Nur ein Jahr ist seit der letzten Schlingermarkt-Ausgabe der DFZ vergangen. Und schon wieder hat sich unheimlich viel getan. In Summe gibt es gleich acht neue Stände: Zwei Lauser, zwei Fleischer, ein Weinladen, ein Stand für Käse, uvm. Während am hinteren Platz jetzt fast schon das Flair einer kleinen aber feinen italienischen Piazza vorherrscht, wird das kleine Plätzchen vorne zum Mini-Bazar. Unsere aktuelle Markt-Reportage.
Die ,Zwei Lauser‘ (Bild oben) sind seit bald einem Jahr gleich doppelt eine Bereicherung für den einzigen Markt im 21. Bezirk. Jürgen Pendl und Johann Rosenhammer haben sich den Traum von einem eigenen Marktstand für Eis, Waffeln, Poffertjes, Prosecco, etc. erfüllt. Wie es zu dem Namen kam, erzählt Jürgen: „Uns sind viele Namen eingefallen, aber es hat uns keiner davon gefallen. Dann haben wir uns angesehen und meinten, wir sind beide nicht so groß, wir sehen aus wie zwei Lauser.“
Wichtig ist den zwei Lausern, dass sie sehr gute Produkte anbieten können, wie z.B. selbstgemachtes Eis von den ,Eismachern‘ aus dem Burgenland, feinen Prosecco aus Frankreich und als Highlight Poffertjes (eine Art münzgroße Pancakes) aus den Niederlanden, mit vielseitigen Toppings von Früchten bis Karamellsauce. Im Winter gab es Glühwein, -most & -gin sowie Kinderpunsch dazu.
Die beiden haben sich auch als Bereicherung für die Marktgemeinschaft herausgestellt: „Es arbeitet zwar jede/r für sich, aber trotzdem gehört man irgendwie zusammen, und sieht sich nicht als Konkurrenten. So bezieht etwa ‚Die Rösterin‘ gegenüber das Vanilleeis für den Eiskaffee von uns“, erzählt Rosenhammer. Der studierte Musicaldarsteller begeistert bei den diversen Festlichkeiten am Markt außerdem mit Hits von Udo Jürgens & Co. Auch bei der heurigen Langen Nacht der Märkte kann man ihn bei einem Auftritt bewundern.
Little Italy am Schlingermarkt
Schräg vis a vis hat seit Ende 2023 die ,Spaghetteria il Mercato‘ am Bauernmarktplatz eröffnet. Sandor Heidinger, Mihaly Czine und Florian Hoffer haben selbstgemachte italienische Pasta von Spaghetti, Pappardelle, Rigatoni, Taglietelle bis zu Paccheri im Angebot. „Natürlich haben wir auch Bruschetta, Ravioli, Gnocchi, Lasagne und Tiramisu. Alles frisch gemacht mit zu 90 Prozent italienischen Produkten, von einem italienischen Koch zubereitet“, erzählt Heidinger. Überhaupt kommt das Personal großteils aus unterschiedlichen Orten in Italien: „So haben wir ganz viel kulinarisches Wissen aus allen Regionen.“
Im geräumigen Lokal gibt es überraschend viele Sitzplätze, man kann Speisen abholen und liefern lassen. Geöffnet ist derzeit Dienstag bis Samstag (11.30 – 21 Uhr), täglich gibt es ein Tagesangebot. „Das Feedback der Floridsdorfer ist super. Viele freuen sich, dass es ein gutes Lokal gibt, das mit Leidenschaft kocht. Vielleicht können wir zum Aufschwung des Schlingermarktes beitragen.“ Die Nudeln können von Kunden auch ungekocht für zu Hause gekauft werden.
Abgerundet wird die kleine italienische Piazza am Schlingermarkt durch die mittlerweile über die Bezirksgrenze hinaus bekannte und beliebte Pizza im ,Lievito 48‘ von Giulia und Valerio Bendinelli. Die echte neapolitanische Pizza – der Teig ruht 48 Stunden, daher der Name – hat unzählige Fans.
Fixpunkt auf der Piazza ist ,Kaffeerösterin‘ Johanna Wechselberger (kleines Bild). Vor ihrem kleinen Joey’s Cafe bilden sich speziell am Samstag Vormittag richtige Warteschlangen. Espresso gibt es um ,italienische‘ 1,80 Euro, kleine Süssigkeiten stammen von der Patisserie Marischka. In der Floridsdorfer Hauptstraße betreibt die gebürtige Floridsdorferin die ,Vienna School of Coffee‘, im Joey’s gibt es eine großartige Auswahl an selbst-importiertem Kaffee für daheim und eine herausragende Beratung.
Nicht ganz italienisch ist die neue Fleischerei neben der Pizzeria: Im Ali Markt gibt es Rind und Geflügel (halal) und das Lammfleisch aus Niederösterreich wird sogar von den Mitbewerbern ausdrücklich als hervorragend gelobt.
