Leopoldau: Droht Shell-Gründen die Verbauung – Wohnbau statt Sportanlage?

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Bild: WIFF.
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Stein
Helle Aufregung in Leopoldau. Wie WIFF – Wir für Floridsdorf berichtet, wurden die Shell-Gründe in Leopoldau an einen Bauträger verkauft. Der heutigen Sportanlage droht die Verbauung – trotz Sportanlagenwidmung.

Für Bezirksrat Hans Jörg Schimanek ist es „die neueste Hiobsbotschaft für umweltbewusste Bezirksbewohner: Der Ölmulti Shell hat seine herrliche Sportanlage zwischen Leopoldauer Straße und Steinheilgasse an die Wohnbaugenossenschaft „Österreichisches Siedlungswerk/ÖSW“ verkauft. Gemeinsam mit der vor der Sportanlage gelegenen großen Fläche Ecke Leopoldauer Straße/Katsushikastraße (oftmaliger Zirkusstandort) soll dort Platz für Wohnungen geschaffen werden.“, mutmaßt der WIFF-Klubobmann.
Shell-Gründe. Bild: Google Maps.
Shell-Gründe. Bild: Google Maps.
Architekt Mag. Hans Kukula, SPÖ-Bezirksrat und Leiter des Bauausschusses in Floridsdorf, bestätigt der DFZ den Verkauf: „Mir sind derzeit aber keine Umwidmungspläne bekannt. Stand heute wollen wir, dass die bestehende Widmung für Frezeit bzw. Sportanlagen auch bestehen bleibt.“ Ähnlich lautet eine Stellungnahme aus dem Büro der neuen Planungsstadträtin Birgit Hebein gegenüber HEUTE: Eine widmungsgerechte Bebauung von 30% wäre erlaubt. Ein Antrag auf Umwidmung liege nicht vor. Bei einer Umwidmung hat der Bezirk streng genommen null mitzureden, sondern kann nur eine Empfehlung abgeben. Entschieden wird im Gemeinderat. Kukula: „Wenn der Bezirk einstimmig für eine Beibehaltung der Widmung ist, wäre mir kein Fall bekannt, wo das vom Gemeinderat umgedreht wurde.“
Noch besteht diese Grünoase also aus herrlichem Baumbestand, weiten Wiesenflächen, einem Schwimmbad und Tennisplätzen samt Klubhaus.. Derzeit ist das Gebiet zwar noch als Erholungsgebiet&Sport gewidmet. Schimanek: „Wie allerdings das umweltwidrige Vorgehen der regierenden Wiener Stadtpolitiker in den letzten zehn Jahren im Bereich Marchfeldkanal, Donaufeld & Alte Donau usw. deutlich beweist, könnte eine Umwidmung noch vor der nächsten Wien-Wahl 2020 problemlos über die Bühne gehen. Der medial angekündigte „Kampf gegen den Klimawandel“ in Form eines zu gründenden „Klimarates“ verkommen da geradezu zu Lachnummern.“, mutmaßen die beiden WIFF-Bezirksräte Hans Jörg Schimanek und Ossi Turtenwald. Außerdem „schlummere“ unter dem ehemaligen Shell-Gelände auch laut Ergebnissen  von Probebohrungen (siehe Fotos) eine erhebliche Altlast.
In einem Aushang auf der Sportanlage heißt es, die kommende Wintersaison sei wahrscheinlich noch gesichert, danach sei unklar, wie es weitergeht.

Stellungnahme des Bauträgers:

„Das Österreichische Siedlungswerk übernimmt eine besondere Verantwortung in Wien Floridsdorf

Im Juli 2019 hat das ÖSW die Liegenschaft in der Steinheilgasse 4 von der Shell Austria GmbH erworben. Shell nutzte das Areal für den Betrieb einer Sportanlage für ihre MitarbeiterInnen. Da der Betrieb in den letzten Jahren unwirtschaftlich geworden ist, hat man sich für den Verkauf des Grundstückes entschieden. Das Österreichische Siedlungswerk möchte auch hier seine Verantwortung als größter, privater gemeinnütziger Bauträger Österreichs in die Tat umsetzen: Das ÖSW kaufte das Grundstück mit der Idee, hochwertigen und überwiegend geförderten Wohnraum zu errichten. Der alte Baumbestand soll größtenteils erhalten und Grünflächen geschaffen werden.

Auch 70 Jahre nach seiner Gründung in der Nachkriegszeit setzt der traditionell nachhaltig wirtschaftende Bauträger ÖSW, der heuer sein 70-jähriges Bestehen feiert, seine jahrzehntelange Erfahrung mit jedem Projekt aufs Neue zum Wohl der Bevölkerung ein. Bei der Liegenschaft in Wien Floridsdorf nimmt er sich einer besonderen Verantwortung an, da das Grundstück sowohl in städtebaulicher Hinsicht großes Potenzial für den Bezirk bietet, wie auch für die Anrainer eine besondere Bedeutung hat.

Verantwortung aus Tradition

Ende Juli wurde der Kaufvertrag zwischen der Österreichisches Siedlungswerk Gemeinnützige Wohnungs-aktiengesellschaft (ÖSW) und der vorherigen Eigentümerin, der Shell Austria GmbH, unterfertigt. „Seit derGründung entwickelte sich aus dem ÖSW der größte gemeinnützige private Wohnbaukonzern Öster- reichs, wobei der Gründungsgedanke ‒ ‚Zurverfügungstellung von leistbarem Wohnraum für die Bevölkerung‘ ‒ nach wie vor im Vordergrund steht,“ so Michael Pech. „Wir sind uns darüber hinaus der besonderen Verantwortung bewusst, die dieses Grundstück mit sich bringt, und wollen gemeinsam mit den Menschen, die hier leben, etwas Besonderes schaffen, das in Zukunft allen Anrainern und ganz Floridsdorf zugutekommt.“

Verantwortung für die Zukunft

Zukunftsfähige Grätzelplanung, leistbares Wohnen inmitten der Stadt, soziale Durchmischung und Teilhabe, Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Bauweise, der Schutz von unversiegelten Grünflächen und altem Baumbestand, Spielflächen im Freien ohne Autoverkehr – das alles sind beim ÖSW nicht nur Schlagworte, sondern konkreter Auftrag. Wo bisher stundenweise von einigen wenigen Personen Sport getrieben wurde, sollen in Zukunft viele Menschen ihren Lebensmittelpunkt finden. Durchdachte Architektur soll hier wertvollen Wohnraum schaffen, den sich auch Familien leisten können. Raum für Begegnung und gute Nachbarschaft ist gerade in der Großstadt und in Zeiten immer mehr Alleinlebender kostbar. Das ÖSW beabsichtigt mittelfristig ein gemeinsames Verfahren mit Politik, Stadtplanung und Anrainern zu starten, um ein ambitioniertes Projekt zu entwickeln, das allen Interessen gerecht wird. Denn beim ÖSW hat man durchaus auch Verständnis, dass bei neuen Bauvorhaben anfangs Skepsis bei den Anwohnern aufkommen kann. Aus Erfahrung weiß man aber auch, dass sich im Dialog und der gemeinsamen Entwicklung eines Projekts der enorme Mehrwert für die Bevölkerung zeigt.“

Bild: WIFF.
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