Privatsammler Werner Neuwirth öffnet für die Floridsdorfer Zeitung sein Archiv. Altes geht, Neues kommt. In Floridsdorf besonders rasch. Um so wichtiger ist es, was einst war zumindest dokumentarisch festzuhalten. Einer der Archivare des alten Wiens ist Privatsammler Werner Neuwirth. Seine Facebook-Seiten sind der immer beliebter werdende Treffpunkt der historisch Interessierten.
‘Das alte Floridsdorf – Der 21. Bezirk in historischen Ansichten’ hat bald 3.000 Fans. Tendenz stark steigend. Das Tolle: Hier werden weniger schon bekannte Postkarten, als viel mehr private fotografische Schätze geteilt. „Wie man sieht, gab es auch in der alten Zeit schöne Dinge, an die man sich gerne erinnert“, freut sich Werner Neuwirth. Er selbst wurde schon früh mit dem historischen Virus infiziert. Beim Tod des Vaters war er erst 17 und begann das Familienarchiv aufzuarbeiten. Fotos und Unterlagen der Schuhfabrik der Familie in Ottakring. Das Motorsportarchiv des Vaters, der ab den 30er Jahren Motorradrennen z.B. auf der Höhenstraße gefahren hatte. Bald darauf wurden Erbschaft und Einkommen am Flohmarkt investiert.
So entstand eine Sammlung aus 2000 Tramway-Schildern. Bereits mit 10 Jahren begann er selbst zu fotografieren. Hauptsächlich Alltagsszenen in seinem Heimatbezirk Ottakring. Von 1976 bis 1986 entstanden so 35.000 Aufnahmen. Im Ausland wurden weiter fleißig „Viennensia“ gesammelt, denn „fern der Heimat findet man die besten Sachen“.
Seine größten Funde „Bei einer Dachbodenräumung habe ich zwei Truhen von circa 1900 gefunden. In Leinen eingepackt waren darin Kodak-Filmdosen mit Aufnahmen von 1929-33“, erzählt der 50-Jährige. 300 Filme mit insgesamt 7000 Aufnahmen warten jetzt darauf ausgewertet zu werden. Denn: Kurz darauf machte er „vermutlich den größten fotohistorischen Fund der letzten 50 Jahre“.
In einer alten Druckerei in Niederösterreich sollten zwei Container randvoll mit Holzkisten, befüllt mit Glasplatten, entsorgt werden. „Ich habe zwei 12-Tonner organisiert und die Sachen geholt.“ Der Fund erwies sich als das Jahrzehnte verschollene Grifkovsky-Archiv – circa 55.000 Glasplatten mit vielen Wien-Aufnahmen. Alleine die Aufarbeitung dieser beiden Funde wäre eine Lebensaufgabe.
Neuwirth wäre eigentlich ein Kandidat für einen Orden. Ohne finanziellen Hintergedanken rettet er wertvolle Fotodokumente vor dem Wegschmeißen. Er digitalisiert sie und macht sie öffentlich zugänglich – nicht zu Unrecht wird er vom ‘Kurier’ als “Local-Hero” gefeiert. Auf Facebook begonnen hat es 2014 mit der Seite ‘Historische Verkehrskiste’, später folgten Ottakring, alle Wiener Bezirke und Bundesländer-Seiten.
Neuwirth: „Die Floridsdorf-Seite ist eine der beliebtesten. Für mich ist speziell die Geschichte der vielen Firmen interessant, die erstaunlich präzise dokumentiert ist. Ein Beispiel: Von jedem, von Austria Fiat produzierten Fahrzeug, gibt es ein Dutzend Aufnahmen.“ Einige der Neuwirth-Schätze dürfen wir hier präsentieren. Weitere gibt es auf der Facebook-Seite ‘Das alte Floridsdorf’. -Hannes Neumayer
ALLES BILDER: PRIVATSAMMLUNG WERNER NEUWIRTH. WEITERVERWENDUNG AUCH IM INTERNET NUR MIT AUSDRÜCKLICHER GENEHMIGUNG!