Jagdschloss Magdalenenhof: Umbau startet im März

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Jagdschloss Magdalenenhof. Bild: DFZ.
Jagdschloss Magdalenenhof. Bild: DFZ.

Das Jagdschloss Magdalenenhof wird – wie von der DFZ berichtet – eine Wohnform für Jugendliche mit psychischen Erkrankungen. Mit März beginnt am Bisamberg die nächste Etappe: Es ist Start der Umbauarbeiten.

Und die sind durchaus außergewöhnlich: Für das Gebäude selbst gilt Denkmalschutz. Der betrifft vor allem das historische äußere Erscheinungsbild des etwa 115 Jahre alten Gebäudes und Gestaltungselemente im inneren, wie etwa die Treppe. Fenster dürfen nur mit besserem Glas aufgefrischt werden. Aber auch der Naturschutz im Natura 2000-Gebiet bedeutet strenge Auflagen. Um wieder einen Zufahrtsweg anzulegen, muss Trockenrasen vorsichtig verpflanzt werden. Bis zu fünf Jahre danach muss nachgewiesen werden, dass das auch funktioniert.

Ewald Lochner (rechts) und Bezirksvorsteher Georg Papai vor dem Eingang zum Jagdschloss Magdalenenhof. Bild: DFZ.

Dennoch ist Ewald Lochner, Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien, zuversichtlich, dass die Arbeiten am ,Projekt Lene‘ in einem Jahr abgeschlossen sind. Danach soll es ein Wohnangebot für bis zu 12 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit psychosozialen Betreuungsbedarf geben. Der Aufenthalt soll bis zu 12 Monate dauern. Die betroffenen Jugendlichen stammen meist aus schwierigen familiären Verhältnissen und hätten, so Lochner, zum Beispiel nie gelernt, wie man Butter aufs Brot streicht oder Wäsche wascht: „Durch die umliegende Natur und den Abstand zum gewohnten Umfeld sind naturtherapeutische Ansätze, betreut durch ein multiprofessionelles Team, möglich.“

Die Bisamberg-Garantie besagt, dass der Teil des Bisambergs, welcher dem Bundesland Wien zuzurechnen ist, weiter als Erholungsgebiet den Menschen zur Verfügung stehen soll, naturnahe bleiben muss und es zu keiner zusätzlichen Verbauung kommen darf.

Bezirksvorsteher Georg Papai hält ,Lene‘ eine „sinnstiftende Weiternutzung“ nach etwa 14 Jahren Leerstand. Die Bisamberggarantie – sie garantiert etwa, dass nur Anrainer zufahren dürfen – bleibt weiter aufrecht. Die wenigen Anrainer wurden nun ebenfalls über die bevorstehenden Arbeiten informiert.

Noch macht Floridsdorfs berühmtester ,lost space’ bei der Besichtigung mehr einen gespenstischen und entrischen Eindruck. In wenigen Monaten wird das Jagdschloss nach Villa eines Bier-Barons, Balkan-Grill, Etablisment für einzelne schöne Stunden und Hochzeits-Location eine neue Bestimmung bekommen.

Schloss ohne Gespenst, aber mit Geschichte
Bierbrauer Rudolf Dengler (1873 – 1937, Enkel von Anton Bosch) ließ die Villa 1911/12 von Architekt Paul Hoppe für seine Mutter errichten. Die starb bereits 1914. 1928 erwarb die Gemeinde Wien das Gebäude. In beiden Kriegen diente die Villa als Soldatenunterkunft. Die Villa war Wohnung, Jausen- und Backhendelstation, Balkangrill und „Pension“ für schöne zweisame Stunden. Im Jahre 1986 zog mit Familie Sarsam der bislang letzte Pächter in die Villa ein und es wurde ein Seminarbetrieb mit angeschlossenem Restaurant aufgebaut. Es war das erste Restaurant Wiens mit vegetarischer Kost aus eigenem Anbau im naturnahen Garten. Ab 1993 wurde das stilvolle und idyllische Ambiente für Hochzeiten, private Veranstaltungen, Feste und Feiern sowie als Filmkulisse genutzt. Das Sarsam-Projekt zur Revitalisierung des Magdalenenhofes unter dem Titel ,Garten Bisamberg‘ wurde abgelehnt, die Familie musste 2011 ausziehen. 

Details zum Projekt Lene:

  • Geplant ist, ein Wohnangebot für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit einem spezifischen psychosozialen Betreuungsbedarf zu schaffen.
  • die Aufenthaltsdauer liegt bis zu 12 Monaten und gegebenenfalls darüber hinaus 
  • Ziel ist die Förderung der jungen Menschen hinsichtlich Selbstständigkeit, Selbstbefähigung und Selbstwirksamkeit 
  • LENE soll Betroffenen folgende Angebote bieten: o Wohnangebote für bis zu 12 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene 
  • ganz enge Anbindung an Behandlungssystem der Kinder- und Jugendpsychiatrie und der Transitionspsychiatrie 

Durch umfangreiche Sanierungs- und Umbauarbeiten soll eine psychosoziale Einrichtung entstehen, die einer kleinen Anzahl von Patient*innen schon durch die einzigartige Lage in Wien bessere Chancen für den Heilungsprozess bietet: 

  • Umgeben von Wiesen, Wäldern und Hügeln wird die Natur zu einem wesentliches Element der therapeutischen und sozialpädagogischen Ansätze 
  • Junge Zielgruppe vom Projekt LENE kann sich inmitten der Natur, fernab vom Stress der Innenstadt und mit gesunder Distanz zu ihrer gewohnten Umgebung erstmals erholen: stadtnah, aber dennoch an einem Ort, wo sie zur Ruhe kommen und Stabilität kennenlernen 
  • Räumliche Distanz zum gewohnten Umfeld ist oftmals ein wichtiger Faktor, um sich aus einem krankheitsfördernden sozialen Setting zu lösen 
  • Sowohl der Fokus auf sich selbst, die psychosoziale Unterstützung, als auch das Miteinander in einer sozialtherapeutischen Gruppe ermöglichen neue Perspektiven und Erfahrungen. 
  • Behandlung und Therapie durch multiprofessionelles Team, Betreuung24 Stunden 7 Tage die Woche

    Das Angebot des Projekt LENE umfasst:
  • regelmäßige therapeutische Gespräche im Einzel- und Gruppensetting 
  • Naturpädagogik 
  • Geregelter Alltag mit festgelegten Pflichten und unterschiedlichen Möglichkeiten der Beschäftigung (z. B. Gartenarbeiten, Kreativgruppe, Pflege und Instandhaltung der Umgebung, Sport) 
  • Strukturierte Freizeit aber auch unstrukturierter Freiraum 
  • abenteuerpädagogische und erlebnispädagogische Aktivitäten 
  • geschützter Rahmen, um Alltagsfähigkeiten zu erwerben und auszubauen: Tagesablauf selbst gestalten und regeln, eine Morgenroutine üben, Wäsche waschen, sich eine Mahlzeiten zubereiten, Freizeit aktiv zu gestalten, etc.