Hitzige Diksussion: Wohin soll der 27er fahren?

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Entwurf: 27er auf der Hirschstettner Hauptallee. Wiener Linien/Marina Mohr.
Entwurf: 27er auf der Hirschstettner Hauptallee. Wiener Linien/Marina Mohr.
Stein

Die Diskussion um die Linienführung der Straßenbahn-Linien in Floridsdorf dauert gefühlt schon seit 1886 an, als der spätere 31er noch als dampfbetriebene Linie in Betrieb genommen wurde. 2025 stehen wieder Änderungen bevor: Der neue 27er soll dann von Kagran kommend als dritte Linie auf der Donaufelder Straße und als zweite auf der Prager Straße verkehren. Eine schlechte Idee, meint die ÖVP.

Während der 27er im 22. Bezirk teilweise eine komplett neue Strecke befahren wird (er erschließt die Stadtentwicklungsgebiete Berresgasse und Heidjöchl auf einem neuen Streckenabschnitt ab Pirquetgasse bis zur Station Aspern Nord), ist er in Floridsdorf eine Intervallverdichtung, die es laut Bezirksvorsteher Georg Papai (SPÖ) „dringend braucht“. Die Linie 26 zählt wienweit zu jenen Straßenbahnlinien mit dem höchsten Fahrgastaufkommen. Besonders der Ast vom Bahnhof Floridsdorf Richtung Norden.

Die ÖVP Floridsdorf wittert eine Benachteiligung der Stammersdorfer, die keine direkte Verbindung nach Kagran haben und forderte in der Bezirksvertretungssitzung am 9. November eine „Volksbefragung im 21. Bezirk: Linie 27 nach Stammerdorf Ja / Nein“.

Noch vor der BV-Sitzung begannen aufgrund der Recherchen der DFZ hektische Beratungen hinter den Kulissen. Der Antrag wurde schließlich mit der neutralen Fragestellung „nach Stammersdorf oder Strebersdorf“ als ‘Bürgerbefragung’ eingebracht.

So weit, so skurill. Berechtigt bleibt dennoch die Frage: Wohin soll welche Linie fahren? Und warum? Eine Volksbefragung, bei der wohl jeder Bewohner für sein Grätzel entscheidet, ist da keine gute Idee, so ein Bezirksrat: „Wir werden sicher nicht Stammersdorfer gegen Strebersdorfer ausspielen.“

Antragsteller Thomas Pfeiffer (ÖVP): „Wir haben schon so viele Anfragen und Anträge eingebracht. Leider ist die Diskussion mit den Wiener Linien nicht immer konstruktiv.“ Der Vorschlag der ÖVP sieht vor, dass je eine Linie von Strebersdorf und Stammersdorf kommend nach Kagran fährt: Der 27er auf der Brünner Straße und der 30er auf der Prager Straße. Die Wiener Linien wollen aber 26er und 27er nicht „aufsplittern, das führt nur zu uneinheitlichem Takt.“

Es gibt aber eine noch einfachere und (für die Brünner Straße) rascher realisierbare Lösung: Derzeit fährt der 25er auf der Donaufelder Straße bis zum Bahnhof Floridsdorf und von dort der 30er zu Spitzenzeiten nach Stammersdorf. Verlängert man den 25er gleich ganztags über die gesamte Brünner Straße hätte man eine durchgehende Linie nach Kagran. Plus eine Intervallverdichtung. Der 27er könnte wie vorgesehen fahren. Auf Prager und Brünner Straße gäbe es je zwei Linien. Nachteil: Weil es mit Jonas-Platz und Unterführung zwei Abfahrtsstationen gibt, wüßte man nie, wo die nächste Bim früher kommt.

Umsetzen müssten das die Wiener Linien. Die sind nicht immer die einfachsten Gesprächspartner. Dass viele Stadtentwicklungsgebiete wie die Siemensäcker am Abend und am Wochenende keine Busverbindung haben, sehen nicht nur die Anrainer als einen komplett falschen Ansatz.

Nicht umgesetzt wird die von der ÖVP geforderte Bürgerbefragung. Der Antrag wurde mit Stimmen der SPÖ und NEOS abgelehnt. Nun überlegen ÖVP, FPÖ und Grüne eine BV-Sitzung nur für Öffi-Themen einzuberufen. FPÖ-Klubobmann Mareda: „Diese Themen werden sonst immer nur hinter verschlossenen Türen in Ausschüssen diskutiert. Und die Wiener Linien schasseln uns ab. Die Bevölkerung in
Floridsdorf hat aber ein Recht zu erfahren, was geplant ist!“ – Hannes Neumayer