungewöhnlicher Entwurf. Eine Bundesstraße zu bauen, auf der dann (abschnittsweise) aber nur Radler und ein Bus fahren dürfen – davon war auch innerhalb der Bezirks-SPÖ vor fünf Jahren noch keine Rede. Jetzt wird es „die erste Öffi- und Radfahrstraße Wiens“.

Effektiv neu gebaut werden vorerst nur 550 Meter über ein Feld vom Satzingerweg zur Leopoldauer Straße (alle Details siehe Artikel rechts unten). Eben dieses Stück wird für den motorisierten Individualverkehr nicht freigegeben sein. „Floridsdorf und seine Bewohner bekommen das, was sie brauchen: Eine neue Radverbindung von der Alten Donau bis zur Stadtgrenze! Und eine neue Busverbindung mit der etwa die Siemensäcker künftig noch besser an die Öffis angeschlossen sind“, so Bezirksvorsteher Georg Papai.

Eine neue Buslinie könnte von der U-Bahnstation Kagran bis nach Großjedlersdorf geführt werden. Zwischen Angyalföldstraße und Katharina-Scheiter-Gasse würde diese neue Bus-Route entlang der Trasse der B232, parallel zum ausgebauten Rad- und Fußweg, führen. Die neue Buslinie würde ab Katharina-Scheiter-Gasse ins alte Ortszentrum von Großjedlersorf abbiegen und damit die Route der HB 232 verlassen. In der Hans-Czermak-Gasse wurden Stationen schon mitgeplant. Ein kurz geführter Bus könnte sogar rascher, also vor Fertigstellung des neuen Straßenabschnitts, fahren. Diese Buslinie ist aber nicht fix, Details wurden nicht genannt.

Pressekonferenz zur "HB 232 in Floridsdorf - Radhighway statt Autobahn" mit StRIn Ulli Sima und BV Georg Papai. Bild:  PID/VOTAVA.
Pressekonferenz zur „HB 232 in Floridsdorf – Radhighway statt Autobahn“ mit StRIn Ulli Sima und BV Georg Papai. Bild: PID/VOTAVA.

Im nördlichsten Abschnitt zwischen Stammersdorfer und Gerasdorfer Straße wird die Straße nicht (aus)gebaut, es wird in der Flächenwidmung sogar zu einer Rückwidmung kommen. Papai: „In dem Bereich würden wir nur mehr Verkehr in den Bezirk lenken. Das wäre nicht im Sinn der Floridsdorfer oder der Anrainer. Mit der Rückwidmung ist ein für alle Mal klargestellt: Hier wird es keine Straße geben.“ In diesem nördlichen Teil sollen die letzten Lücken im Radwegnetz nach Niederösterreich geschlossen werden. Ein durchgängiger Radweg von der Alten Donau im Süden bis zum Marchfeldkanal im Norden ist das Ziel.

Der Abschnitt zwischen Gerasdorfer Straße und ehemaligem Gaswerk Leopoldau wird geplant, aber erst später als „Sammelstraße bzw. Hauptstraße mit einem Fahrstreifen pro Fahrtrichtung“ gebaut. Ob dort dann nur Betriebe zufahren dürfen, bleibt offen. Wo derzeit gar keine Verbindung besteht, soll künftig mit einer mit Bäumen bepflanzten Allee der Rad- und Fußweg ausgebaut werden.

Die Behörden gehen nun in die Detailplanung, die zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen wird. Großer Fallstrick: Braucht es eine Umweltverträglichkeitsprüfung? Wenn ja, könnte es eine sehr langfristige Verzögerung geben. Sima: „Ich hoffe, dass es kein UVP-Verfahren braucht. Der neu zu errichtetende Abschnitt wird nur von Bussen und Radfahrern genutzt.“ Auch eine Kostenschätzung gibt es noch nicht. Wo nur Radwege gebaut werden, könnte es auch schneller gehen. -Hannes Neumayer

