Double-Gewinner von der Pollack-Wiese

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Pollack-Wiese 1927. Fotos: Sammlung Marschik.
Pollack-Wiese 1927. Fotos: Sammlung Marschik.

Vor genau hundert Jahren, im Herbst 1924, startete die erste Professional-Liga im österreichischen Fußball: Seit etwa 1920 hatte es zahlreiche Klagen über einen „Scheinamateurismus“ gegeben. Nun wurde die Ökonomisierung des Fußballsports legalisiert, zweifellos zum Nutzen der wenigen Großklubs. Doch zu den 11 Vereinen in der 1. Klasse gehörte auch die Floridsdorfer Admira (und auch der FAC kehrte am Ende der Saison als Aufsteiger in die oberste Liga zurück). Viele der kleineren Klubs gingen bald in Konkurs oder verschwanden aus der obersten Liga.

Die Admira dagegen konnte sich im Profibetrieb etablieren und 1927 erstmal sensationell den Meistertitel erobern, im Jahr darauf das Double. Basis der Erfolge war einerseits ein fast unerschöpfliches Reservoir an Burschen, die, angesichts der zunehmenden Arbeitslosigkeit, im Fußball den einzigen Weg zu gesellschaftlichem Aufstieg sahen. Im Gegensatz zu den Großklubs rekrutierte die Admira ihre Spieler fast ausschließlich aus dem Bezirk. Zum anderen hatte die Admira einen verlässlichen Mäzen, die gleich neben dem Sportplatz der Admira (die erst 1933 in die Hopfengasse übersiedelte) beheimatete Textilfirma Pollack und Söhne, deren (jüdischer) Direktor Rudolf Mütz lange Jahre Vereinspräsident war.

Von Matthias Marschik

In der „goldenen Ära“ des Wiener Fußballs zwischen 1924 und 1938 eroberte der SK Admira nicht weniger als sechs Meistertitel (Rapid 4, Vienna 2, Amateure/Austria sowie Hakoah je 1). Dazu kamen noch drei Cupsiege (wobei der 8:0-Sieg im Finale gegen Rapid im Jahr 1934 besonders hervorgehoben sei!). Und selbst bei den erfolgreichsten Stürmern lag der Admiraner Anton Schall mit fünf Torschützenkronen voran. Franz „Bimbo“ Binder war dreimal erfolgreich, Gustav Wieser (Amateure) zweimal, dazu je einmal Matthias Kaburek, Franz Weselik (beide Rapid) und Wilhelm Hahnemann (Admira). Mit Anton Schall (erfolgreichster Schütze mit 19 Treffern) und Adolf Vogl stellte die Admira zwei Stützen des „Wunderteams“.


Double-Gewinner 1928.  
Fotos: Sammlung Marschik.
Double-Gewinner 1928. Fotos: Sammlung Marschik.

Einzig im Mitropacup blieb der Admira ein Titel versagt: 1934 scheiterte man im Finale an Bologna, 1937 wäre der Titel möglich gewesen, doch untersagte das faschistische Italien der Admira nach Ausschreitungen beim Halbfinale (2:2) in Wien die Einreise zum Retourmatch. Am Ende wurden, um Mussolini nicht zu verärgern, beide Vereine ausgeschlossen.

Wenn wir heuer das hundertjährige Jubiläum des Profifußballs in Österreich feiern, sollten wir aus Floridsdorfer Sicht jedenfalls nicht vergessen, wo der erfolgreichste Verein der größten Ära des Wiener Fußballs beheimatet war.


Postkarte mit altem Logo.  
Foto: Sammlung Marschik.
Postkarte mit altem Logo. Foto: Sammlung Marschik.
Univ.-Doz. Dr. Matthias Marschik ist Historiker und Kulturwissenschafter. Er lehrt an verschiedenen Universitäten und ist Autor zahlreicher Bücher und Aufsätze zu kulturgeschichtlichen Themen. Zuletzt erschienen u.a. Bücher über den Bisamberg, die Wiener Hausberge und das bürgerliche Floridsdorf. Matthias Marschik ist in Floridsdorf geboren, er lebt und arbeitet auch heute noch im Bezirk. Er wird ab sofort regelmäßig in der Floridsdorfer Zeitung schreiben. Foto: Privat.
Univ.-Doz. Dr. Matthias Marschik ist Historiker und Kulturwissenschafter. Er lehrt an verschiedenen Universitäten und ist Autor zahlreicher Bücher und Aufsätze zu kulturgeschichtlichen Themen. Zuletzt erschienen u.a. Bücher über den Bisamberg, die Wiener Hausberge und das bürgerliche Floridsdorf. Matthias Marschik ist in Floridsdorf geboren, er lebt und arbeitet auch heute noch im Bezirk. Er wird ab sofort regelmäßig in der Floridsdorfer Zeitung schreiben. Foto: Privat.