Und am Rand der Piazza hat sich neben der Fleischerei Lukajic (hausgemachte Ćevapčići, Grillwürstel, Gselchtem, Grammeln, Sremska) mit Johann Reitermayer ein Weinhändler angesiedelt. Er wurde auf der Suche nach einem Geschäftslokal für Lagerverkauf hier auf dem Markt fündig und hat seinen Stand ,Weinsein‘ genannt (Dienstag-Freitag, 15-18 Uhr, Samstag, 10-12 Uhr).
Reitermayer verspricht vorwiegend ab Hof-Preise und Mengenrabatt ab 6 Flaschen (auch bunt gemischt möglich). Der Neo-Standler kennt sich bestens mit Wein aus und steht gerne bei der Auswahl zur Seite. Und die ist riesig: Von Floridsdorfer Qualitätstropfen bis zu internationalen Weinen.
Mini-Bazar am Schlingermarkt
Ein Stück weiter geht es seit kurzem orientalisch zu: Dafür sorgen vier neue Stände. Afghanische und iranische Köstlichkeiten gibt es im ,Kimia Markt‘. Gleich neben der Blumenecke sind Biryani, Manto, Ghabeli, Bolani, Kabab Kubideh uvm. die Renner. „In Favoriten gibt es afghanische Bäckereien, auf dem Hannovermarkt in der Brigittenau ebenso. Ich dachte mir: in Floridsdorf fehlt ein Ort an dem es frisch gebackenes afghanisches Brot gibt, also habe ich mich dazu entschieden den Kimia Markt zu eröffnen“, erzählt Betreiber Rahman über seine Beweggründe, das afghanische Brot Paraki, Joryi Brot und andere Spezialitäten auch am Schlingermarkt anzubieten.
Hier gibt es afghanische und iranische Lebensmittel und eine große Portion Gastfreundschaft und köstliche Suppe mit Zitrone und frisch gebackenem Brot.
Der Nachbarstand passt perfekt dazu: Arabische, kurdische, türkische Käsesorten gibt es bei Amid an seinem Marktstand „Leji“ (Montag bis Samstag von 8 bis 18 Uhr): „Da es den Käse in größeren Packungen zu kaufen gibt, sind die Preise günstiger“, so das Versprechen. Es gibt nicht nur Käse-Sorten wie zum Beispiel Msanara, Mschalale und Halloumi, sondern auch eingelegtes Gemüse (Melanzani, Oliven), süße Datteln, Tahina und Bio-Honig. Die Gebietsbetreuung hat bereits getestet und meint: „Keine Scheu vor den vielleicht noch unbekannten Käse-Sorten, Amid und seine Kollegen lassen sicher gerne kosten. Zum Beispiel die süße Speise Halawa, ein tolles Dessert, das auf der Zunge zergeht.
Ganz neu sind die beiden nächsten Stände, die dafür sorgen, dass der Platz mit der Bücherzelle zum kleinen arabischen Bazar wird und Orient-Feeling verbreitet: Der Fleischer Yasmien Alscham hat sich erst Anfang Mai eingerichtet.
Allerlei Haushaltsgegenstände gibt es bei Albaron: Von Töpfen, Tellern, Pfannen, Wasserspiel bis zu Vasen oder Wasserpfeifen sind die meisten Produkte im orientalischen Stil gehalten, glitzern und funkeln.
So geht’s am Markt weiter
Noch heuer wird es übrigens eine weitere optische Veränderung in der Marktmitte geben. Mit dem Abriss eines Standes (ein Lager und Susis Cafe) kommt das Marktamt dem in der Floridsdorfer Bezirksvorstehung einstimmig beschlossenen Leitbild 2030 wieder ein Stück näher. Das Konzept sieht vor, dass in der Mitte ein flexibel nutzbarer Platz entsteht: Neben dem Bauernmarkt können hier auch immer wieder Veranstaltungen Platz finden. Außerdem soll es zusätzliche Begrünungsmaßnahmen geben.
Und ein weiteres Etappenziel ist auch erreicht: Alle Stände sind vergeben (Weinhändler Reitermeyer wird auch die Ex-Bäckerei nebenan übernehmen) und haben auch tatsächlich mindestens zu den Kernmarktzeiten geöffnet.
Neue Marktstudie
Von Bezirksvorsteher Georg Papai wurde mittlerweile eine neue Studie für den Schlingermarkt beauftragt. Die soll sich vor allem auch mit einer notwendigen Beschattung am Marktgebiet befassen. „Die Ergebnisse werden noch in diesem Jahr vorliegen, die Umsetzung sollte sich bereits 2025 ausgehen“, erzählt Bezirksvorsteher Georg Papai. Sein Tipp: „Ich kaufe selbst jede Woche auf unserem Markt ein und kann nur allen Floridsdorfern empfehlen: Schau’n Sie auch vorbei!“ -Hannes Neumayer