Nach Jahrzehnten verliert die SPÖ in Gerasdorf den Bürgermeisterposten. Den Bürgermeister wird die FPÖ mit Dietmar Ruf stellen. SPÖ-Noch-Bürgermeister Hans Jürgen Peitzmeier hat in der NÖN bereits seinen kompletten Rückzug aus der Politik angekündigt. Das auch in den letzten zwei Jahren offenbar bei den Gerasdorfer Roten nicht alles rosarot war, zeigt ein Posting von Noch-Stadtrat Michael Kramer (SPÖ): „… einige amtierende Stadträte waren nicht in der Lage, die Herausforderungen der letzten Jahre zu meistern“, heißt es da etwa.
Offiziell will die SPÖ Gerasdorf nun „eine starke Opposition führen und sich weiterhin für die Anliegen von Gerasdorfs Bürger mit voller Kraft einsetzen“, heißt es in einer Aussendung. „Unser Versprechen bleibt: Wir stehen für ein gerechtes, lebenswertes und zukunftsorientiertes Gerasdorf“, so SPÖ-Stadtparteiobfrau Helga Oberleitner. Peitzmeier in der NÖN: „Die Gespräche mit der FPÖ waren sehr gut, wir waren immer auf Augenhöhe“. Auch mit der ÖVP habe es gute Gespräche gegeben.
Peitzmeiers Kür zum Vojta-Nachfolger vor knapp mehr als einem Jahr hat viele Gerasdorfer verwundert. Galt doch Stadtrat Michael Kramer quasi als designierter Nachfolger – er führte auch den Titel ,ständiger Vertreter des Bürgermeisters‘ und war Parteiobmann der SPÖ Gerasdorf. Bei der Wahl im Jänner stand er aber nicht einmal mehr auf der Kandidatenliste. Über die Gründe schweigen sich bis heute – offiziell – alle aus. Ganz so friktionsfrei dürften die Vorgänge in der SPÖ rund um den Rückzug von Alexander Vojta als Langzeit-Bürgermeister wohl nicht gewesen sein.
Auf Facebook spricht Kramer gestern Abend von „einem einschneidenden Moment für Gerasdorf“. Und der Stadtrat Richtung seiner eigenen Partei: „Doch einige aktuelle Akteure lassen leider wenig politische Erfahrung erkennen. Das nötige Fingerspitzengefühl für die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger fehlt leider bei vereinzelten Stadträten gänzlich. Insbesondere im Bildungs- und Verkehrsbereich erkannte man teilweise massive Fehleinschätzungen, was auch an den vereinzelten Vorzugsstimmenergebnissen ersichtlich war.“ Kramer spart nicht mit Kritik an der SPÖ Gerasdorf, er hofft, „… dass sich die SPÖ Gerasdorf mit Blick auf 2030 grundlegend reformiert und personelle Konsequenzen dort zieht, wo es notwendig ist. Einige amtierende Stadträte waren nicht in der Lage, die Herausforderungen der letzten Jahre zu meistern, und nun mit FPÖ und ÖVP eine Einigung zu erzielen – das Ergebnis sehen wir jetzt.“
Und Michael Kramers Schlusssatz hat es in sich: „Es kann durchaus sein, dass es in fünf Jahren einer Bürgerliste bedarf, um diesen Politik Hick-Hack endlich ein Ende zu setzen …“

Übrigens: Am 23. Februar findet die konstituierende Sitzung sowie die Wahl des Bürgermeisters und des Vizebürgermeisters statt. Am 18. März soll Dietmar Ruf dann als neuer Bürgermeister angelobt werden.
