Pop-Up-Bike-Lane. Noch nicht davon gehört? Der erste temporäre Radweg wurde eben auf der Praterstraße umgesetzt. Der zweite soll bald folgen und wird auch Floridsdorf – zumindest zum Teil – betreffen: Auf der Wagramer Straße sollen Autospuren in Radwege umgewandelt werden. Geht es nach der neuen Initiative ‘Platz für Wien’ ist das erst der Anfang.
Die mediale Aufregung im 2. Bezirk war groß, als Stadträtin Birgit Hebein die ‘Pop-Up-Bike-Lane’ (temporäre Radspur) in der Prater Straße eröffnete. Innovative Lösungen für eine fairere Verteilung des öffentlichen Raumes, wünscht sich Vizebürgermeisterin Hebein: „Knapp zwei Drittel der Straßenflächen in Wien sind mit Autos belegt. Gleichzeitig zeigen uns die aktuellen Zahlen, dass in der Krise deutlich mehr Menschen mit dem Fahrrad unterwegs sind. Dafür braucht es Platz und sichere Wege.“ „Schwindlige” war noch das Harmloseste, was sie von den zahlreichen Kritikern vor Ort zu hören bekam.
Und dennoch: Ein zweiter temporärer Radweg soll in der Wagramerstraße im 22. Bezirk wurde Mitte Mai gestartet.
Mehr Platz zum gemütlichen Gehen, sicheren Radfahren, schattigen Verweilen und gefahrlosen Spielen. Das fordert ‘Platz für Wien’ um Verkehrsplaner Ulrich Leth (Bild). Kritisiert wird die ungleiche Verteilung der Verkehrsflächen: 67% Fahrbahnen, 31% Gehsteige, 1% Radwege in Wien. Deshalb sollen 130 km temporäre Radwege als Alternative zum Öffi-Netz errichtet werden. Übrigens sagt rund ein Fünftel der Wiener, dass sie Radfahren als zu gefährlich empfinden. 24% besitzen kein Rad und 7% können nicht Radfahren.
Temporär sollen die ‘Pop-Up-Radwege’ vor allem als Entlastung für die Öffis während der andauernden Corona-Krise sein. Insgeheim hoffen wohl viele Radfreunde, temporär wird am Ende zur Dauerlösung.
In der Liste der Initiative steht auch ein Floridsdorfer Dauerbrenner: An der oberen Alten Donau soll zur temporären Fahrradstraße werden. Ursprünglich als erste Fahrradstraße Wiens geplant, ist die Straße heute vielbefahrene Verbindung von der Floridsdorfer Brücke zur Donaufelder Straße.
In der Liste vorgeschlagener Hauptstraßen für temporäre Radstreifen scheinen gleich vier Floridsdorfer Straßen auf:
– Prager Straße (Am Spitz bis Mühlweg);
– Brünner Straße (Am Spitz bis Hahnreitergasse);
– Julius-Ficker-Straße;
– Siemensstraße (Richard-Neutra-Gasse bis Leopoldauer Platz) – Eipeldauer Straße (Leopoldauer Platz bis Wagramer Straße).
Ein Ansinnen, dass vor allem Autofahrer wohl in Wallung versetzen wird.
Floridsdorfs Bezirksvorsteher Georg Papai ist nicht hochbegeistert: „Ich halte nichts davon. Ich bin nicht prinzipiell gegen Radinfrastruktur, aber Verkehrspolitik muss strategisch mit allen abgestimmt werden. Ich habe das Gefühl, momentan wird von Stadträtin Birgit Hebein (Grüne) aus Wahlgründen übers Ziel geschossen. Siehe die unnötige temporäre Begegnungszone in der Stammersdorfer Pfarrer-Matz-Gasse.”
Laut Birgit Hebein bekommt Wien 2020/21 über 30 Projekte für den Radverkehr. In Floridsdorf ist kein einziges Projekt geplant, was angesichts der Größe des Bezirkes fast absurd erscheint. Martin Blum (Radverkehrsbeauftragter der Stadt Wien): „Bitte an die lokalen Entscheider wenden. An der Stadt liegt’s nicht.” -Hannes Neumayer