Meine lieben „Fluaridsduafa“!
Vor welchem Bauwerk Floridsdorfs steht man, wenn man der holden Stimme eines heute so allgegenwärtigen „Na wie?“, vulgo „NAVI“ gefolgt ist, dem man zuvor die Zielkoordinaten 48º15‘30“N / 16º23‘59“O
eingegeben hatte? Die Auflösung gibt es dortselbst!
Nein, Spaß beiseite, es ist die „Floridsdorfer Kirche“, im Volksmund auch „12 Apostel Kirche“ genannt, mit richtigem Namen „Pfarrkirche St. Jakob und St. Josef“ am Pius-Parsch-Platz. Sie hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich, von der ich Euch heute berichten möchte.
Im Jahre 1794 suchte die damals erst acht Jahre alte Gemeinde „Floridsdorf“ um die Erlaubnis zum Bau einer Kapelle an, der nach ursprünglicher Ablehnung schließlich am 4. Mai 1801 mit der Grundsteinlegung doch noch begonnen werden konnte. Allerdings war die Abhaltung von Andachten und Messen darin nicht gestattet worden. Bereits 1809 fiel Napoleons Armee in Wien ein, und die Kapelle wurde, zur Hälfte abgetragen, von ihr als Batteriestand missbraucht. Der Baustoffmangel nach den Franzosenkriegen war dann der Grund für die komplette Abtragung und für die Verwendung der Ziegel für andere Bauten.
1834 zählte Floridsdorf bereits 1177 Einwohner und man begann nun unter Führung des Ortsrichters, Josef Zaunscherb, mit dem Bau einer eigenen Kirche, ohne auf die Antwort auf das Bewilligungsansuchen zu warten. Diese Bewilligung wurde erst im Mai 1835 erteilt, als die Kirche bereits fast fertiggestellt war. Ein Jahr später wurden die Kirche St. Jakob und der dahinter errichtete Friedhof eingeweiht. 1887 baute man noch eine Vorhalle hinzu, und fand mit dem recht hübschen Bauwerk für insgesamt ein Jahrhundert einigermaßen das Auslangen.
Doch nach dem ersten Weltkrieg wurde es zunehmend eng bei den Gottesdiensten, und so war in den Dreißiger Jahren ein Neubau unumgänglich geworden. Während 1936 bis 1938, nach Plänen von Robert Kramreiter, die Kirche St. Josef erstand, durfte St. Jakob noch bis 1939 vor ihr stehen bleiben und Teil des kuriosen Anblicks zweier Kirchen hintereinander sein. Falls Euch, meine Lieben, einmal der eine oder andere Regenguss einen Sommertag verdirbt, schaut Euch doch die eine oder andere der knapp zwanzig Kirchen unseres Heimatbezirks genauer an. Es lohnt sich! Euer Gerald Pichowetz