Neue Dachmarke und leicht verständliche Bezeichnungen für Spitäler und Pflegewohnhäuser der Stadt Wien ab 1.1.2020: So wird aus dem Krankenhaus Nord das Klinikum Floridsdorf – ein Jahr nach der für den Sommer 2019 geplanten Eröffnung. Kein Faschingsscherz.
Mit der neuen Rechtsform erhält der Wiener Krankenanstaltenverbund auch einen neuen Namen. Ab 1. Jänner 2020 wird der KAV Wiener Gesundheitsverbund heißen und eint als Dachmarke die beiden Geschäftsfelder Wien Kliniken und Wien Pflege. „Mir ist wichtig, dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pflegewohnhäuser durch den neuen Namen genauso repräsentiert fühlen wie die der Krankenhäuser“, betont Gesundheitsstadtrat Peter Hacker. Unter seiner Vorgängerin Sandra Frauenberger war noch Wien Kliniken als Bezeichnung für den Überbau vorgesehen. „Der Name Wien Kliniken geht nicht verloren“ so Hacker. „Er betitelt künftig das Geschäftsfeld, indem die Krankenhäuser geführt werden“.
Auch die Einrichtungen des KAV erhalten neue Namen. Die städtischen Krankenhäuser werden in Kliniken umbenannt und mit dem jeweiligen Bezirksnamen versehen (z.B. Wiener Gesundheitsverbund, Klinik Hietzing). Eine Ausnahme bildet das AKH. Es behält seinen Namen, aber „Wiener Gesundheitsverbund“ wird ihm ebenfalls vorangestellt.
Die Benennung der städtischen Pflegewohnhäuser folgt demselben Prinzip. Sie werden „Pflege“ genannt und um den jeweiligen Bezirk- oder Grätzelnamen ergänzt (z.B. Wiener Gesundheitsverbund, Pflege Leopoldstadt).
„Die neuen Einrichtungsnamen sind kurz und leicht verständlich. Man erkennt auf den ersten Blick ob es sich um eine medizinische oder eine Pflegeeinrichtung handelt und wo sie liegt“ erklärt Evelyn Kölldorfer-Leitgeb, Generaldirektorin des KAV, die Vorteile der neuen Namensgebung. Zusätzlich wird es ein einheitliches Corporate Design für das gesamte Unternehmen geben.
„Gesundheit ist unsere Profession und unser Ziel. Wir machen Menschen gesund! Die neue Namenslogik bringt daher eine merkliche Verbesserung und berücksichtigt auch die Pflegewohnhäuser. Das freut uns besonders!“ so Susanne Jonak, Younion Vorsitzende der Hauptgruppe II. „Es ist ein gelungenes Gesamtpaket, zum Wohle der PatientInnen und der MitarbeiterInnen“, betont die Grüne Gesundheitssprecherin Birgit Meinhard-Schiebel.
Neue Rechtsform – Neuer Name
Die Umbenennung des KAV und seiner Einrichtungen erfolgt analog zur Änderung der Rechtsform. Als Anstalt öffentlichen Rechts erhält der Wiener Gesundheitsverbund Personalhoheit, Finanzhoheit, sowie eine neue Führungsstruktur mit Aufsichtsrat und Geschäftsführung. Das erleichtert dem Unternehmen sich voll und ganz auf seine Kernaufgabe zu konzentrieren: der medizinischen, therapeutischen und pflegerischen Versorgung der Wienerinnen und Wiener auf höchstem Niveau.
FP-Seidl: Etikettenschwindel!
Dass der Wiener KAV einen neuen Namen bekommt, ist für den Gesundheitssprecher der Wiener FPÖ, LAbg. Wolfgang Seidl, nicht verwunderlich – schließlich habe die SPÖ die Marke `KAV´ irreparabel beschädigt und jedes Vertrauen in sie nachhaltig vernichtet. „Die SPÖ-Gesundheitsstadträte und –rätinnen der vergangenen Jahre haben den Namen KAV zu einem Synonym für Misswirtschaft, Geldverschwendung und Skandale gemacht“, erklärt Seidl. Allerdings sei die Idee, einem maroden System – ohne es von innen grundlegend zu reformieren – einen neuen Anstrich zu verpassen, als nicht funktionstüchtig erprobt. „Das `außen hui – innen pfui´- Prinzip hat noch nie funktioniert. Erinnern wir uns etwa an die `Kooperative Mittelschule´, `Neue Mittelschule´ und jetzt `Wiener Mittelschule´ – drei Namen für ein und dasselbe Bildungsschlamassel der Wiener SPÖ“, vergleicht Seidl.
