Jeden Tag Silvester: Schießplatz muss weg

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Das Thema ist für Stammersdorf nicht neu: Aber in den letzten 14 Monaten nehmen die Beschwerden massiv zu. Es geht um die Lärmbelästigung vom Schießplatz Stammersdorf.

Seit über 100 Jahren existiert der Schießplatz an den Ausläufern des Bisambergs, mitten in den Weinbergen mit der idyllischen Adresse ‘In den Gabrissen’. Idyllisch finden immer mehr Anrainer die Situation ganz und gar nicht. Thomas Zack wohnt circa 200 Meter entfernt: „Speziell mit den Sturmgewehren werden bis zu 1000 Schuss in der Minute abgegeben, man kann im Sommer untertags kein Fenster öffnen: das ist wie jeden Tag Silvester!”

Seine Frau wohnt seit 30 Jahren hier, er seit fünf und sie sind sich sicher: Die Lärmbelästigung hat rapide zugenommen. Und auch Reinhart Gabriel, er wohnt in der Gerasdorfer Straße, will „4.850 Schüsse alleine von der Polizei in der Zeit von 9-11.30 Uhr – 1,5 Millionen Schussknalle pro Jahr” nicht akzeptieren.

Zwar unterstellt kein Anrainer, dass die vereinbarten Schießzeiten (Mo. – Fr. 8:10 – 17:50; Sa. 8:10 – 12:50h) für die elf angebotenen Disziplinen auf der Landeshauptschießstätte Wien nicht eingehalten werden, aber die Intensität würde rapide zunehmen.

Genutzt wird der Schießplatz vom Bundesheer und dem Heeressportverein. Problem: Seit 2018 ist das Innenministerium Untermieter und lässt die Polizei mit Sturmgewehren trainieren. Entgegen der Ankündigung wird diese Ausbildung auch 2019 bis Oktober fortgesetzt. Für viele Anrainer untragbar.

Zack: „In unmittelbarer Nähe wurden mehrere Wohnprojekte errichtet. Durch die Häuserschluchten verbreitet sich der Schall.”

Harsche Worte findet Heinz Berger, Bezirksrat der Grünen Floridsdorf. Er kritisiert, dass keine genauen Zahlen zur Schußintensität bekannt gegeben werden: „Ein Schießplatz in Siedlungsgebiet ist nordkoreanisch, nicht mehr zeitgemäß und muss abgestellt werden. Deshalb sage ich ganz klar: Der Schießplatz muss weg!”

Das Bundesheer verweist darauf, „dass wir die Schießzeiten und alle anderen Auflagen genauestens einhalten. Wenn Bundesheer und Polizei, die für Ihre Sicherheit zuständig sind, nicht im Frieden ihre Fähigkeiten für den Einsatz trainieren können und dürfen, wird auch Ihre Sicherheit vielleicht einmal gefährdet sein.”

Ab Frühjahr 2019 sollen nur mehr die Schießstände 9 bis 12 verwendet werden, die am weitesten von Häusern entfernt liegen. Die Polizei teilt der DFZ mit: „Wir nutzen diesen Platz so, wie es in der Genehmigung vorgesehen ist. Ein Schießplatz wird zum Schießen verwendet, das wurde er auch bereits als noch keine Anrainer dort wohnten. Es gibt kein Enddatum für die Übungen. Es gibt allerdings einen bestehenden Beschwerdeakt bei der Polizei: Ob es notwendig ist, sich nach Alternativen umzuschauen, wird sich zeigen.”

„Bis die Polizei mit ihrem Sturmgewehrtraining begonnen hat, gab es bei mir keine Beschwerden”, berichtet Bezirksvorsteher Georg Papai der DFZ. Wegen des intensiven Sturmgewehreinsatzes der Polizei den HSV abzusiedeln oder den Schießplatz grundsätzlich in Frage zu stellen findet der Bezirksvorsteher „nicht fair”. Allerdings: „Dass in Floridsdorf alle Wiener Polizisten ausgebildet werden und wir die ganze Last tragen, geht nicht.” Gespräche mit der Polizei werden folgen. -Hannes Neumayer