Ein kleines aber feines Bilderalbum widmen die beiden Autoren Gabriele Dorffner und Matthias Marschik dem ,Meer von Wien‘. Quasi ein verfrühtes Geburtstagsgeschenk für die ,schöne Alte Donau‘ – die feiert 2025 den 150. Geburtstag.
Denn bis zur Finalisierung der 1. Wiener Donauregulierung im Jahr 1875 war das heutige Freizeitparadies der wilde, großteils ungezähmte Hauptarm der Donau. Unmittelbar mit der Entstehung der Alten Donau wurden viele Pläne, wie eine große Hafenanlage zwischen Birner und Angelibad, geschmiedet. Doch es kam anders und daran waren vor allem die Wiener selbst schuld. Denn während Politiker und Experten noch diskutierten, hatten – man könnte sagen: typisch – die Wiener (und wohl auch die damals noch eigenständigen Floridsdorfer) das Gebiet von der Floridsdorfer Brücke bis zum Kaiserwasser schon annektiert. An der 17 Kilometer langen Uferlandschaft entstanden zwar auch Betriebe – viele können sich noch an den Firestone-Turm im Donaufeld erinnern. Doch bald gab es die ersten „Vergnügungsetablissements“. Marschik: „Schon lange vor Florian Berndls berühmtem Gänsehäufel waren das das ,Franz-Josefs-Land‘ im heutigen 22. Bezirk und natürlich das 1888 eröffnete Birner’sche Vier-Kreuzer-Bad, heute das Angeli Bad und gegenüber das noblere Zehn-Kreuzer-Bad, heute der Gastgarten mit Terrasse des Gasthauses Birner.“
Der Badekultur ist im Buch ein ausführliches Kapitel gewidmet, genauso wie den fast gleichzeitig einsetzenden Sportaktivitäten: Ähnlich dem Fußball wurden auch Rudern und Segeln aus England importiert. „30 Jahre später hat sich daraus nach dem 1. Weltkrieg, durch die vermehrte Arbeiterfreizeit, eine Massenbewegung entwickelt“, weiß Gabriele Dorffner. Auch im Winter: Denn da war die gefrorene Wasserfläche ein Eislaufplatz.
Lifestyle-Zeitschriften wie ,Die Bühne‘ widmeten in der Zwischenkriegszeit der Alten Donau mehrmals Reportagen und ein Autor schrieb, „Es ist ein Traum- und Sehnsuchtsland für viele tausende von großen und kleinen Kindern.“ Kam es mancherorts zu eher wilder Landnahme wie in Klein-Brasilien, auch eine Berndl-Erfindung, gab es am Bruckhaufen, etwa beim heutigen Neuner, die große Wiener Mülldeponie – zum Ärger der Floridsdorfer. Es entstanden Klein- und Kleinstgärten, Uferhäuser, Segel- und Ruderclubs. Aber auch Gemeindebauten, etwa der Paul-Speiser-Hof (FAC-Bau), rückten dem Wasserpark – offiziell ein künstlich geschaffener erster Teil der Alten Donau -, der Alten Donau immer näher. 50 Jahre später löste die UNO-City die Kirche am Kinzerplatz und den Firestone-Turm als wichtigste ,Landmarke‘ an der schönen Alten Donau ab.
Das Buch von Dorffner und Marschik streift in 13 Kapiteln durch die gesamten 150 Jahre der Geschichte des Meeres von Wien, das natürlich auch das Meer von Floridsdorf ist. Wie immer bestechen die Bücher der beiden Autoren durch die gewissenhafte Auswahl der Bilder, inklusive vieler privater Aufnahmen.
Das Meer von Wien. An der schönen Alten Donau. Ein Bilderalbum. Von Matthias Marschik und Gabriele Dorffner. 116 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, € 19,80.