Dass die KAV-Baustellen nun unter neuem Namen weiterwurschteln, sei eine Sache – wie es dazu gekommen ist, eine andere. Denn in der Selbstlobeshymne, die der SPÖ-Stadtrat Peter Hacker da heute vom Stapel ließ, würden leider die wichtigsten aller Informationen fehlen: „Die Bürger würde vielmehr interessieren, welche Rechtsform es denn am Ende des Prozesses denn wird. Werden die Führungskräfte neu ausgeschrieben oder wieder durch „Ankündigung“ verlautbart? Werden die Führungskräfte ein Hearing im Ausschuss haben oder wird wieder alles hinter verschlossenen Türen ausgemauschelt? Oder noch schlimmer: werkt am Ende gar die derzeitige Führung weiter? Und letztendlich: was wird der Steuerzahler am Ende für die Blendgranate zu bezahlen haben?“, fragt Seidl.
Die Wiener FPÖ kündigt dazu Anfragen im Wiener Gemeinderat an.
NEOS Wien/Gara: Neue Namen lösen KAV-Probleme nicht
Stefan Gara: „Belegschaft braucht echte Reformen!“
Die Umstrukturierung des Wiener Krankenanstaltenverbundes, die heute in Grundzügen präsentiert wurde, entspricht in den Eckpunkten den NEOS Forderungen, so NEOS Wien Gesundheitssprecher Stefan Gara: „Personal- und Finanzhoheit sowie neue Führungsstruktur mit Aufsichtsrat und Geschäftsführung sind sinnvolle Maßnahmen. Ich warne davor, dass in den neuen Strukturen wiederum die Parteipolitik dominiert. Wohin das führt, haben wir in der Vergangenheit schon schmerzlich gesehen. Wir brauchen daher dringend ein Interpellationsrecht des Gemeinderates.“
Für Gara ist nun eine Reform des Besoldungssystems der nächste dringende Schritt für die KAV-Belegschaft: „Die Mitarbeiter_innen haben von neuen hübschen Namen nichts. Wir brauchen eine freiwillige Wahlmöglichkeit für das gesamte KAV-Personal zwischen altem und neuem Besoldungssystem. Derzeit werden nämlich viele Berufsgruppen bei den Verhandlungen außen vor gelassen, zum Beispiel Psycholog_innen! Dringend hinterfragt werden muss auch die Rolle von younion-Gewerkschaftsboss Meidlinger. Er ist gleichzeitig Arbeitnehmer- und als Gemeinderat auch Arbeitgebervertreter. Das ist unvereinbar!“
Korosec zur KAV-Umbenennung: Kindstaufe vor der Geburt
„Rot-Grün zäumt das Pferd einmal mehr von hinten auf. Bevor notwendige und wichtige Details zur Neuorganisation und Ausgliederung des KAV bekannt werden, wird die Umbenennung präsentiert – eine Kindstaufe vor der Geburt“, so ÖVP Wien Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec. „Viel dringlicher ist es, alle Energien in eine professionelle und vernünftige Neuaufstellung des Wiener Krankenanstaltenverbundes zu investieren“, so Korosec. Wesentlich sei dabei, dass Kontrollrechte wie das Fragerecht der Opposition erhalten bleiben. „Stadtrat Hacker hat dieses garantiert, was in Wien auch dringend notwendig ist“, so die Gesundheitssprecherin.
„Die Probleme im Wiener Gesundheitsbereich sind schließlich mannigfaltig und groß – sie reichen von überfüllten Ambulanzen, fehlender Serviceorientierung, langen Wartezeiten, zu wenigen Kassenärzten bis hin zu dringenden Renovierungsmaßnahmen in zahlreichen Spitälern. Es ist daher völlig klar, dass sich bei der Aufstellung des KAV einiges ändern muss. Die Patientinnen und Patienten müssen dabei im Mittelpunkt stehen, nicht das Corporate Design des generalüberholten Verbundes“, so Korosec abschließend.