Öffi-Änderungen: Mehr neuer 27er, aber weniger 26er

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Die neue Linie 27 in einer alten Straßenbahngarnitur Am Spitz. Bild: DFZ.
Die neue Linie 27 in einer alten Straßenbahngarnitur Am Spitz. Bild: DFZ.

Ein großer Schritt für die Donaustadt, aber nur ein kleiner für die Floridsdorfer. So könnte man den Start der neuen Straßenbahnlinie 27 von Aspern nach Strebersdorf bezeichnen. Eine Analyse der Floridsdorfer Zeitung.

Seit 6. Oktober fährt der 27er von Aspern Nord über gesamt 28 Stationen bis zum Edmund-Hawranek-Platz in Strebersdorf. „Fahrgäste können auf gleich drei U-Bahn-Linien (U6, U1, U2) sowie zahlreiche Straßenbahn- und Buslinien und die S-Bahn umsteigen“, freuen sich Wiener Linien und Stadt Wien.

In der Donaustadt gibt es eine 2,4 km lange Neubaustrecke entlang der künftigen Hirschstettner Hauptallee. Die Stadtentwicklungsgebiete Berresgasse und Heidjöchl erhalten noch vor Fertigstellung eine direkte, hochrangige Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz.

In Floridsdorf ist der 27er mit den Linien 26 und 25 auf der Donaufelder Straße, über den Bahnhof Floridsdorf und den Spitz und der Prager Straße unterwegs. Vor allem Richtung Strebersdorf ist das eine gute Verbesserung und ein 3,5-Minuten-Intervall zu Spitzenzeiten. Das ist gut, aber nicht so gut wie der ein Jahr zuvor angekündigte 3-Minuten-Intervall. Bezirksvorsteher Georg Papai: „Die neue Linie bedeutet nicht nur eine deutliche Verbesserung der Querverbindung zwischen Floridsdorf und Donaustadt. Die Verstärkung auf dem Abschnitt gemeinsam mit dem 26er ist ein wichtiger Impuls zur Stärkung der Achse Prager Straße.“

Der 26er fährt allerdings nach 20 Uhr nicht mehr nach Strebersdorf. Erwin Tóth, Bezirksrat der Grünen in Floridsdorf, hält das für keine schlaue Idee: „Der 27er kommt auf Kosten des 26ers! Gerade auch zu den großzügig gesehenen Randzeiten ist eine Taktverdichtung auf der Prager Straße unbedingt notwendig!“ Für Heinz Berger, Klubobmann der Grünen, ist der 27er sogar „eine große Enttäuschung!“.

„Es wird die Voraussetzung geschaffen, dass künftig das Stadterweiterungsgebiet Donaufeld erschlossen werden kann und auf der Donaufelder Straße trotzdem ausreichend Kapazität vorhanden ist“, so Papai. Frühestens 2035 wird der 25er über die Dückegasse in etwa im Bereich Nordmanngasse Richtung Fultonstraße das Donaufeld queren (siehe unten). Hier zeigt sich auch der Unterschied: In anderen Stadtentwicklungsgebieten gibt es vorab Öffis, im 21. Bezirk – wenn überhaupt – nach Fertigstellung, so die Kritiker.

Von Hannes Neumayer

Auch aus dem Floridsdorfer Bezirksparlament hört man immer wieder Kritik an den Wiener Linien, vereinbarte Termine in der Verkehrskommission wurden schon mehrmals abgesagt. Dass der 26er am Abend nicht mehr nach Strebersdorf fährt, erfuhr der Bezirksvorsteher etwa erst im August 2025. Papai: „Ich bin nicht der größte Verteidiger der Wiener Linien. Ich führe sehr, sehr regelmäßig intensive Gespräche mit den Wiener Linien, als oberster Interessensvertreter der Floridsdorfer!“ Mehr dazu im Podcast.

Ein anderes Detail ist sowohl eine gute wie eine schlechte Nachricht. Nachdem heuer die maroden Schienen auf der Schloßhofer Straße saniert werden, soll 2026 auch der sanierungsbedürftige Abschnitt auf der Donaufelder Straße Höhe Carminweg repariert werden. Dafür ist offenbar eine längere Sperre der Straßenbahnlinien auf diesem Abschnitt notwendig. Das lässt sich zumindest aus der Ausschreibung für einen Ersatzbus E26 im Vergabeportal der Stadt Wien vermuten: Demnach soll es vom Bahnhof Floridsdorf bis Josef-Baumann-Gasse von 14. September bis 4. Dezember 2026 einen Schienenersatzverkehr geben.

Wir warten im 21. Bezirk auch noch auf moderne Flexity-Garnituren. Wann vor allem die alten E2-Züge abgelöst werden, ist unklar.

Tóth ist von einem Termin für Bezirksräte bei den Wiener Linien ernüchtert zurückgekommen. „In den nächsten Jahren wird kaum Budget für gravierende Verbesserungen bei Öffis da sein.“ Die einzig konkrete Verbesserung, die zeitnah kommen könnte, ist ein Schnellautobus über die noch zu bauende Straße zwischen Satzingerweg und Leopoldauer Straße. Eine U6-Verlängerung wird es in den nächsten 20 Jahren kaum geben.