Immer wieder: Vandalen verwüsten Madonnen-Marterl in Jedlesee

1918
Gerhard Petrides bei der Statue. Bild: Hödl.
Gerhard Petrides bei der Statue. Bild: Hödl.

Es macht einen unfassbar: Die Madonnen-Statue in Jedlesee wird regelmäßig ‚geplündert‘. Und jetzt nehmen die Vandalenakte sogar noch zu. Außerdem ist unklar, was mit Gebäude in der Schutzzone (Anton-Bosch-Gasse 12) passiert.

Länger als ein Vierteljahrhundert sorgt der Jedleseer Gerhard Petrides auf eigene Kosten regelmäßig für frischen Blumenschmuck am alten Madonnen-Marterl in Jedlesee am Haus Anton Bosch-Gasse 12: „Doch in den letzten Jahren nahmen die Vandalenakte bei dem Bildstock ständig zu. Blumen werden gestohlen oder auch nur mutwillig herausgerissen, obwohl ich die Sträuße jetzt schon mit Draht festbinden lasse. Oftmals lässt dieses lichtscheue Gesindel sogar die Vasen mitgehen – diesmal haben sie wenigstens einen der beiden Blumensträuße zurück gelassen“, ärgert sich Petrides. Er will trotz der Häufung der Vorfälle (die DFZ hat schon 2019 berichtet) mit den Schmückungen weitermachen.

Petrides hat Bezirksrat a.D. Hans Jörg Schimanek zu einen gemeinsamen Lokalaugenschein eingeladen. Für den Floridsdorfer Alt-Politiker eine klare Sache: „Ich meine, es müsste für jedermann, der Augenzeuge eines solchen Vandalenaktes wird, eine Selbstverständlichkeit sein, sofort den Polizeinotruf 133 zu wählen“.

Alt-Bezirksrat Hans Jörg Schimanek vor Ort. Bild: Hödl.
Alt-Bezirksrat Hans Jörg Schimanek vor Ort. Bild: Hödl.

Unklar ist, was mit dem Gebäude – es ist teil der Schutzzone in Jedlesee – passiert. Seit über einem Jahr wird es auf einer Internet-Plattform zum Verkauf angeboten. Da das gesamte ebenerdige Gemäuer nicht nur baufällig ist sondern sich in einem insgesamt völlig desolaten Zustand befindet, wäre es laut Schimanek „auch für die diversen zuständigen Magistratsabteilungen hoch an der Zeit, hier einzuschreiten. Bei den kaputten ebenerdigen Fenstern kann jedermann hineinklettern, letztlich ist daher auch die Gefahr einer Brandstiftung nicht auszuschließen“. Da aber die Bearbeitung eines diesbezüglichen Antrags im Bezirksparlament eine deutliche Verzögerung bedeuten würde, haben Bezirksrat Gerhard Doppler und Bezirksrat a.D. Hans Jörg Schimanek das „Büro für Sofortmaßnahmen“ bei der Magistratsdirektion informiert und wegen Gefahr im Verzug um möglichst rasches Einschreiten ersucht.  

„Schönes Doppel-Eckgrundstück mit Eigengarten und viel Potential“, heißt es in der Immobilien-Anzeige. Es geht um das Haus mit der Adresse Anton-Bosch-Gasse 12. Gemeinsam mit dem Nachbarhaus in der Wiener Gasse 2 sind das 1.286m2. Die Eckdaten laut Inserat: 475 m2 Baufläche, Bauklasse I, geschlossene Bauweise, maximal 4,5m, Ensemble-Schutz: „Das Potential: Abriss und Neubau der Bestandsgebäude, Schaffung von Wohnungen mit Balkonen und Eigengärten.“ Der Preis: 2,75 Millionen Euro – vor einem Jahr. Aktuell: 2.400.000 Millionen Euro.