„B232-Garantie, dass am Ende nicht doch Autos fahren“

Die Bürgerinitiative ‘NEIN zur B232’ begrüsst das Ergebnis der Verkehrsstudie. Sprecher Herbert Loder: „Positiv ist die angekündigte Teilrückwidmung im Norden. Damit können nun auch bis zur östlichen Mauer am Stammersdorfer Friedhof Bäume gesetzt werden, die bisher aufgrund der Flächenwidmung ‘Verkehrsband’ nicht zulässig waren. Die zwischen Hans-Czermak-Gasse und Leopoldauer Straße vorgeschlagene Fahrradstraße mit Linienbusverkehr ist ein Fortschritt. Ob die Umsetzung des präsentierten Konzepts für Floridsdorf positiv wirkt, hängt noch sehr von den Detailplanungen ab, den der Teufel steckt im Detail.“

ÖVP-Gemeinderat Erol Holawatsch: „Ich begrüße, dass die Stadt Wien sich nach jahrelangen Diskussionen endlich etwas überlegt hat. Alles was eine Verbesserung im Sinne des Modal Split bringt, befürwortet die ÖVP. Das entspricht auch dem Zeitgeist einer modernen Verkehrspolitik, wie wir sie bereits seit Jahren fordern. Aber wir müssen uns die Pläne noch genau im Detail ansehen.“

ÖVP-Gemeinderat Erol Holawatsch. Bild: Philipp Monihart/ÖVP.
ÖVP-Gemeinderat Erol Holawatsch. Bild: Philipp Monihart/ÖVP.

Bezirksrat Alexander Polansky von den Grünen: „Sehr positiv finde ich, dass es im nördlichen Teil durch eine Rückwidmung wieder Grünland gibt. Das haben wir Grüne schon lange gefordert. Bei den anderen Teilstücken habe ich ein bisserl Bauchweh, dass später der Druck der Autolobby so stark ist, und dann nicht nur Bus und Radfahrer, sondern auch Autos fahren. Vielleicht wäre ähnlich der Bisamberg-Garantie von  Ex-Bezirksvorsteher Lehner eine B232-Garantie eine Lösung, damit die Straße am Ende nicht doch wieder für Autos gebaut wird. Spätestens beim Ausbau des nördlichen Teils braucht es eine Entlastung der Ruthnergasse. Und ein Bus für die Schichtgründe wäre
extrem wichtig, die Leute müssen zu den Öffis derzeit 700 Meter gehen.“

FPÖ Klubobmann Karl Mareda fordert eine Umweltverträglichkeitsprüfung und ein Trassenfestlegungsverfahren: „ Wenn die SPÖ eine Bundesstraße plant, auf der nur Radfahrer und die Wiener Linien fahren dürfen, widerspricht das wahrscheinlich dem Bundesstraßengesetz. Außerdem sollen dann bitte auch Radfahrer für die Errichtung aufkommen. Es kann doch nicht sein, dass der Autofahrer die Straße bezahlt, aber nicht darauf fahren darf. Das wäre ja so als wenn man eine Wohnhausanlage errichtet in der keiner wohnen soll, ausgenommen der Hausmeister.“

Karl Mareda (FPÖ). Bild: FPÖ.
Karl Mareda (FPÖ). Bild: FPÖ.

B232: Das sind die Detailpläne

Der Plan zeigt die Pläne für die B232. Bild: DFZ.
Der Plan zeigt die Pläne für die B232. Bild: DFZ.

Die B232 beginnt an der Kreuzung der B3 (Angyalföldstraße) und führt als Hans-Czermak-Gasse bis zum Satzingerweg. Dieser Teil ist bereits seit wenigen Monaten fertiggestellt.

Neu gebaut werden circa 550 Meter, jetzt ist hier ein Feld neben dem Teresa-Tauscher-Park, bis zur Leopoldauer Straße. Es wird zwei Spuren für Busse und Einsatzfahrzeuge geben und baulich getrennte Radwege, etc. Für den öffentlichen, privaten Pkw-Verkehr ist dieser Abschnitt gesperrt.

Von der Leopoldauer Straße über die Josef-Brazdovics-Straße, bis zur Siemensstraße bleibt die Straße wie sie ist.

Auch im nächsten Abschnitt – die Richard-Neutra-Gasse unter den Bahngleisen durch bis zu ‘Neu Leopoldau’ (Tauschekgasse) – existiert die Straße bereits. Sie wird allerdings umgebaut. Es wird baulich getrennte Radwege geben. Dafür werden wohl bis zur Unterführung auf einer Seite Parkplätze wegfallen.

