Natur gegen Bauprojekte

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Zieseln geht es wieder an den Kragen. Bild: Illsinger.
Zieseln geht es wieder an den Kragen. Bild: Illsinger.

Ein Drittel der Fläche Floridsdorfs ist Landschaftsschutzgebiet. Aber auch das wird an den Rändern immer öfter angeknabbert. Immer wieder prallen Naturschutz und Bauprojekte aufeinander. Und immer öfter schlagen Floridsdorfer Alarm, weil der Lebensraum von Tieren gestört wird. Drei aktuelle Fälle.

Ein aktuelles Projekt nahe des Orasteigs (Maximilian-Reich-Weg) wird von der Haring Group gerade gestartet. Hier werden dreigeschossige Wohnhäuser unter dem Namen ‘max4’ (65 Eigentumswohnungen ab 239.000 Euro) errichtet.  Ein ‘besorgter Naturfreund’ schreibt: „Bei der Laimergrube gibt es seit Jahrzehnten einen Wald, der ein Paradies für viele verschiedene Frösche und Vogelarten ist. Der Wald wurde Anfang April grob zurückgeschnitten und viele Bäume schwer verletzt!“

Das Projekt wurde durch die Naturschutzbehörde geprüft. Laut MA22 werden Laimergrube und Umgebung durch das Bauvorhaben nicht tangiert und es sind keine Brutvorkommen von Rodungen betroffen: „Es konnte keine Übertretung des Wiener Naturschutzgesetzes festgestellt werden. Das Projekt wird von einer ökologischen Bauaufsicht begleitet, die dafür sorgt, dass keine Tiere zu Schaden kommen und Schutzmaßnahmen, wie die Schaffung von Lebensraumstrukturen für Zauneidechsen und die Anbringung von Nisthilfen für Fledermäuse und Vögel an den Neubauten umgesetzt werden.“

Auch in Sachen Ziesel am Marchfeldkanal gibt es wieder Diskussionen. Während es etwa am Bisamberg den putzigen Tieren gut geht und sie sogar Heurigenbesuche abstatten, geht es ihnen beim Heeresspital weiter an den Kragen. Ab Juli soll auf weiteren 1,3 ha des Zieselfeldes beim Heeresspital die Grasnarbe entfernt und der Oberboden abgetragen werden. Die Ausgleichsflächen für die Ziesel befinden sich wieder östlich, nur über die legendäre Zieselbrücke erreichbar. Dabei gehe es der Population der Ziesel hier ohnehin nicht gut, kritisiert die Initiative IGL Marchfeldkanal. Sie sieht eine Häufung an Totfunden und von Hunden aufgegrabene Baue – auf dem noch unverbauten Teil der Zieselwiese herrsche gespenstische Stille: „Für die Wiener Umweltbehörde MA 22 offenbar ein Indiz für erfolgreichen Zieselschutz. Betongold schlägt in Wien wieder einmal den Artenschutz.“ Gegen einen Bescheid hat die Initiative ‘Virus’ Einspruch erhoben.

Laut MA22 wird „ein laufendes Monitoring der Entwicklung der Zieselpopulation vorgeschrieben. Die Erhebungen der letzten Jahre belegen, dass die lokale Zieselpopulation beim Heeresspital stabil geblieben ist. Auch wurde bei einem umfassenden Monitoring im Jahr 2019 im gesamten Stadtgebiet festgestellt, dass der aktuelle Zieselbestand rund 14.000 Tiere beträgt. Gegenüber der Erhebung von 2014 entspricht dies einem Zuwachs von circa 40 %!“

Auf den Siemensäckern bzw. dem Stadtentwicklungsgebiet ‘Am Park’ prallen Naturschutz und Baumaßnahmen neuerlich aufeinander. Zwischen einem Grünstreifen mit Baumreihen und einem verwilderten Wegerl wird nun ein befestigter Weg angelegt. Für die einen eine Verbesserung der Nutzungsmöglichkeiten. Anrainer Helmut Sommerer nennt es Tiermord: „Ein Bagger beseitigt die Grasnarbe und zwingt Ringelnatter, Maulwurf und Co. zur Flucht!“ Ein Fuchs wäre rücksichtslos vertrieben, sein Bau zerstört worden. Sommerer: „Der Fuchs-Bau wurde geflutet und ein 10er-Staffel-Holz hineingestellt. Das war wohl kaum der Fuchs selbst.“ Für Sommerer wird „ein beleuchteter Highway durch das letzte Fleckerl Natur auf den Siemensäckern, der die letzten Tiere vertreibt“ gebaut.

Nahe des Orasteigs starten die Bauarbeiten. Bild: DFZ.
Nahe des Orasteigs starten die Bauarbeiten. Bild: DFZ.

Die MA22 hat „die Errichtung eines Radweges auf geschützte Tierarten geprüft“. Durch die Wahl des Belages auf dem Radweg ist gemäß des Gutachtens der Naturschutzexperten keine Gefährdung des Lebensraumes einer Art zu befürchten: „Die auf der Baustelle vorhandenen Fuchsbaue wurden vom Wildtierservice der Stadt Wien mittels Holzkonstruktionen abgesichert und werden laufend kontrolliert. Die dabei dokumentierten Fährten im Umfeld der Baue lassen darauf schließen, dass die Füchse weiterhin am Gelände unterwegs sind.“ -H. Neumayer