Gerald Pichowetz ist in der Nacht von 16. auf den 17. Juni überraschend verstorben. Für den 21. Bezirk ist der Tod unseres Theaterdirektors und leidenschaftlichen Floridsdorfers ein unersetzlicher Verlust. In der Floridsdorfer Zeitung erzählen Wegbegleiter.
Es war für viele Floridsdorfer ein Schock, als sich am Morgen des 18. Juni die Nachricht verbreitete, dass Gerald Pichowetz schon einen Tag zuvor mit nur 59 Jahren (geboren am 1. August 1964) verstorben war. Vielen als legendärer Fünfer im Kaisermühlenblues im Gedächtnis, war der Schauspieler für den 21. Bezirk viel mehr: Direktor des Gloria Theaters, Kolumnist in der DFZ und Floridsdorfer mit Leib und Seele.
„Wann immer ich Gerald um seine Mitwirkung bei Veranstaltungen gebeten habe, war die Antwort sofort ,Ja, natürlich!‘. Und wehe ich habe ihm dafür Bezahlung angeboten. Er war ein Botschafter für Floridsdorf, auf dessen Wirken und Wirkung wir stolz sein können und das wir nie vergessen werden“, sagt Bezirksvorsteher Georg Papai.
Pichowetz wohnte in Strebersdorf, seine Familie stammt aus dem Bezirk und seine Mutter hatte auf der Prager Straße einen Kosmetiksalon. Er veranstaltete im Bezirk Weihnachtsmärkte, sorgte lange auch für Weihnachtsbeleuchtung im Bezirkszentrum. In den letzten Jahren setzten ihm eine schwere Erkrankung und mehrere Notoperationen immer mehr zu. „Als Fernseh- und Theaterschauspieler stand er in der Tradition österreichischer Originale wie Hans Moser und Karl Farkas. Als Gründer und langjähriger Leiter des Gloria Theaters schuf er eine Hochburg des Wiener Humors, den er in zahlreichen Hauptrollen hochleben ließ“, schrieb ,sein‘ Gloria Theater.
Seit 2001 meisterte er die Doppelbelastung als Direktor und als der absolute Publikumsliebling auf der Bühne – künstlerische und finanzielle Aufgaben. Er holte immer wieder Theatergrößen wie Waltraut Haas, Peter Lodynski, Dorian Steidl, Andreas Steppan oder Jazz Gitti nach Floridsdorf.
In der Floridsdorfer Zeitung glänzte Pichowetz seit neun Jahren als eloquenter Kolumnist und zeigte immer wieder sein
großes historisches Interesse und Wissen.
Eine besondere Beziehung zu Gerald Pichowetz hatte Kollege und Freund Christoph Fälbl (Bild rechts). Beide kannten sich schon seit 1987, „da hat er den Comedy Express im ORF conferiert und ich war Gast. Wir haben oft zusammengespielt – auch im Kaisermühlenblues. Und im Unterschied zu vielen anderen Branchen-Beziehungen haben wir uns auch angerufen, wenn wir nicht miteinander gespielt haben.“
Anekdoten über fast vier Jahrzehnte Freundschaft sind bei Fälbl allgegenwärtig: Urlaube mit Pichowetz und seinen Söhnen in Disneyland, „gewohnt wurde natürlich im Cinderella-Hotel“. Ein Ausflug der statt in Neapel auf Mykonos endete. Oder den leidenschaftlichen Dekorateur Pichowetz: „In seinem Haus in der Steiermark hat er, wenn Schnee gelegen ist, grüne Vorhänge gehabt und wenn es draußen grün war, rote Vorhänge. In jedem Raum gab es einen Weihnachtsbaum.“
Und natürlich die legendäre Eisenbahnleidenschaft von Gerald Pichowetz: „Wenn alle anderen nach einer Vorstellung was trinken gegangen sind, ist er heim und hat mit der Eisenbahn gespielt. Unter seinem Pool ist der Südbahnhof“, lacht Fälbl.