Fakt ist: Das Gebäude ist derzeit kein Schmuckkästchen. Weder außen, noch innen (siehe Bild unten). Ausnahme: Die ‘Maria Loretto’-Statue in einer Nische, in die Nachbar Gerhard Petrides (Inhaber von Blumen Regina) jeden Tag frische Blumen legt. ‘Maria Loretto’ ist auch die Jedleseer Kirche geweiht und gleichzeitig Jedleseer Wappenfigur.

Allerdings liegen die Gebäude in der Schutzzone. Die DFZ hat bei der Behörde nachgefragt, was das im konkreten Fall bedeutet: Was ‘geht’ in einer Schutzzone? Erstens: Das Haus steht nicht unter Denkmalschutz. Die Abteilung Architektur und Stadtgestaltung der Stadt Wien teilt mit: „Schutzzone bedeutet, dass der Abbruch des Hauses bewilligungspflichtig ist. Des Weiteren ist das äußere Erscheinungsbild des Hause zu erhalten. Das Haus ist Teil des alten Ensembles aus der ursprünglichen Bebauung entlang der heutigen Anton-Bosch-Straße in Verbindung zum Lorettoplatz. An dem Gebäude ist grundsätzlich alles schützenswert.“

Konkret würde es wohl bedeuten, dass zumindest ein Teil der Fassade erhalten bleiben muss und der Rest abgerissen wird.

Anton Bosch Gasse 12 von außen. Bild: Hödl.
Anton Bosch Gasse 12 von außen. Bild: Hödl.

Die Geschichte des Hauses hat die Floridsdorfer Historikerin Gabrielle Dorffner für die DFZ recherchiert und das ist gar nicht so einfach: „Leider gibt es über die Madonna nicht viel zu finden. Franz Polly schreibt, dass das Haus (Anton Boschgasse 12) 1771 gebaut und 1787 nach dem Allerheiligen-Hochwasser wieder instand gesetzt wurde. Raimund Hinkel datiert die Madonna um 1500 als Alt Jedleseer Wahrzeichen. Das Gemeindesiegel zeigte laut Polly 1882 die Madonna. Ich denke, sie galt als Beschützerin des Ortes und steht daher in Zusammenhang mit der ständigen Hochwassergefahr.“

Statue in der Nische des hauses. Bild: DFZ.
Statue in der Nische des hauses. Bild: DFZ.

Für den Floridsdorfer Immobilienmakler Gerald Kneissl von RE/MAX Dreams ist „der Preis nicht erzielbar. Das Objekt ist – ohne Berücksichtigung von Ensembleschutz – komplett zu schleifen. Und die Lage an der stark befahrenen Ecke ist auch nicht das Gelbe vom Ei für Wohnungen.“

Für Gerhard Petrides sind diese Vandalenakte unverständlich: „Ich weiß nicht, welcher Teufel diese Leute reitet, dass sie nicht einmal vor einer Madonnen-Statue Respekt haben. Aber auch wenn solche Vandalenakte zwei bis drei Mal pro Jahr passieren, lasse ich es mich nicht verdrießen: Wir werden die Jahrhunderte alte Madonnen-Statue als Andenken an Alt-Jedlesee auch weiterhin Woche für Woche schmücken!“, verspricht der Besitzer von Blumen Regina.

Vor zwei Jahren zu Adventbeginn platzierte sein „Blumenmädel“ Sabrina wieder zwei Vasen samt frischem Blumenschmuck vor der Statue. Doch der erfreuliche Anblick war nur von kurzer Dauer:  „Ich habe die beiden Vasen sogar mit Draht gesichert, doch schon nach zwei Tagen waren Blumen samt Vasen weg!“, ärgerte sich die Floristin im Gespräch mit WIFF-Bezirksrat Hans Jörg Schimanek. Sie sorgte danach über Auftrag ihres Chefs umgehend für neue Vasen samt Blumen.

Egal was passiert, Petrides bietet an, die Statue zu retten: „Ich würde auf meinem Grundstück eine eigene Kapelle für die Figur errichten und bezahle alles selbst!“

Blick ins Innere des Gebäudes. Bild: Hödl.
Blick ins Innere des Gebäudes. Bild: Hödl.