Der Koloss von Floridsdorf!

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Fotos: © Holy Kellner / Gridiron Photography
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Stein

Michael Haider kann man getrost als ordentliches „Bröckerl“ bezeichnen. Für den Floridsdorfer alles andere als eine Beleidigung. Jagt er mit seinen Maßen doch regelmäßig den gegnerischen Football-Teams Furcht & Schrecken ein. Das war nicht immer so. Haiders Geschichte vom Käfig-Kick mit Marko Arnautovic, Mobbing als Jugendlicher zum beliebten Sport-Star. Ein Portrait.
188 Zentimeter, Kampfgewicht austrainierte 145 Kilo. Die Nummer 57 der Vienna Vikings (seit März auf dem FAC-Platz daheim) hätte man gern als Bodyguard. Ganz sicher nicht will man vom 28-jährigen einen, auch nur unabsichtlichen, Bodycheck! Doch keine Sorge, „Michi“ ist ein Netter! Die Gründe liegen in seiner Floridsdorfer Kindheit.


Aufgewachsen ist er in der Autokaderstraße, Stiege 52. Und vor allem der benachbarte „Kicker-Käfig“ war sein Revier. Auch das von Marko Arnautovic, „wir waren und sind aber nicht beste Freunde! Marko wusste aber schon damals, er wird Fußballprofi.“ Haider wollte auch kicken, bei Columbia – doch sein Leben nahm eine ganz andere Wendung: „Ich war plötzlich auf alles allergisch, habe kaum noch die Wohnung verlassen, mich in Karl May vertieft und wirklich viel Schoko gegessen. Und ich wurde etwas fester.“ Die Folgen haben sein Leben geprägt: „Ich habe extremes Mobbing erlebt.“

c: DFZ
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Die Rettung kam erst am TGM: Ein Lehrer brachte Haider mit den Worten „Burschen wie dich brauchen wir“ zum Football. Mit den neugegründeten Vienna Knights kämpfte er sich Division um Division nach oben. Nebenbei schupfte er beim Merkur auf der Pragerstraße Getränkepaletten. Resultat: „Team-Sport ist wie eine Familie. Plötzlich hatte ich Freunde. Football hat mir extremes Selbstbewußtsein gegeben.“ So viel, dass er die Schule schmiss. Die Eltern waren wenig begeistert, hatten aber gegen sexy Cheerleader, Football und Freunde keine Chance.

Fotos: © Holy Kellner / Gridiron Photography
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Dennoch sagt Michael Haider rückblickend: „Mit 20 Jahren war Football nur ein Hobby. Ich war trainingsfaul, wog 170 Kilo und war wirklich fett.“ Zwei Freunde brachten ihn in den Fitnessclub auf der Pragerstraße. Ernährung & Training wurden umgestellt, 30 Kilo abgenommen und der Rest in Muskelmasse umgewandelt. Der Plan ging auf: „Ich kann stolz behaupten, athletisch stark zu sein.“ Bald war er – Selbstvertrauen fehlt ihm wirklich nicht – „stärkster Mann bei den Knights“ und wechselte 2013 zu den Vienna Vikings. Dort wurde er bald von der Defense in die Offense beordert. Für Nicht-Footballer erklärt: Als „Left Guard“ beschützt er vorrangig den Quarterback (Spielmacher) und weist so manchen gegnerischen 200 Kilo-Mann in die Schranken.
Vorrangig am FAC-Platz. Beim ersten Heimspiel kamen über 3000 Fans (der FAC schafft 700), sogar ein eigener Haider-Fanclub. Das Ziel ist nach der ersten Saison-Niederlage in der BIG6 (Europacup) gegen die Lions klar: „Den Titel in der heimischen AFL gewinnen.“

Fotos: © Holy Kellner / Gridiron Photography
Fotos: © Holy Kellner / Gridiron Photography

Träume von der US-Profi-League gibt es zwar keine, aber klar ist: Football wird auch nach der aktiven Karriere eine Rolle spielen. Sein Traum ist eine eigene Sport-Agentur. Im Jänner hat Haider sein erstes Nachhilfecamp mit 12 Trainern und 120 Spielern organisiert. „Ich werde nicht mehr in der NFL spielen. Aber in der Vikings Football Academy im 3. Bezirk wird hervorragend gearbeitet, einige Absolventen wechseln bereits an ein US-College. Auch Jacob Pöltl war dort und er spielt bald als erster heimischer Basketballer in der NBA. Ein Österreicher in der NFL ist nur eine Frage der Zeit!“ Vielleicht ja gemanagt vom „Koloss von Floridsdorf“… -HANNES NEUMAYER