Der weitere Verlauf bis zur Gerasdorfer Straße wird erst in einer zweiten Phase gebaut. Nämlich dann, wenn es rund um das ehemalige Gaswerk zu vermehrten Betriebsansiedlungen kommt. Der Verlauf wäre eine Verlängerung der Richard-Neutra-Gasse mit einer S-Kurve über das Feld als Draugasse bis zum Kreisverkehr Gerasdorfer Straße. In diesem Abschnitt ist laut Flächenwidmdung auch weiterer Wohnbau geplant. Ob die Straße hier auch für den allgemeinen Verkehr freigegeben wird, wollte sich niemand festlegen.

Die Weiterführung über den Grenzweg bis zur Stammersdorfer Straße wird ‘rückgewidmet’. Das heißt, der Verlauf wird auch in der Flächenwidmung nicht mehr aufscheinen. Aber auch hier soll es einen Radweg geben.

Definitiv nicht gebaut wird eine Verbindung von der Stammersdorfer Straße über den Marchfeldkanal bis zur Brünner Straße in Niederösterreich. Allerdings könnte es auch hier einen Radweg geben, der de facto auch schon vorhanden ist.

Im Süden wünscht man sich eine Verlängerung des Rad-Highways B232 bis zur Alten Donau. Das müsste aber durch das Fachzentrum und quer durch private Grundstücke erfolgen. Eine Umsetzung kann frühestens mit Abschnitt zwei der Stadtentwicklung im Donaufeld erfolgen. Realistisch wird das nicht vor 2035 passieren.

Planänderung für die sogenannte HB 232 in Floridsdorf: Ganz im Sinne der Stadt der kurzen Wege und der klimafreundlichen Mobilität ist es das Ziel von Stadt und Bezirk, die Trasse der „HB 232“ nicht – wie vor mehr als vier Jahrzehnten geplant – für den motorisierten Individualverkehr auszubauen, sondern als rund 6 km langen „Klima-Highway“ für Fahrräder und Öffis zu gestalten. „Die Planänderung ist möglich, weil durch den Bau von A5 und dem bereits realisierten Teil der S1 Nord eine hochrangige Straße durch den Bezirk überflüssig geworden ist. Die Trasse wird künftig in eine attraktive Nord-Süd-Verbindung für den Öffi-, Rad- und Fußverkehr entlang von Landschaftsschutzgebieten umgewandelt und ermöglicht die Erschließung für Stadtentwicklungsgebiete wie Neu Leopoldau“, so Planungsstadträtin Ulli Sima. „Als Bezirk ist es uns wichtig, einerseits die Erschließung neuer Stadtgebiete zu gewährleisten, andererseits dem Bedürfnis der Bevölkerung nach Naturnähe und neuem Grünraum sowie guten Rad- und Öffi-Verbindungen Rechnung zu tragen. Mit den neuen Plänen für die HB 232 schaffen wir einen vielseitigen Verkehrsweg, der auf diese unterschiedlichen Bedürfnisse und Anforderungen optimal und flexibel eingeht,“ so der Bezirksvorsteher von Floridsdorf Georg Papai.

Vor mehr als vierzig Jahren war die HB 232 (HB steht für Hauptstraße B, eine ehemalige Bundesstraße, die nun Gemeindestraße mit erhöhter Verkehrsbedeutung ist) als Autobahn Richtung Brünn geplant. Das war in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Doch noch heute ist die Trasse, für die bereits seit Anfang der 2000er Jahre das Bundesland Wien zuständig ist, in der entsprechenden Breite dem hochrangigen Verkehr gewidmet und seit Längerem wurde überlegt, was mit der Fläche passieren soll. Nun ist klar: Anstelle einer 4-spurigen Straße wird eine durchgängige hochrangige Radverbindung geschaffen – von der Alten Donau bis nach Niederösterreich! – streckenweise in Kombination mit einer Busverbindung und als Erschließungsstraße für Stadtentwicklungs- und Betriebsgebiete.

