Jonas-Platz komplett neu gestalten!

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Peter Hacker beim Interview. Bild: Neupert_ STR*in.
Peter Hacker beim Interview. Bild: Neupert_ STR*in.
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Sozial-Stadtrat Peter Hacker im DFZ-Gespräch über den Franz-Jonas-Platz und die Umbaupläne beim FAC.

Sie haben heute einen Floridsdorf-Tag absolviert und mehrere Sozialeinrichtungen besucht: Was hat Sie am meisten beeindruckt?

Peter Hacker: „Ich bin seit so langer Zeit im Sozialwesen, ich glaube, es gibt kaum etwas, dass ich nicht weiß. Ich habe Einrichtungen besucht, von denen ich zwar wußte, dass es sie gibt, hatte aber noch nie Zeit sie zu besuchen. Besonders in Erinnerung ist mir eine Behinderteneinrichtung, in der wir behinderten Menschen Fahrttraining lernen, dass sie wieder alleine mit Straßenbahn oder Autobus von ihrer Wohngemeinschaft und wieder zurück fahren können. Das ist ein Konzept, das haben wir vor vielen Jahren entwickelt: Weil wir gesagt haben, wir wollen behinderte Menschen nicht immer automatisch mit dem Fahrtendienst transportieren. Wir wollen, dass sie ganz normal in unserer Stadt leben können. Aber natürlich haben viele ein Behinderung, die das von vorn herein etwas schwierig gemacht hat. Es geht darum zu lernen, wie ist der Weg von zu Hause in ihre Arbeit und wieder zurück. Und dass sie sich auch trauen, allein zu fahren. Diese Einrichtung haben wir heute besucht und da lacht mein Herz, dass es auch wirklich gelingt, so eine Idee umzusetzen.“

Peter Hacker besucht Sozialeinrichtung in Floridsdorf. Bild: Neupert_ STR*in.

Weniger zu lachen ist vielen Floridsdorfern, wenn es um die Situation am Bahnhof Floridsdorf geht. Vor 15 Monaten wurden Sozialmaßnahmen präsentiert: Wie fällt die Bilanz aus?

Peter Hacker: „Wir können nicht alle Menschen aus unserer Stadt rauszaubern, die in irgendeiner Form im öffentlichen Raum sind und ein Verhalten haben, dass nicht allen passt. Das muss man ganz klar sagen. Das ist eben auch Stadt, wo viele Menschen mit unterschiedlichen Gewohnheiten, manche auch mit Auffälligkeiten, viele auch mit psychischen Erkrankungen, sich unter uns bewegen.

Das ist immer eine Frage von Maß und Ziel. Das ist auch der Grund, warum wir auf diesem Platz auch extrem viel Sozialarbeit einsetzen, um hier ein gutes produktives Miteinander zu ermöglichen. 

Das ist natürlich nicht genug, es geht auch um die Frage, wie ist dieser Raum dort gestaltet? Welche Lokale gibt es dort, sind es Lokale, die Alkohol ausschenken und verkaufen, oder nicht? Wie ist die Atmosphäre des Platzes? Wir müssen uns überlegen, den Platz insgesamt neu zu definieren und zu gestalten und nicht nur Fleckerlteppich-Maßnahmen zu setzen.

Der Platz ist im Zuge des U-Bahn-Baus das letzte Mal architektonisch betrachtet worden. Ich fände es wert, dass wir den gesamten Platz architektonisch neu skizzieren, um eine ganz andere Atmosphäre auf den gesamten Platz zu bringen. Die Atmosphäre bestimmt auch, wie sich Menschen auf einen Platz verhalten, wie man sich fühlt auf diesem Platz. Auf einem offenen Platz, der hell erleuchtet ist, fühlt man sich anders, als in Winkel, Nischen und Schattenbereichen. Man muss ernsthaft das sehr große Vorhaben andenken, den Platz grundlegend neu zu gestalten.“

Kein Alkoholverbot?

