Floridsdorf ist wieder ‘tief-rot’

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Vorläufiges Endergebnis der Bezirkswahlbehörde. Grafik: wien.gv.at
Vorläufiges Endergebnis der Bezirkswahlbehörde. Grafik: wien.gv.at
Stein

Dass die SPÖ den 1. Platz in Floridsdorf holt, hat vor der Wahl niemand angezweifelt. Dass die Bezirkskarte bis auf ein
kleines ‘gallisches Wahlsprengel’ -Alt-Stammersdorf – tief-rot wird, ist dennoch überraschend.

Bei der Gemeinderatswahl in Floridsdorf konnte die SPÖ ihre vier Grundmandate locker verteidigen: Fixstarter sind Gerhard Spitzer, Marina Hanke und die bisherige Vize-Bezirksvorsteherin Ilse Fitzbauer. Die FPÖ konnte von ihren vier Mandaten mit Müh und Not eines halten – das bekommt Wolfgang Irschik. Die Überraschung: Für die ÖVP gibt es gleich zwei Grundmandate für Erol Holawatsch und Julia Klika.

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Bezirksvertretungswahl (BV) (Details siehe Grafik)
  • Auch in der Bezirksvertretung (BV) bleibt kein Stein am anderen: Zu SPÖ (29 Mandate, bisher 24), ÖVP (11/4), FPÖ (6/23), Grüne (5/4), WIFF (3/3) und NEOS (3/2) gesellen sich noch Team-Strache (2/-) und die Bier-Partei (1/-). Details siehe Grafik.
  • Die ÖVP hat bei der BV-Wahl das beste Ergebnis seit dem letzten Jahrhundert geholt: Zuletzt lag man 1987 besser. Das ist auch das Jahr in dem die FPÖ zuletzt schlechter abgeschnitten hatte. Die Grünen haben ihr historisch bestes Ergebnis knapp verpasst. Zahlen lassen immer Interpretationen zu: Die SPÖ Floridsdorf schafft mit +6,16% den dritthöchsten wienweiten Zugewinn. Dennoch: Weniger als 44,52% hatte die SPÖ seit 1954 nur einmal: 2015.
  • Das Team Strache erreicht in Floridsdorf ihr bestes Bezirks-Ergebnis Wiens. Für Grüne und NEOS ist es das drittschlechteste Ergebnis in den 23. Bezirken; für die FPÖ das viertbeste. WIFF ist die beste Partei Wiens, die nur in einem Bezirk antritt.
  • Erschütternd ist die Wahlbeteiligung: In Floridsdorf gaben nur 55,85% ihre Stimme bei der BV-Wahl ab (2015: 70,51%). Obwohl 6.300 Bürger mehr als 2015 wahlberechtigt waren, machten am Sonntag 13.400 weniger ihr Kreuzerl. Insgesamt waren 121.675 Menschen wahlberechtigt, 67.955 abgegebene Stimmen gibt es im 21. Bezirk. Die 29.375 Stimmen, die die klar stärkste Fraktion (SPÖ)
    bekommen hat, sind also 25% der Wahlberechtigten, im Wahlergebnis aber 44,57%. Sogar die SPÖ hat 928 Stimmen weniger als 2015
    erhalten (FPÖ: -22.987 Stimmen).
  • Georg Papai ist bei den Vorzugsstimmen der BV-Wahl haushoher Sieger: Er erhielt 2.843 Stimmen. Dahinter: HC Strache (602), Hans Jörg Schimanek (WIFF/546), Wolfgang Irschik (FPÖ/306), Christian Klar (ÖVP/404), Angelika Pauer (Grüne/287). Zum Vergleich: Auf Gemeindeebene erhielt Bürgermeister Michael Ludwig in Floridsdorf die meisten Vorzugsstimmen: 976.
  • War die Sprengelkarte 2015 noch rot und blau, ist sie nun tief-rot. Ausnahme: Ein kleines gallisches Dorf ganz im Norden des 21. Bezirks: Stammersdorf. Der alte Ortskern hat mehrheitlich türkis gewählt.
  • Die SPÖ hat den Gemeindebau zurückerobert. Überraschend: Im Koch-Hof, der Siedlung Autokaderstraße, der Großfeldsiedlung oder Teilen des Seitz-Hofes gibt es sogar eine absolute Mehrheit. Allerdings: Die Wahlbeteiligung fiel etwa in ‘Manhattan’ auf circa 32%, um die Scottgasse sogar unter 30%. Sind zwei Drittel der Gemeindebau-Bewohner so frustriert, dass sie nicht einmal mehr wählen gehen?
  • Auch der für seine großartigen FPÖ-Resultate über Floridsdorf hinaus bekannte Nittel-Hof an der Brünner Straße hat mehrheitlich wieder SPÖ gewählt, allerdings bei ebenfalls geringer Wahlbeteiligung. In der autofreien Siedlung in Donaufeld (Nordmanngasse) erzielen die Grünen ihr bestes Resultat: 27,88%.
So haben die Sprengel in Floridsdorf gewählt. Grafik: wien.gv.at
So haben die Sprengel in Floridsdorf gewählt. Grafik: wien.gv.at

Fazit: Für die SPÖ ist das Ergebnis positiver als erwartet. Offensichtlich konnten laut Wählerstromanalysen doch einige enttäuschte FPÖ-Wähler gewonnen werden. Für die ÖVP ist es beinahe schon ein historisch gutes Ergebnis: Von null auf zwei Gemeinderäte. In der Bezirksvertretung von Platz 5 auf 2. Jetzt stellt man wieder den Vize-Bezirksvorsteher. Für die meisten anderen Bezirksparteien ist das ÖVP-Ergebnis eine Zumutung: Denn das Arbeitspensum, so die Kritik, hielt sich in den letzten fünf Jahren in Grenzen. Für die FPÖ ist das Ergebnis eine Schlappe, vor allem auch finanziell ein herber Schlag. FPÖ-Trost: Nach ähnlichen Schlappen ging es immer wieder nach oben. Für die Neos ist ein Mandat mehr in der BV ein netter Erfolg, für WIFF ein leichtesProzentplus eine Enttäuschung. Auf Team Strache und die Bierpartei darf man gespannt sein.

Übrigens: Was verdienen Bezirkspolitiker?

Ein Bezirksrat erhält 463,90 Euro (alle Beträge brutto): Zusätzlich gibt es noch Kommissionsgebühren und Sitzungsgelder. Eine gratis Jahreskarte für Öffis gibt es schon lange nicht mehr. Ein Klubobmann verdient circa 1.420,2 Euro. Der Bezirksvorsteher erhält 10.637 Euro. Für ihn gilt aber ein Berufsverbot. Seine Stellvertreter erhalten 4.545 Euro.
-Hannes Neumayer