Südlicher Teil: Neue Radwege und Lückenschlüsse – mögliche neue Buslinie

Im Süden entsteht im Zuge der Stadtentwicklung Donaufeld eine ganz neue Radverbindung von der Alten Donau bis zur Angyalföldstraße, wo sie an den bestehenden Radweg anschließt. Ab Angyalföldstraße beginnt dann die eigentliche Trasse der HB 232. Diese weist derzeit keine durchgängige Radverbindung auf, die Route ist im Gegenteil durch Lücken und unattraktive Umwege geprägt. So gibt es auch zwischen Satzingerweg und Leopoldauer Straße derzeit keine direkte Verbindung. Diese Lücke soll nun geschlossen werden. Die Straße wird hier ausgebaut – jedoch nur für Busse, Fahrräder und Fußgänger*innen! Für den motorisierten Individualverkehr ist die Straße gesperrt. Mit dem Ausbau der Straße wird auch die bestehende Radweg-Lücke zwischen Satzingerweg und Leopoldauer Straße geschlossen. Eine durchgängig hohe Qualität der Radverbindung hat auf der Route der HB 232 Vorrang: Ab der Siemensstraße wird anstelle der bestehenden Mehrzweckstreifen ein baulich getrennter Radweg errichtet.

Darüber hinaus ist geplant, die Öffi-Anbindung in Floridsdorf zu verbessern: Wo es bisher keine Öffi-Verbindung gibt, könnte eine neue Buslinie von der U-Bahnstation Kagran bis nach Großjedlersdorf geführt werden. Zwischen Angyalföldstraße und Katharina-Scheiter-Gasse würde diese neue Bus-Route entlang der Trasse der HB 232, parallel zum ausgebauten Rad- und Fußweg, führen.

Mittelteil: Ausbau als Erschließungsstraße für Stadtentwicklung

Um das Stadtentwicklungsgebiet Neu Leopoldau und Betriebsgebiete im Norden optimal an die U1 Kagran und an das “Zentrum Kagran” anzubinden, ist die Errichtung einer Sammelstraße bzw. Hauptstraße mit einem Fahrstreifen pro Fahrtrichtung im Abschnitt Tauschekgasse bis Gerasdorfer Straße geplant. Wo derzeit gar keine Verbindung besteht, soll künftig mit einer mit Bäumen bepflanzten Allee der Rad- und Fußweg ausgebaut sowie das Stadterweiterungsgebiet erschlossen werden. Stadt und Bezirk schauen voraus: Der Ausbau ermöglicht auch die weitere Siedlungsentwicklung nördlich der Katharina-Scheiter-Gasse. 

Die neue Buslinie würde ab Katharina-Scheiter-Gasse ins alte Ortszentrum von Großjedlersorf abbiegen und damit die Route der HB 232 verlassen.

Nördlicher Teil: Rückwidmung in Grünraum

Im Norden werden auch in Zukunft gar keine Autos fahren! Im nördlichen Abschnitt Gerasdorfer Straße bis Stammersdorfer Straße wird entlang des Landschaftsschutzgebietes die Verkehrsband-Widmung auf Wiener Gebiet komplett aufgelassen und in Grünraum rückgewidmet. Denn eine durchgehende Verbindung für den motorisierten Individualverkehr zur Stammersdorfer Straße ist nicht mehr notwendig. Statt die Straße auszubauen, werden auch hier im nördlichen Teil die letzten Lücken im Radweg nach Niederösterreich geschlossen – konkret zwischen dem Abschnitt Grenzweg und Stammersdorfer Straße –, so dass ein qualitativ hochwertiger, durchgängiger Radweg von der Alten Donau im Süden bis zum Machfeldkanal und Regionalpark Drei Anger im Norden entsteht, wo er dann an das Niederösterreichische Radwegenetz anschließt.

Ausführliche Stellungnahmen:

Grüne Wien/Sequenz, Berger begrüßen das Aus für B232-Autobahnpläne in Floridsdorf – Öffi-Rad-Straße im südlichen Abschnitt muss dauerhaft abgesichert werden.