Pichowetz brillierte als Schauspieler nicht nur am Theater in Floridsdorf, vor wenigen Jahren spielte er mit Begeisterung in Anatevka eine Charakterrolle oder gleich zweimal den Frosch. Fälbl erinnert sich an die Vorbereitung auf die wohl bekannteste Rolle als Fünfer: „Er ist nach Steinhof gefahren, hat mit den Menschen gesprochen und sich mit ihnen auseinandergesetzt. Seine Darstellung des Fünfers war großartig. Er hat das nicht mal ansatzweise denunzierend gespielt.“
Auch wenn Pichowetz bereits 2020 schwer krank war, kam für viele Freunde die Nachricht vom Ableben überraschend, ging es ihm doch für die Schwere der Vorerkrankungen gut – Fälbl: „Er war ein leidenschaftlicher Gastgeber und hat noch wenige Wochen vor seinem Tod einen Brunch gemacht, Kollegen und Freunde eingeladen. Man könnte jetzt mutmaßen, dass das ein Abschied war und er schon was gespürt hat …“
Mit Floridsdorfs Gemeinderat Gerhard Spitzer hat Gerald Pichowetz „noch darüber gescherzt, dass wir unseren 60er im August gemeinsam feiern könnten, sind wir doch fast am selben Tag geboren. Das war ihm nicht mehr vergönnt. Gerald war ein wundervoller Mensch, intelligent, witzig und ein Floridsdorfer aus Überzeugung.“
In Erinnerung bleibt Gerald Pichowetz als Floridsdorfer Institution und als „ein unglaublich liebenswürdiger Mensch. Ich hab ihn wirklich irrsinnig gern gehabt. Und ich habe mich bis zuletzt so gefreut zu sehen, was für eine Freude er am Spielen hat“, sagt Fälbl.
Aufhören war keine Option. Zuletzt sorgte er noch in dem Lachschlager ,Sicher ist sicher‘ für begeisterten Applaus. „Sein unverwechselbares Bühnenspiel öffnete das Tor zu den Herzen so vieler Menschen“, heißt es vom Gloria Theater. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig kannte Pichowetz ebenso jahrzehntelang: „Der Wiener Ehrentitel ,Publikumsliebling‘ hat auf wenige so gut gepasst wie auf ihn. Seine ersten Erfolge feierte er im Theater in der Josefstadt und an der Volksoper. Er gründete und leitete das Theater Bühne 21 sowie das Gloria Theater in meinem Heimatbezirk Floridsdorf. Zu einem Popstar der Komödiantik brachte es Pichowetz als Fünfer!“
Unklar ist, ob und wie es mit dem Gloria Theater, weitergehen soll. Seinen Nachfolgeplan konnte Gerald Pichowetz nach 23 Jahren Gloria Theater nicht mehr umsetzen. Fälbl:„In der Woche, in der er gestorben ist, hätten wir einander getroffen, um die Übergabe des Theaters einzuleiten. Das war sicher ein Teil, der ihm zu kräfteraubend war, die Doppel- und Dreifachbelastung. Mich hat’s interessiert, ,aber nur wenn Du weiter spielst‘, habe ich ihm gesagt. Er hat gemeint, die ersten fünf Jahre nach der Übernahme spielt er, arbeitet mich ein und hilft mir.“
Vorläufig bleibt das Gloria Theater geschlossen. Fälbl würde es „liebend gerne übernehmen. Es wäre schade um das Gloria Theater, es ist das letzte Vorstadttheater. Und das Andenken an den Gerald muss gewahrt bleiben. Er war ein unglaublicher Unterhalter, ein lebenslustiger Mensch. Es kann nicht hoch genug gewürdigt werden, in welchem Ausmaß er den Menschen Freude bereitet hat.“ -Hannes Neumayer
Pichowetz-Zitate
Ich bin in meinem Beruf ja dazu gezwungen, ein unverbesserlicher Optimist zu sein. Pessimismus hat in dem Geschäft nicht sehr viel Überlebenschance. Der Pessimist ist jemand der Gürtel und Hosenträger trägt – der Optimist trägt weder Gürtel noch Hosenträger.
Pichowetz 2020 im DFZ-Interview.
In Wien sagt man: A Gschwollener spürt ka Watschn! Über Schmerzen nach seiner OP.
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Es g’fallt mir immer am meisten, wenn ich Leute treffe, die mir meine Lebensgeschichte besser
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