Jänner_Streifzüge

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Gerald Pichowetz. Bild: Gloria Theater.
Gerald Pichowetz. Bild: Gloria Theater.
Stein

Meine lieben „Fluaridsduafa“! Ich hoffe, Ihr seid alle gesund und mit guten Vorsätzen beladen gut ins neue Jahr gekommen. Für viele unserer Mitmenschen ist ein Jahreswechsel ja von Berufs wegen auch mit Arbeit verknüpft. Und dies nicht unbedingt mit so angenehmer Arbeit wie bei meinen Kolleginnen und Kollegen der Schauspielzunft, sondern vielfach sogar mit sehr belastender oder gefährlicher Arbeit wie etwa im Bereich der Sicherheit oder des Gesundheitswesens. Mich hat einer meiner ersten Wege zum Frischluftschnuppern heuer nach Donaufeld an die Alte Donau geführt, und er brachte mich auch zu einem Bauwerk unseres Heimatbezirkes, welches seit mehr als einem Jahrhundert von weit her einem Wahrzeichen gleich von Floridsdorf kündet.

Es ist dies die Pfarrkirche St. Leopold, die „Donaufelder Kirche“. Und sie hat eine interessante Geschichte. In den Jahren vor der Eingemeindung Floridsdorfs bestanden nämlich Bestrebungen, Floridsdorf zur Hauptstadt Niederösterreichs zu machen, und man plante daher auch eine imposante Bischofskirche für eine neue niederösterreichische Diözese. Der Name des Namenspatrons war deshalb auch rasch gefunden. Für den neugotischen Ziegelbau des Architekten Franz Ritter von Neumann musste zunächst jedoch der gewählte Standort aufbereitet werden, an dem zuvor noch eine Senke des Mühlschüttelarmes von der Donauregulierung gezeugt hatte.

Am Freiligrathplatz existiert noch heute ein Teil dieser „Grube“, früher zeitweise auch romantisch „Messerstecherpark“ genannt. Die Grundsteinlegung am 6. Juni 1906 ließen sich weder Bürgermeister Lueger noch Kaiser Franz Josef I. entgehen, und bei der Weihe fast auf den Tag genau 8 Jahre später vertrat das Kaiserhaus dann Erzherzog Peter Ferdinand. Mit 96 Metern Höhe ragte der dritthöchste Kirchturm Wiens fast 100 Jahre lang weit über alle anderen Gebäude Floridsdorfs. Für die 5.000 Menschen, die im Inneren Platz finden, mussten nachträglich sogar noch zwei zusätzliche Notausgänge errichtet werden.

Ein eindrucksvolles Gotteshaus, welches in dieser Dimension also einer Fehleinschätzung entsprang, auf das wir und insbesondere die Donaufelder aber Stolz sein können. Euer Gerald Pichowetz