„Die rot-pinke Stadtregierung ließ endlich die Autobahnpläne zur B232 aus den 1970er-Jahren fallen“, freut sich Heidi Sequenz, Gemeinderätin und Mobilitätssprecherin der Grünen Wien, und gratuliert der Bürgerinitiative „Nein zur B232“ zu ihrer Beharrlichkeit. Die Grünen unterstützen seit Jahren deren Arbeit mit Anträgen auf Bezirks- und Gemeinderatsebene. „Für die Anrainer:innen des nördlichen Abschnitts, der nun in Grünland rückgewidmet wird, ist diese Entscheidung eine große Erleichterung. Nach Jahrzehnten der Ungewissheit, ob die gewidmete vierspurige Trasse direkt neben ihren Häusern und Wohnungen vorbeiführen wird oder nicht, gibt es nun endlich Klarheit“, so Sequenz. 

Dass südlich davon Felder für eine Busspur und einen Radweg zubetoniert werden, sieht Heinz Berger, Klubobmann der Floridsdorfer Grünen eher kritisch: „Eine Busanbindung für die Schichtgründe braucht nicht die Errichtung eines Straßenabschnitts durch ein Feld, auch der Radweg könnte woanders verlaufen“. Weiters befürchtet er, dass diese Öffi-Rad-Straße dann bald für den allgemeinen Verkehr geöffnet werden könnte. „Im 21. Bezirk gibt es mit der Katharina Scheiter-Gasse bereits eine Straße, die ausschließlich dem Öffentlichen Verkehr und dem Radverkehr vorbehalten ist. Leider gibt es immer wieder Versuche, sie für den Kfz-Verkehr zu öffnen. Es muss daher sichergestellt werden, dass die angekündigte Öffi-Rad-Straße auch tatsächlich eine solche bleibt“, betont Berger.

Bürgerinitiative „NEIN zur B232“ begrüsst Ergebnis der Verkehrsstudie und fordert nun Taten

  • Präsentation des „Klima-Highways“ für Radverkehr und Öffis statt einer Hochleistungsstraße wird als Schritt in die richtige Richtung begrüsst
  • positiv ist die angekündigte Teilrückwidmung im Norden zwischen Gerasdorfer Straße und Stammersdorfer Straße
  • vier Meter breite Fahrradstraße mit Linienbusverkehr im Süden zwischen Hans-Czermak-Gasse und Leopoldauer Straße als Fortschritt diskussionswürdig
  • Sammelstraße zwischen Tauschekgasse und Gerasdorfer Straße zieht neuen Durchzugsverkehr an und braucht bessere Detailumsetzung
Ergebnis der Verkehrsstudie: „Klima-Highway“ für Radverkehr und Öffis statt vierspuriger Hochleistungsstraße

Das seitens der Stadt- und Bezirkspolitik vorgestellte neue Konzept die Hochleistungsstraße B232 in einen „Klima-Highway“ für Fahrräder und Öffis um zugestalten, wird in seinen Grundzügen als zeitgemäß und nachhaltig seitens der Bürgerinititiative „NEIN zur B232“ begrüsst. „Wir freuen uns, dass nun – anders als noch vor einem Jahr – auch die Politik ehrlich genug ist und von einer vierspurigen Hochleistungsstraße spricht.“ erklärt Herbert Loder, Sprecher der Bürgerinitiaitve. „Nach dem Dürre-Sommer und mit der Einführung des Parkpickerls in Floridsdorf war klar, dass eine Autobahn mitten durch Wohngebiete kein zeitgemäßes Konzept mehr ist. Ob die Umsetzung des präsentierten Konzepts für Floridsdorf positiv wirkt, hängt noch sehr von den Detailplanungen ab, den der Teufel steckt im Detail.“ so Herbert Loder.  

Bürgerinitiative begrüßt geplante Teilrückwidmung

Besonders positiv wird die Ankündigung gesehen, dass im nördlichen Abschnitt die 24-28 Meter breite Flächenwidmung Verkehrsband zwischen Gerasdorfer Straße und Stammersdorfer Straße in Grünland umgewidmet werden soll. Damit können nun auch bis zur östlichen Mauer am Stammersdorfer Friedhof Bäume gesetzt werden, die bisher aufgrund der Flächenwidmung Verkehrsband nicht zulässig waren. 

