Die Albtraumsanierung?

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Frau Padewski vor ihrer Stiege in der Ohmgasse. Bild: DFZ.
Frau Padewski vor ihrer Stiege in der Ohmgasse. Bild: DFZ.
Stein

Siedlung Jedlesee: Wieder Beschwerden bei jahrelanger Sanierung der 131 Stiegen.

‘Neues Kleid für die Gemeindebauten’ schwärmte ein Wochenblatt vor wenigen Tagen. Und brachte für Floridsdorf ausgerechnet die Mega-Anlage Jedleseer Straße 79 – 95 als Musterbeispiel. Das bringt viele Mieter der Siedlung in Jedlesee in Rage. Die DFZ hat Wiener Wohnen mit den Vorwürfen konfrontiert: Albtraumsanierung oder Traumsanierung?
Die Vorgeschichte: Im Mai 2017 berichtete die DFZ über die ‘Sintflut im Gemeindebau’. In der gesamten Siedlung Jedlesee – nach 1949 in mehreren Bauabschnitten entstanden – werden Balkone und Aufzüge zugebaut, die Anlage technisch und optisch aufgerüstet, 250 Wohnungen auf Kategorie A gebracht und 120 neue Dachgeschoßwohnungen aufgesetzt. Beim Abnehmen der Dächer kommt es wiederholt zu Wasserschäden in den darunterliegenden Wohnungen. Wiener Wohnen 2017: „Leider ist es bei der Abdichtung des Daches zu Problemen gekommen. Wir werden uns jeden einzelnen Vorwurf der Mieter ansehen.“ Sogar Wiener Wohnen-Chef Josef Neumayer machte sich vor Ort ein Bild.
DFZ-Bericht vor einem Jahr. Faksimile: DFZ.
DFZ-Bericht vor einem Jahr. Faksimile: DFZ.
Geht es nach Monika Padewski hat sich an den katastrophalen Zuständen in den letzten Monaten wenig geändert. Sie ist in der Wohnung in der Ohmgasse „auf die Welt gekommen”, einer von 131 Stiegen und 1.200 Wohnungen. Die Pensionistin lässt kein gutes Haar an den Zuständen in und um ihre Stiege 46: „Hier herrscht seit Monaten Ausnahmezustand. Unfassbarer Lärm und überall Dreck. Die ganze Grünanlage ist zerstört und muss neu gemacht werden. Wer zahlt denn das?”
„Die Neugestaltung der Außenanlagen ist Teil der Sanierung, kommt aber erst an die Reihe, wenn die gröbsten Bauarbeiten vorüber sind. Dadurch entstehen auch keine Mehrkosten.”, beruhigt Wiener Wohnen-Sprecher Markus Leitgeb: „Alle Firmen sind verpflichtet, so sorgfältig wie möglich zu arbeiten. Eine gewisse Verschmutzung lässt sich bei dem Wetter der letzten Zeit leider nicht vermeiden. Falls Mieter eine übermäßige Verschmutzung bemerken sollten, ist das Baubüro täglich von 8 bis 16 Uhr besetzt und für alle Anliegen rund um die Sanierung da.”
Für Frau Padewski geht der Ärger in ihrer Wohnung weiter: Der wenige Wochen alte Balkon rostet bereits, mit Kot verschmutzte Platten wurden montiert, aber nicht getauscht, zwischen den Platten sammelt sich Dreck, die Regenrinnen laufen einfach unter dem Balkon ins Leere. Die Leerverrohrung für das Balkonlicht hat keine Verbindung zum Strom und sie bekommt als einzige im Haus keine Türklingel. Und auch sie hatte einen
Wasserschaden und musste monatelang um eine Sanierung kämpfen. Padewski: „Das ist kein Leben mehr, sondern ein Dahinsiechen.”
Wir haben Wiener Wohnen um eine Stellungnahme zu den Vorwürfen gebeten:
u Verputz im Wohnzimmer nach Wassereintritt: Mehrere Experten haben den Schaden begutachtet. Damit war klar, dass der Verputz erneuert werden musste. Die parallel dazu tätige Schlichtungsstelle hat Anfang Mai 2018 festgehalten, dass die Instandsetzung bereits durch eine Fachfirma durchgeführt wurde und – bis auf Malerarbeiten – „keine weiteren Erhaltungsarbeiten an der Decke im Wohnzimmer erforderlich“ sind.
u Balkon: Die Baufirma wird sich die betroffene Stelle des Geländers ansehen und, falls erforderlich, ausbessern. Die verschmutzte Platte wurde bereits getauscht. Eine Verfugung im Außenbereich wäre eher unüblich. Regenwasser wird über die Abflussrinnen in die Grünflächen abgeleitet.
u Anschlussdose: Hier schaffen wir lediglich die Leerverrohrung und sorgen vor, falls Mieter später einen Stromanschluss für individuelle Zwecke am Balkon verwenden möchten. Damit stellen wir sicher, dass niemand selbst die Fassade aufbohrt und die Wärmedämmung beschädigt.
u Türklingel: Sämtliche Wohnungen erhalten eine Türklingel, auch bei Frau Padewskis Wohnung wurden Vorbereitungen getroffen.
Für Frau Padewski sind die Antworten nur Ausflüchte: „Ich bin ja kein Einzelfall. Aber alle anderen wollen keine Probleme haben.”
Mietervetreterin Frau Gebhard pflichtet bei: „Mängel werden zwar behoben, aber bis es soweit ist, dauert es ewig. Weil immer erst diskutiert wird, wer der Verursacher ist. Viele Arbeiten müssen doppelt und dreifach gemacht werden, weil so schlampig gearbeitet wird. Ist das notwendig?”   -Hannes Neumayer