Franz Jonas: Nach acht Jahren endlich wieder Gedenktafel angebracht

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Erinnerungstafel in der Prager Straße 76. Bild: zVg.
Erinnerungstafel in der Prager Straße 76. Bild: zVg.

Franz Jonas ist einer der bekanntesten Floridsdorfer in der Geschichte. Nach endlosen achten Jahren erinnert nun endlich wieder am Standort des abgerissenen Geburtshauses des Bundespräsidenten in der Prager Straße eine neue Gedenktafel an den Politiker der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Der 1899 geborene Franz Jonas war nach dem 2. Weltkrieg Floridsdorfer Bezirksvorsteher, Stadtrat, Wiener Bürgermeister und von 1965 bis 1974 österreichischer Bundespräsident. Erst 2001 war am damals noch existierenden Geburtshaus Ecke Prager Straße und Hopfengasse – auch auf Betreiben des damaligen DFZ-Chefredakteurs Hans Jörg Schimanek – eine Gedenktafel angebracht worden. Das kleine Haus war jedoch so alt, dass es Jahre später abgerissen wurde. Die Tafel konnte gerettet werden und ist heute im Floridsdorfer Bezirksmseum.

Seit damals – also seit 2017 bemüht sich Bezirksvorsteher Georg Papai in Gesprächen mit den Wohnbauträgern um einen neue Gedenktafel an der Fassade des neu errichteten Wohnbaus. Jetzt acht Jahre später ist es doch noch so weit. Papai: „Manche Dinge dauern etwas länger. Es ist nur eine Tafel, aber es ist wichtig, dass wir uns an einen großen Floridsdorfer erinnern! Franz Jonas‘ große Leistungen in den Jahrzehnten nach dem 2. Weltkrieg für Floridsdorf, Wien und ganz Österreich würdigen wir nun auch mit der Tafel an seinem Geburtshaus.“

Jonas Namen tragen außerdem ein belebter Platz am Bahnhof Floridsdorf, eine Schule in Jedlesee, seit 2016 der Gemeindebau in der Prager Straße 93-99 und der Volksmund benannte auch die unterirdische Passage, das „Jonas-Reindl“, am Schottentor nach ihm. Floridsdorfs Gemeinderätin Ilse Fitzbauer hielt 2016 fest: „Franz Jonas wurde von vielen Zeitzeugen, die ich kennenlernen durfte, als sehr bescheidener Mensch und als jemand beschrieben, dem Bildung und die persönliche Weiterbildung besonders wichtig waren. Darüber hinaus hat er die Idee eines geeinten Europas vorweggenommen. In diesem Sinne ist uns Franz Jonas heute Vorbild, unsere Zukunft durch eine gute Ausbildung auf ein solides Fundament zu stellen und uns für ein geeintes, solidarisches und vor allem friedliches Europa auch weiterhin stark zu machen.“

Erinnerungstafel in der Prager Straße 76. Bild: zVg.
Erinnerungstafel in der Prager Straße 76. Bild: zVg.
Bild: Direktor Ferdinand Lesmeister mit ‘Tafel-Besitzer’ Hans Jörg Schimanek. Bild: Privat.
Bild: Direktor Ferdinand Lesmeister mit ‘Tafel-Besitzer’ Hans Jörg Schimanek. Bild: Privat.

„Franz Jonas hat die Periode des Wiederaufbaus entscheidend mitgeprägt. Er trägt einen besonders großen Anteil daran, dass unser Wien aus den Trümmern des Weltkriegs neu errichtet wurde“, meinte der heutige Bürgermeister Michael Ludwig 2017, der auf die intensive Wohnbautätigkeit in den Nachkriegsjahren verwies. Gleichzeitig wurde der Wohnkomfort für die Gemeindemieterinnen und –mieter merklich erhöht – Stichworte Bad, WC und Wohnungsgröße. „Franz Jonas kannte das Leben im Gemeindebau aus nächster Nähe, wohnte er doch eine Zeit lang im Schlingerhof“, informierte der Wohnbaustadtrat, der auch den Ausbau und die Modernisierung der Spitäler, den Bau von neuen Wiener Volkshochschulen, Verkehrsbauwerke, das Historische Museum Karlsplatz, die Wiener Stadthalle und den Donaupark als ausgewählte große Leistungen von Jonas als Bürgermeister ansprach. Als Bundespräsident, der auch wiedergewählt wurde, habe er die Befugnisse sehr gewissenhaft, aber mit gebotener Zurückhaltung angewandt, so Ludwig.

Bennenung Franz-Jonas-Hof. Pid/Jöbstl.
Bennenung Franz-Jonas-Hof. Pid/Jöbstl.

Zur Person Franz Jonas

Laut Urkunde am 4. Oktober 1899 in Wien geboren dürfte der tatsächliche Geburtstag – laut Notiz der Mutter – auf den 29. September 1899 fallen. Die Familie stammte ursprünglich aus Mähren. Franz Jonas erlernte das Handwerk des Schriftsetzers, früh startete er Aktivitäten in diversen sozialdemokratischen Organisationen, u.a. wurde er 1933 Bezirkssekretär der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in Floridsdorf. Im Februar 1934 flüchtete er für einige Monate in die Tschechoslowakei, während des 2. Weltkrieges arbeitete er in der „kriegswichtigen“ Floridsdorfer Lokomotivfabrik und wurde daher nicht eingezogen.

Von 1946 bis 1948 war er Bezirksvorsteher von Floridsdorf, danach bis 1951 Wiener Stadtrat – zunächst für Ernährungswesen, danach für Bauangelegenheiten. Als Nachfolger von Theodor Körner wurde er 1951 Wiener Bürgermeister. Die erste erfolgreiche Wahl zum Österreichischen Bundespräsidenten erfolgte 1965, 1971 wurde er wieder gewählt. Franz Jonas war strenger Antialkoholiker, sein Hobby war die Sprache Esperanto. Am 24. April 1974 verstarb er in Wien.