Der Rasenmähermann

1837
Franz Grasberger im Einsatz. Bild: DFZ.
Franz Grasberger im Einsatz. Bild: DFZ.
Stein

Eigentlich könnte sich der SC Columbia auch in SC Grasberger umbennen: Denn Franz Grasberger war bei den Floridsdorfer Kickern von Sponsor bis Ehrenpräsident schon alles. Auch mit 75 widmet er seine ganze Freizeit dem Verein.

Die Begrüßung beim Besuch der Floridsdorfer Zeitung auf der Columbia-Anlage fällt nicht gerade freundlich aus: „Was wollen’s? Ich hab an Stress und keine Zeit!“ Kein Wunder, denn der rüstige 75-jährige Franz Grasberger ist für die Columbia das sprichwörtliche Mädchen für alles: Platzwart, Mechaniker oder einfacher gesagt: „Alles außer Zeugwart und Trainer!” Und er war auch schon alles … Begonnen hat alles ganz harmlos: Grasberger zieht 1960 nach Floridsdorf, beginnt auf der wenige Jahre später eröffneten Anlage Tennis zu spielen (die Plätze gibt es nicht mehr) und ist ab 1970 mit seiner Brennstofffirma Dressen-Sponsor. Es folgen fast 20 Jahre als Obmann der Columbia. „Ich habe Höhen und Tiefen erlebt: Der Aufstieg in die Regionalliga war ein Highlight – aber leider finanziell nicht zu verkraften.”

2008 legt er sein Amt zurück, wird Ehrenpräsident. Und ist seitdem eine lebende Legende – immerhin ist das ‘Stadion’ nach ihm benannt. Die Arbeit wird aber nicht weniger, sondern mehr. Einem Duracell-Häschen gleich ist Grasberger jeden Tag auf der Anlage in der Schwarzlackenau: Er kommt um 8 Uhr morgens und bleibt „bis es dunkel wird”. Die Anlage ist insgesamt 36.500m2 groß, Rasenplätze wollen gepflegt werden und auch die Kunstrasenplätze des aktuellen klaren Tabellenführers der Oberliga B brauchen Pflege. Grasberger: „Da gibt es eine ganze Litanei an Anleitungen und ein Pflegeprotokoll der MA51. Ich muss Granulat einstreuen und den Platz abbürsten. Aber es ist schon weniger aufwendig als bei einem Naturrasen.”

Andere sind im Wirtshaus

Franz Grasberger mit Team-Geschenk. Bild: DFZ.
Franz Grasberger mit Team-Geschenk. Bild: DFZ.

Mittlerweile ist der rüstige Pensionist auch gut gelaunt. Die Sonne scheint und er plaudert über seine Columbia – die seit bald 50 Jahren mehr als ein Hobby ist. Drängt sich die Frage auf: Wartet daheim niemand? „Doch meine Frau, die wartet eh schon mit dem Mittagessen. Die spielt bei meiner Fußball- Leidenschaft mit. Sie weiß wenigstens, wo ich den ganzen Tag bin. Andere gehen ins Wirtshaus, ich bin in meinem großen Garten!” Vorstandsmitglied Ernst Sieder weiß, was er an seinem aktiven Ehrenpräsident hat: „Er kann alles, ist ein handwerkliches Genie. Ganz ehrlich: Wenn er nicht da wäre, könnten wir zusperren.”

Mit der Columbia soll es nach einigen Abenteuern und nicht wirklich rentablen Gastspielen von Dortmund oder Arsenal jetzt wieder bergauf gehen: Der Aufstieg in die 2. Landesliga ist bei acht Zählern Vorsprung erklärtes Ziel und auch Wunsch von Grasberger.

Der es jetzt wieder eilig hat: Das Wetter passt, der Rasentraktor wird hervorgeholt, schnell noch ein Foto gemacht. „Denn das Schlimmste ist für den Franz, wenn man ihn von der Arbeit abhält. Dann wird er grantig”, lacht Ernst Sieder. Und der Rasenmähermann ist schon wieder auf der anderen Platzseite unterwegs… -H. Neumayer

Das Columbia Rätsel

Es klingt unglaublich: Aber niemand weiß, wie die 1908 gegründete Columbia zu ihrem Namen gekommen ist. Deshalb unser Aufruf: Wer kann das Rätsel lösen – Infos an redaktion@dfz21.at – Als Belohnung wartet ein DKT Floridsdorf.

UPDATE 2023: In den Blättern des Floridsdorfer Bezirksmuseums haben wir die Lösung gefunden. Franz Polly hat damals noch mit einem Columbia-Gründungsmitglied gesprochen. Anton Peier erzählte: „Als wir länger über einen Namen für unseren Verein beraten haben, ist uns folgender Einfall gekommen: Columbus hat Amerika entdeckt und wir entdecken einen neuen Verein und nennen diesen nach Columbus ‚Columbia‘.“

Bild: Heft 1/1970 der Blätter des Floridsdorfer Heimatmuseums.
Bild: Heft 1/1970 der Blätter des Floridsdorfer Heimatmuseums.