Rad- und Busstraße statt Hochleistungstrasse mit Licht und Schatten

Die zwischen Hans-Czermak-Gasse und Leopoldauer Straße vorgeschlagene Fahrradstraße mit Linienbusverkehr wird gegenüber der vierspurigen Hochleistungsstraße als Fortschritt bewertet. Für eine geringe Bodenversiegerlung ist die Fahrradstraße aber nur mit vier Meter Breite auszuführen, und für die Begegung der Linienbusse eine Ausweiche vorzusehen. Weiters braucht es eine mechanische Sperre mittels im Boden versenkbare Poller, um illegalen Durchzugsverkehr zu verhindern. 

Kritisch wird die Busstraße zwischen der Tauschekgasse und der Gerasdorfer Straße gesehen, weil bei einer Ausführung als Sammelstraße noch unklar ist wie ein möglicher Durchzugsverkehr verhindert werden soll. Auch hier bietet sich die Ausführung als vier Meter breite Fahrradstraße mit Poller und Ausweichen für den Linienbusverkehr an. „Als ersten Schritte wäre ein fester Schotterbelag für die bestehende Radverbindung Gersadorfer Straße zur Tauschekgasse ausreichend und könnte kostengünstig 2023 umgesetzt werden. Für die Umsetzung einer Busstraße braucht es noch genauere Planungen und Gespräche, weil die Anbindung an das Zentrum Kagran durch die U1 ab Leopoldau bereits gegeben ist.“ bekräftigt Sprecher Herbert Loder abschließend. 

Lasst den Worten Taten folgen: Streichung als Hauptstraße B 

Die Bürgerinitiative „NEIN zur B232“ wird auch weiterhin Gespräche mit den Verantwortlichen für die gemeinsame Erarbeitung der Detaillösung führen. Klar ist aber auch, dass als erste Taten rasch die Streichung der der B232 als Hauptstraße B aus dem Wiener Straßengesetz sowie die Rückwidmung des Verkehrsbands im Flächenwidmung- und Bebauungsplan zwischen Gerasdorfer Straße und Stammersdorfer Straße erfolgen kann.

FPÖ-Mareda: Im Widerspruch mit dem Bundesstraßengesetz

„Die Verkehrsbandwidmung der B232 wurde seinerzeit für den motorisierten Individualverkehr gemacht und sollte als hochrangige Durchzugsstraße die Wohngebiete entlasten. Laut Bundesstraßengesetz ist vor den Ausbau eine diesbezügliche Umweltverträglichkeitsprüfung und  ein Trassenfestlegungsverfahren in Auftrag zu geben. Es stellt sich hier generell die Frage ob die derzeitigen Pläne für den Ausbau der B232 nicht ohnehin im Widerspruch mit dem Bundesstraßengesetz stehen.

Wenn die SPÖ nun eine Bundesstraße plant auf der nur Radfahrer und die Wiener Linien fahren dürfen, (wiederspricht  wahrscheinlich dem Bundesstraßengesetz) dann sollen doch bitte auch diese für die Errichtung aufkommen. Den die dafür erforderlichen Finanzmittel kommen ja zum größten Teil aus den zweckgebundenen KFZ und Mineralöl Steuern.

Die derzeitige Planung ist weder Fisch noch Fleisch. Entweder machen sie es richtig oder lassen es gleich ganz bleiben. Es kann doch nicht sein dass der Autofahrer die Straße bezahlt aber nicht darauf fahren darf. Das wäre ja so als wenn man eine Wohnhausanlage errichtet in der keiner wohnen soll, ausgenommen der Hausmeister.  Bezüglich Radfahrer sei noch erwähnt, dass keine 300 Metter daneben die B3 mit Lärmschutzwenden und beidseitigen Radwegen verläuft.

Ein dringender bedarf für die Radfahrer besteht hier auf keinen Fall, sehr wohl für die zahlreichen KFZ Lenker der 6000 Wohnungen im neu Donau Feld sowie der 2500 Wohnungen in neu Leopoldau und der restlichen Floridsdorfer entlang dieser Achse.  Der Name “hochrangige Durchzugsstraße“ trägt zu recht diesen Namen und die Floridsdorfer Bevölkerung hat sich dieses SPÖ Kasperltheater nicht verdient. Bezirksvorsteher Papai und seine roten Rathauschaoten tragen für diesen Verkehrspolitischen Schwachsinn die volle Verantwortung.“