Pegasus: Ein Floridsdorfer Satellit greift nach den Sternen

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Der Nano-Satellit Pegasus. Bild: STG.
Der Nano-Satellit Pegasus. Bild: STG.

Die Öffentlichkeit hat es kaum bemerkt: Aber der 23. Juni war für Floridsdorf ein großer Tag. Um exakt 5.59 Uhr wurde der 21. Bezirk zur ‘Weltraumnation’. Der in der Schwarzlackenau und Jedlesee entwickelte Nanosatellit „Pegasus“ wurde in Indien in den Weltraum geschossen.

Das Team der STG.. Bild: STG.
Das Team der STG.. Bild: STG.

Pegasus ist mit den Kantenlängen von 10x10x20cm (2U CubeSat) und einer Masse von 2kg ein Mini-Satellit. In mehr als vierjähriger Arbeit wurde der Nanosatellit von einem Team der Fachhochschule Wiener Neustadt, dem TU Wien Space Team und der Space Tech Group (STG) auch in Floridsdorf entwickelt. 23 Minuten dauerte Pegasus’ Reise mit der vierstufigen Trägerrakete PSLV-C38 vom indischen Satish Dhawan Space Centre bis in seine Umlaufbahn in 519 Kilometer Höhe. Zum Vergleich: Die Raumstation ISS kreist in 408 Kilometern, der bekannte TV-Satelit Astra in 36.000 Kilometern. „Die 23 Minuten und die kommenden Stunden waren fast unerträglich. Es gibt sehr viele Satelliten, die in der Umlaufbahn ankommen – aber, zum Beispiel aufgrund der extremen Temperaturen, nicht funktionieren. Drei Stunden haben wir auf das Signal gewartet, seitdem läuft Pegasus und sendet Daten“, erzählt Space Engineer Michael Taraba von der STG.

Mit Thomas Dorn hat er für Software und Hardware von Pegasus gesorgt. Und die beiden Floridsdorfer betreiben in der Schwarzlackenau und „Im Äugel“ zwei der bis Vorarlberg verteilten Empfangsstationen.

Pegasus Kerndaten

Pegasus ist mit einer Geschwindigkeit von rund 27.000 km/h unterwegs und benötigt etwas mehr als 90 Minuten, um die Erde einmal zu umkreisen. „Sein Orbit führt den Satelliten schräg über beide Pole. Was den Vorteil hat, dass für Pegasus die Nacht sehr kurz ist, ungefähr 20 bis 25 Minuten, die restliche Zeit scheint für ihn die Sonne“, so Taraba und Dorn. Dabei ist Pegasus Teil des EU-geförderten QB50 Projekts. 36 Satelliten wurden von Hochschulen und Forschungseinrichtungen aus 23 verschiedenen Ländern rund um den Globus entwickelt. Pegasus ist der österreichische Beitrag dazu und der erste unter österreichischer Flagge fliegende Satellit.

Bild: Pegasus Bodenstation ‘im Äugel’ in Jedlesee. Bild: STG.
Bild: Pegasus Bodenstation ‘im Äugel’ in Jedlesee. Bild: STG.

Die Registrierung bei den heimischen Behörden „war auch für deren Weltraumjuristen eine Herausforderung“ schmunzelt Taraba. Die EU finanzierte den circa 100.000 Euro teuren Flug, den Rest die FH Wiener Neustadt und das Land Niederösterreich. Das 9-köpfige Team der STG (eine Gruppe von österreichischen FunkamateurInnen und Hard- und Software TechnikerInnen, die sich zum Ziel gesetzt haben, innovative Lösungen im Bereich Kleinsatellitenkommunikation zu entwickeln) arbeitet ehrenamtlich, sprich „gratis“. Das Netzwerk von 36 Kleinsatelliten soll Infos über die Thermosphäre sammeln. Pegasus misst Plasmazustände, -dichte und – temperatur. Über diesen wichtigen Teil der Erdatmosphäre ist derzeit nur wenig bekannt. Jedenfalls schützt sie vor energiereicher, also gesundheitsschädlicher Strahlung. Nur wenige Forschungsmissionen wurden bisher in dieser Höhe geflogen, da die Reibung der dünnen, aber immer noch vorhandenen Restatmosphäre die Satelliten bereits nach wenigen Monaten zum Absturz bringen würde. Wird ein großer und daher teurer Satellit eingesetzt, ergibt sich eine kurze wie auch kostspielige Mission.

Taraba: „Atmosphärische Modelle, die für Wettervorhersagen oder Veränderungen der Ozonschicht herangezogen werden, sollen durch diese Messdaten spezifischere Informationen liefern können.“

Wie geht es weiter? Derzeit arbeitet man im Schwarzlackenauer „Mission Control Center“ am stabilen Empfang der Daten. Die Gedanken schweifen aber auch in die Zukunft. Vier Jahre Entwicklungsarbeit sollen nicht umsonst sein. Taraba und Dorn denken natürlich auch über eine kommerzielle Verwertung der entwickelten Technologie nach. „Zum Beispiel gibt es in Kalifornien einen Österreicher der ein Satellitennetz zum SAT-Tracking an jedem Ort der Welt aufbauen will. Das wäre eine Anwendung für Nanosatelliten wie Pegasus. Natürlich müssen wir schnell sein, denn auch Satellitentechnologie entwickelt sich rasant weiter!“ H. Neumayer

 

Michael  Taraba und Thomas Dorn. Bild: STG.
Michael
Taraba und Thomas Dorn. Bild: STG.