Nadine hat den Dreh raus!

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Nadine Dreher. Bild: Privat.
Nadine Dreher. Bild: Privat.
Stein

Die junge Floridsdorferin Nadine Dreher erobert die Golfwelt. Seit 2019 spielt sie auf der höchsten europäischen Golftour.

Haben Sie schon von Nadine Dreher gehört? Nein? Sollten Sie aber: Die junge Floridsdorferin spielt 2019 als eine von nur drei Österreicherinnen auf der höchsten europäischen Golftour.

Damit kann man die 25-Jährige getrost als erfolgreichste Floridsdorfer Sportlerin bezeichnen. Dabei war sie als Jugendliche schon mit Tennis und Fußball (Landhaus) ausgelastet: „Meiner Mutter fiel durch Zufall Werbung des Platzes in Tuttendörfl in die Hände: Platzreife um 99 Euro. Ich dachte mir, das ist zwar ein Seniorensport, aber ich probier’s mal!” Nach wenigen Monaten musste sich die schon damals ehrgeizige Nadine entscheiden: Welcher Sport soll es werden? „Alle haben mir gesagt: Wenn du wirklich gut werden willst, musst du dich auf eine Sportart konzentrieren.”
Es wurde Golf, „denn du kannst immer auf jedem Platz trainieren, brauchst nur 14 Schläger”. Dennoch ist Golf kein billiger Sport, selbst Golfbälle machen über das Jahr einiges aus. Für Nadines alleinerziehende Mutter standen unzählige Chauffeurdienste an: „Die Mama ist immer brav gefahren,  dafür bin ihr sehr dankbar!”
Nadine Dreher an der LSU in den USA. Bild: Privat.
Nadine Dreher an der LSU in den USA. Bild: Privat.

Nach zwei Jahren stand Nadine Dreher im österreichischen Nationalteam, mit 17 bekam sie ein Golf-Stipendium an der bekannten US-Universität LSU. Angebote hatte sie mehrere, die Entscheidung für Louisiana fiel, „weil ich in den Süden wollte, da ist das Wetter besser, was wieder bessere Trainingsmöglichkeiten bedeutet. Und ich wollte Innenarchitektur studieren.” Nach wenigen Tagen sattelte sie aber auf Sportmanagement um und schloß schließlich mit ’summa cum laude’ ab. Eben hat sie auch ihre Masterarbeit in  Krems abgegeben.

Anfang 2017 startete dann die Profi-Karriere. Aber ganz und gar nicht so, wie sich Nadine das vorgestellt hatte: Speziell 2018 entwickelte sich zu einem Katastrophenjahr: „Ich habe viel trainiert, aber es ging immer weiter bergab. Ich wußte, es liegt am Schwung. Aber es hat mir immer weniger Spaß gemacht und ich wollte mich schon von den Quali-Turnieren abmelden und mit Golf aufhören.”
Zwei Änderungen brachten den Erfolg der extrem ehrgeizigen Floridsdorferin („Ich hatte einmal einen Dreier auf eine Schularbeit, das war der totale Weltuntergang!”) zurück: Der Wechsel zu ihrem ersten Trainer und die Unterstützung einer Mentaltrainerin. Das Ergebnis: Für sich und alle anderen völlig überraschend setzte sie sich bei der Tourschool der Ladies European Tour im Dezember in Marrakesch durch. Der Lohn: Eine volle Tourkarte für die Ladies European Tour 2019. Als bislang jüngste Österreicherin. Ähnlich wie bei den Herren die höchste ‚Liga‘, in der Wertigkeit nur hinter der US-Tour LPGA.
Zu Jahresbeginn standen Trainingslager in Abu Dhabi mit dem Nationalteam an. Mitte März beim ersten Turnier in Südafrika wird sich weisen, ob Nadine weiter den Dreh raus bzw. den Schwung drauf hat! Die Ziele für 2019: „Top 80 in der Order of Merit Ladies European Tour 2019, ein Turniersieg und langfristig die Quali für die US-Tour LPGA. Ein Major-Sieg wäre ein Traum!” Übrigens: Die Floridsdorferin sucht noch einen Hauptsponsor, der die nicht gerade billigen Turnierreisen ermöglicht…
Die Frage, ob da noch Zeit für Hobbys oder Privatleben ist erübrigt sich bei Nadine Dreher, die für den Diamond-Country-Club in Atzenbrugg spielt, fast: „Für einen Freund war noch keine Zeit!”
    -H. Neumayer