Polizei: Schluß mit Alkohol-Kirtag am Bahnhof!

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Schluss mit Kirtag am Bahnhof Floridsdorf? © Fotostudio Vodicka
Schluss mit Kirtag am Bahnhof Floridsdorf? © Fotostudio Vodicka
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Täglich berichten Tageszeitungen über die explodierende Kleinkriminalität oder die Hotspots Praterstern und U6. Die Floridsdorfer Zeitung hat mit den beiden Chefs der Floridsdorfer Polizei, Karlheinz Ruisz und Günther Berghofer, gesprochen. Wir gehen der Frage nach: Wie sicher ist Floridsdorf?
Auch in Floridsdorf gab es im Mai mehrmals Aufregung: Ein versuchter Mord in einer ägyptisch-stämmigen Familie in der Draugasse, in Strebersdorf ein Mann, der an Kinder Zuckerl verteilt (siehe rechts), wenige Tage nach dem Eisenstangen-Mord am Brunnenmarkt ein offenbar verwirrter „Nackerter“ in der Angererstraße und der ,Spritzen-Anschlag’ in der Schnellbahn. Und dann gab es auch noch das Gerücht einer versuchten Vergewaltigung in Jedlersdorf: In letzter Sekunde konnte der Ehemann das Allerschlimmste verhindern. Der Täter ist flüchtig, die Wiener Polizei bestätigt sexuelle Belästigung durch einen Exhibitionisten.

von HANNES NEUMAYER

Karlheinz Ruisz versteht, dass die Menschen in Floridsdorf verunsichert sind, bei den vielen Negativ-Schlagzeilen: „Ich würde Floridsdorf dennoch als sicher bezeichnen. Wir sind stolz darauf, dass Floridsdorf zu den sicheren Bezirken gehört.“ Von Horror-Zuständen wie am Praterstern oder entlang der U6 sei „Floridsdorf bislang verschont geblieben“. Wiens Polizeichef Pürstl hat mehr Kontrollen an Hotspots angekündigt. Am Bahnhof Floridsdorf gab es bereits Anfang Mai 500 Kontrollen bei einer Schwerpunkt-Aktion. Ein an der Aktion beteiligter Polizeibeamter berichtet: „Auffällig sind Jugendliche, oft aus Tschetschenien. Nur auffällig zu sein, ist aber kein Delikt. Unser Problem: Ein Polizeigespräch schüchtert diese Jugendlichen nicht wirklich ein.“ Dazu passt ein Tankstellenüberfall auf der Brünnerstraße am 21. Mai: Die mutmaßlichen Täter, ein 16-jähriger Afghane & ein 17-jähriger Tschetschene (beide Asylberechtigte) sitzen in Untersuchungshaft.

Einbruchsdiebstähle rückläufig!

Ruisz und Berghofer haben aber auch eine positive Bilanz der letzten 26 Wochen zu präsentieren: „Einbruchsdiebstähle in Wohnungen und Wohnhäuser gingen um 46 bzw. 49 Prozent zurück. Ruisz: „Vor allem, weil die Bevölkerung in Sicherheit wie Türen, Fenster und Alarmanlagen investiert hat. Die Polizei hat aber auch einige Banden aus dem Verkehr gezogen.“ Generell gibt es in Wien den Trend steigender Kleinkriminalität – Einbrüche & Raubüberfälle steigen nicht.

Hotspot Bahnhof Floridsdorf

Hotspot in Floridsdorf ist sicher der Bahnhof bzw. Franz Jonas Platz. Die Forderungen der politischen Parteien sind vielfältig: Mobile oder fixe Polizeistation am Bahnhof (WIFF bzw. FPÖ), Alkoholverbot oder Videoüberwachung (ÖVP/FPÖ). Berghofer zu den Ideen: „Es hilft den Bürgern nichts, wenn wir sagen, es ist nicht so schlimm wie am Praterstern. Es gibt am Bahnhof einen fixen sogenannten 600er-Posten, also zwei Polizisten von 7 – 22 Uhr. Die U6 selbst ist ein spezielles Kapitel, aber Floridsdorf ist sicher kein Dealer-Hotspot.“ Auch weil Drogendealer Endstationen eher meiden, problematisch ist da in den Sommermonaten eher die Station „Neue Donau“.

Aus für Kirtag?

Berghofer und Ruisz bringen ihren Wunsch für den Bahnhof auf den Punkt: „Weg mit den Kirtagen. Jeder dieser Märkte macht sich bei uns in mehr Festnahmen bemerkbar.“
Bezirksvorsteher Georg Papai hat dafür Verständnis und berichtet, dass die Zahl der Kirtage schon 2016 von 20 auf 10 reduziert wurde. Auch für Themenmärkte (Ostern, Weihnachten) ortet er „durchaus Luft nach oben!“ Für Ruisz wäre eine Videoüberwachung sicher eine Verbesserung: „Die Stadt Wien sollte sich hier flächendeckend etwas überlegen. Wir wissen von den Brandserien in Müllräumen, dass das sobald Kameras installiert wurden, schlagartig aufgehört hat. Allerdings ist Video-Überwachung kosten- & personalintensiv“.
Deshalb gibt es auch die Hoffnung, nach der Aufnahmeinitiative der Polizei auch in Floridsdorf mehr Personal zu bekommen. Berghofer über ein Kernproblem: „Wir müssen auch viele Floridsdorfer Polizisten etwa nach Spielfeld schicken. Teilweise wochenlang.“ Personal, das dann in Floridsdorf fehlt…
Auch eine Teillösung in Sachen Alkoholverkauf scheint möglich. Papai führt mit Spar & Co Gespräche, damit in Zukunft zumindest keine gekühlten alkoholischen Getränke mehr verkauft werden.
Judith Lederer von den NEOS ortet ein prinzipielles Problem am Bahnhof: „Der Platz ist Schritt für Schritt verwahrlost. Die Projektideen des derzeitigen Bezirksvorstehers sind eine Farce im Vergleich zur Gesamtsituation des Platzes. Es braucht wieder Sozialarbeiter und Streetworker vor Ort und andererseits eine Neugestaltung des Platzes.“ Vom Bezirk finanziert wird ein Fair-Play-Team, jeden Tag um 20 Uhr kommt ein Vinzi-Bus, die Polizei patroulliert im engeren Radius.
Verstärkte Donauinsel-Kontrollen
Auch auf die Badesaison hat man sich vorbereitet, vor allem in Bezug auf potentielle weitere Übergriffe von Asylwerbern. Polizeibeamte haben das Bäderpersonal geschult. Auch auf der Donauinsel soll es in Zusammenarbeit mit den Donaustädtern verstärkte Polizeistreifen geben. Bezirksvorsteher Stellvertreter Karl Mareda (FPÖ) wünscht sich zusätzlich berittenen Polizei.
Keine Probleme ortet Ruisz am Straßenstrich in Strebersdorf: „Es sind maximal fünf bis zehn Damen – offenbar geht das Geschäft nicht berauschend!“
Apropos Strebersdorf: Ende 2017 soll die neue Polizeistation, statt in der Berlagasse Ecke Mühlweg/Ziegelofenweg fertig sein. Für Berghofer und Ruisz „strategisch unbedingt notwendig!“ Außerdem: Dann können auch in Strebersdorf weibliche Polizisten ihren Dienst versehen. Das war bislang mangels sanitärer Anlagen kaum möglich.