Markt-Beisl statt Nobel-Restaurant

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Toni Kotnik. Alle Fotos: Robert Sturm - cordbase.com
Toni Kotnik. Alle Fotos: Robert Sturm - cordbase.com

Toni Kotnik ist, was man landläufig einen ‘Lackl von einem Mann’ nennt. Am Schlingermarkt betreibt er das Marktcafé. Und er ist mit leisen Tönen Sprecher der Marktstandler. Nach Floridsdorf nahm er einen Umweg über die Innenstadt und Nobel-Restaurants.

Als gelernter Koch und Kellner arbeitete der heute 45-jährige in zahlreichen Nobel-Restaurants: „Gelernt habe ich im Hotel Bristol, dann war ich in der Cantinetta Antinori, im Hansen und im Vestibül. Irgendwann habe ich das nicht mehr leiden können. Zunächst ging es zum Seidl in der Landstraßer Ungargasse, dann dachte ich, das kann ich selber auch! Ich war neugierig.“ Vor 20 Jahren nach Floridsdorf gezogen, fand er vor 13 Jahren auch seine berufliche Heimat hier: „Wo man lebt soll man arbeiten. Das ist sehr bequem.“

Damals gab es nur einen kurzen Steinwurf entfernt das große Lokal im Schlingerhof, weshalb er seine Pläne mehr Speisen anzubieten ad acta legen musste. „Ich mache das nicht um reich zu werden. Es ist anstrengend. Aber ich bin gesellig und genieße den Kontakt zu den Leuten“, bilanziert er.

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Der Kontakt, den er nach dem langen Lockdown nun endlich wieder – inklusive Schanigarten – genießen kann. Und auch seine Kunden freuen sich wieder auf einen weißen Spritzer, ein Bier oder – Tonis Spezialität – Fass-Prosecco. Sein Marktcafé beschreibt er als „normales ordentliches Marktbeisel, da wird auch Karten dibbelt“.

Mittlerweile ist er nicht nur Floridsdorfer mit Leib und Seele („Ein super Bezirk, wir haben alles: Donauinsel, Wasserpark, Alte Donau …“), sondern konnte Ende April sein zweijähriges Jubiläum in seinem Zweit-Job als Marktsprecher der Standler feiern. „Die Gemeinschaft unter Standlern ist stärker geworden, muss aber noch besser werden. Gemeinsam schaffen wir es – wenn manche nur fragen, ‘Was habe ich davon?’, wird es nicht gehen. Langfristig profitieren alle. Außerdem ist es auch für das Marktamt leichter, wenn sie einen Ansprechpartner haben.“

Toni ist Ansprechpartner für Bezirk und Marktamt. Und in zwei Jahren ist – trotz Bremsklotz Corona – viel passiert: Versammlungen der Marktleute in seinem Marktcafé, eine Crowdfunding-Aktion für das Schlingermarkt-Graffiti, eine Grillerei beim Marktkino, der erste Markttag, eine lustige Verkleidung am Faschingsfest, Maronibraten beim Weihnachts-Aktionstag oder ein gemeinsamer Lieferservice des Marktes. Er organisiert viel und nimmt seine Rolle ernst.

Und wie sieht der Marktsprecher die Entwicklung am Schlingermarkt? Ganz persönlich hätte er gerne mehr Pflanzen und Grün vor dem Marktcafé. „Es hat was gemacht gehört und es hat sich verbessert. Ein Beispiel: Der neue Müllplatz ist wesentlich sauberer und aufgeräumter. Ich hoffe, das Leitbild funktioniert. Einigen Standlern, die verderbliche Waren haben, macht die thermische Belastung, sprich der Wetterschutz Sorgen. Aber wenn man das Problem der prallen Sonne klären kann, wird das eine tolle Sache werden“, ist Toni Kotnik überzeugt.