Peter Hacker: „Nein. Das Alkoholverbot ist eine singuläre Maßnahme. Bei allen Verständnis für die Diskussionen in Floridsdorf, am Praterstern hatten wir ein Vielfaches an Problemstellungen, in einer ganz anderen Dimension. Dort hat es einen Sinn gemacht. In Floridsdorf ist die Situation für viele unangenehm, manchmal auch ärgerlich – ich verstehe das auch. Deswegen setzen wir ja auch die Maßnahmen, aber es ist nicht vergleichbar mit der Situation am Praterstern, bevor wir die Maßnahmen gesetzt haben.

Dazu ist am Praterstern ärgerlicher Weise im Zuge einer Polizeireform das Wachzimmer verschwunden, das war ein großer Fehler. Ich habe das damals schon kritisiert. Ich bin sehr froh, dass es uns gelungen ist, das Innenministerium zu überzeugen, dass dort wieder ein Wachzimmer hinkommt.“

Ist ein Wachzimmer am Bahnhof auch in Floridsdorf ein Thema?

Peter Hacker: „Genau das muss bei einer Konzeptionsphase diskutiert werden.“

Peter Hacker am FAC-Platz. Bild: Neupert_ STR*in.

Seit vor einem Jahr die neue Klinik Floridsdorf eröffnet hat, steht das alte Krankenhaus Floridsdorf leer: Gibt es nun bereits Nachnutzungspläne?

Peter Hacker: „Es gab ganz viele Überlegungen. Wenn man schon die Gelegenheit hat, so ein tolles Grundstück und Bauwerk zu haben, wo viele Möglichkeiten realisiert werden können, noch dazu in U-Bahn-Nähe, macht es Sinn, sich ein bisschen Zeit zu nehmen, für intelligente Planung. Es geht ja nicht um einen Geschwindigkeitsrekord, sondern wirkliche Nachhaltigkeit zu schaffen, die Jahrzehnte Bestand haben soll. Es macht Sinn, noch zwei Schliefen zu drehen. Es gab viele tolle Ideen, schön langsam kristallisiert sich eine heraus. Ich will keine Ankündigung machen, sondern dann gackern, wenn die Eier geleckt sind. Aber es wird nicht mehr viele Monate dauern.“

Wie gefallen Ihnen die FAC-Pläne für ein neues Stadium, das mit Wohnbau verbunden wäre?

Peter Hacker: „Erstens freue ich mich, dass wir hier zwei Tage vor Beginn des Spielbetriebs einen Kunstrasenplatz fertigstellen konnten. Wir haben über eine halbe Million in diesen Kunstrasenplatz investiert, ich hoffe dass die Burschen jetzt auch eine erfolgreiche Liga vor sich haben. Der FAC hat einen unglaublich tollen Trainings- und Nachwuchsbetrieb, es ist also gut investiertes Geld.

Die Pläne kenne ich und finde ich faszinierend. Ich finde auch den Gedanken rein grundsätzlich nicht zu verwegen. Aber klar ist, das ist ein wirklich großes Vorhaben, das ist eine Dimension die über das Alltagsgeschäft des FAC weit hinausgeht. Die Funktionäre wären schlecht beraten, sich in ein Abenteuer zu stürzen. Ich halte als ehemaliger Geschäftsführer nichts von ‚Management by  Hoffnung‘, sondern auf Basis guter Kalkulation. Jetzt gilt es den Rechenstift in die Hand zu nehmen und das Projekt sauber zu kalkulieren. Dann kann man abschätzen: Ist es finanzierbar, ist es realisierbar? Man darf nicht riskieren, dass ein Verein wie der FAC in finanzielle Schwierigkeiten kommt, weil man sich Hals über Kopf in ein Abenteuer gestürzt hat. Wie wir wissen, gibt es im österreichischen Fußball ein paar Präsidenten, die haben es gern in Abenteuern.“