Eis mit Stil – die Gaumenkitzler vom Gardasee

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Ice Ice Baby: Stefano (großes Bild). Bild: DFZ/Jaros.
Ice Ice Baby: Stefano (großes Bild). Bild: DFZ/Jaros.
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Qualitätskontrolle auf der Couch, brüderliche Arbeitsteilung und große Portionen für kleines Geld: Der populären „Gelateria Italiana Perugini“ auf der Brünner Straße wurden auch im Jubiläumssommer die Türen eingerannt.

Von ANDREAS JAROS

Marco (kl.B.) Perugini. Bild: Privat.
Marco (kl.B.) Perugini. Bild: Privat.

Eis-Themenparks auf der grünen Wiese, angesagtes Slow-Food-Gelato, Eisdielen, die sich das Label „Vegan!“, „Bio!“ oder „Naturbelassen!“ auf ihre Schleckereien picken, Konditoreien, die selbst vor Sachertorten- oder Kaiserschmarrn-Gefrorenem nicht zurückschrecken: Hat für die klassischen, konventionellen Eissalons das letzte Stanitzel geschlagen? Keine Rede davon. Der Beweis: Das Bezirksjuwel ‘Perugini’ auf der Brünner Straße 22 mitten im 21sten. Auch in seiner 20. Saison brummt der vom Asia-Restaurant ‘Goldene Ähre’ und dem ‘Parkettprofi’ flankierte Laden wie verrückt. Ein Samstagvormittag im August.

Ein weiterer Hundstag nimmt Fahrt auf. Schon um 11 Uhr sind die ersten Tische besetzt. Die Gäste gustieren das Angebot: Welche der 28 – 30 täglich verfügbaren Sorten sollen wir uns heute reinzischen? Über die Straße werden, typisch für die brennheißen Sommertage, bereits die größten Boxen um 21 Euro verkauft. Der Vorrat kann also nicht groß genug sein – der Gehsteig aber ist wie immer viel zu schmal für den Andrang. Perugini’s heiße kalte Ware ist aber nicht nur ein lokales Phänomen. Die Floridsdorfer Zeitung weiß es exklusiv: Selbst so mancher Genussmensch aus der hippen, urbanen Community rund um den Karmelitermarkt geht für das Eis von jenseits der Donau meilenweit.

 

 

Eisproduktion im Perugini. Bild: Privat.
Eisproduktion im Perugini. Bild: Privat.

TRANSDANUBIEN ALS MUTPROBE

Hinter der Erfolgsstory steht ein sympathisches Brüderpaar aus dem charmanten Dorf Nago, einen Kilometer von Torbole am Gardasee entfernt. Stefano, 43 und Marco Perugini, 46. Stefano absolvierte die Hotelfachschule, war Rezeptionist und kellnerierte im Sommer am Gardasee, im Winter in Madonna di Campiglio. Marco schlug die Laufbahn eines Weintechnikers ein, wurde aber immer unzufriedener mit seinem Job. Da kam im Jänner 1998 ein Tipp gerade goldrichtig: Eisgeschäft „Pisani“ in Wien-Floridsdorf zu kaufen. Zwei Brüder, ein Gedanke: Zuschlagen!

Der Beginn war freilich eher harzig denn cremig. Stefano: „Ich konnte ein bisschen Schuldeutsch, Marco null.“ Dankenswerterweise sprang ein alter Kunde des ‘Pisani’ die ersten zwei Jahre als Dolmetsch ein und half im Umgang mit den Behörden. Danach ging es auch ohne das Eismachen von der Pike auf gelernt oder die Eis-Uni in Bologna (‘Carpigiani’) besucht zu haben, stetig bergauf, bis zu einem aktuellen Mitarbeiterstand von 17. Auch privat machte die Integration gewaltige Fortschritte: Stefano lernte Bettina, eine Wienerin, kennen und hat heute zwei Kinder, Marco, verheiratet mit einer Slowakin, sogar drei.

SÜSSE GEWINNE MIT ZITRONEN AUS SIZILIEN

2017 kletterte der Gewinn auf Rekordhöhe. Die Mischung aus großzügigen Portionen, Qualität (Stefano: „Ein paar unserer Sachen wie die Zitronen aus Sizilien sind bio“) und einem stimmigen Preis-Leistungsverhältnis hatten mehr denn je Früchte getragen. 2018 begann schon früh die Hochsaison – „So einen April haben wir noch nie erlebt – es war heiß und die Kundschaft noch nicht auf Urlaub“. Auch im Juli und August liefen die Eismaschinen heiß. Um sieben Uhr morgens kam Stefano mit dem Motorroller zur Arbeit, um 23 Uhr traf er nach der üblichen „Verlängerung“ zuhause ein, weil sich 10 Minuten vor Ladenschluss noch 50 Schleckermäuler vor der Vitrine gestaut hatten. Sein nicht ungewöhnlicher Nachtisch auf der Couch: Das eigene Eis – „Haselnuss, Mozart, Pistazien, Cookies, Raffaello – wegen der Qualitätskontrolle“, grinst Stefano.

Nicht nur das Eismachen („Das Wichtigste ist das Rezept von der Basis“), auch den Wiener Schmäh hat der Sportfan („AC Milan im Fußball, Roger Federer im Tennis“) also längst schon intus. Und was machen die Peruginis nach dem letzten Sonntag im September, wenn der Rollbalken für fünf Monate runterrasselt? Ausrasten, den Kopf freikriegen in beiden Heimaten, ein normales Familienleben führen, reparieren, sanieren, Bankgeschäfte und Buchhaltung erledigen, ehe ab Jänner schon wieder das Personal für die Eröffnung im März organisiert werden muss. Ist gar keine längere Urlaubs- oder Weltreise geplant, Signori? Eiskalter Return von Stefano: „Erst in der Pension!“

Bananensplit. Bild: Privat.
Bananensplit. Bild: Privat.