Radfahren auf der Prager Straße: Kein Spaß

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Mit dem Rad auf der Prager Straße unterwegs - vis avis ist der Benner. Bild: Robert Surm - cordbase.com
Mit dem Rad auf der Prager Straße unterwegs - vis avis ist der Benner. Bild: Robert Surm - cordbase.com
Stein

Die Aufteilung von Straßenraum, der Verlust einzelner Parkplätze oder die Schaffung eines neuen Radwegs werden auch in Floridsdorf leidenschaftlich diskutiert. DFZ-Chefredakteur Hannes Neumayer und Fotograf Robert Sturm (cordbase.com) haben sich auf eine Radstrecken-Testtour auf einer der Hauptverbindungen im 21. Bezirk gemacht: Prager Straße vom Spitz zum C21 und zurück.

Die Stimmung ist auch bei uns in Floridsdorf aufgeladen: Radler am Gehsteig sind vor allem im Bezirkszentrum keine Ausnahme, rote Ampeln werden gerne missachtet. Auf der Donauinsel heißt das Duell Radler und Fußgänger gegen Rennradler-(Meuten). Autofahrer, die einen Radler heftig schneiden und dann noch ausrichten, „Schleich di. Radeln kannst auf der Insel“, sind auch keine Seltenheit. Wechselseitiges Verständnis: Klein geschrieben.

Grundsätzlich ist die Prager Straße sehr breit, genügend Platz für alle Verkehrsteilnehmer wäre da. Selbst getrennte Radwege wären ohne Parkplatzverlust leicht möglich. Oft gibt es eineinhalb oder zwei Spuren, aber ohne Bodenmarkierung. Zum Radeln angenehm ist lediglich der allerletzte Teil: von der Mayerweckstraße zum C21 gibt es seit einem Jahr einen baulich getrennten Rad- und Fußweg. Dass der Verlust der zwei Spuren für Autofahrer eine Verschlechterung wäre, behauptet kaum jemand.

Einige Stellen sind besonders unglücklich gelöst: Von der Nordbrücke bis zur Koloniestraße gibt es einen baulich  getrennten gemischten Rad- & Fußweg. Der ist am Beginn in beide Richtungen befahrbar, kurz vor der Tankstelle nur mehr stadtauswärts. Was bedeutet: Kommt man etwa von der Hopfengasse und will ins Bezirkszentrum, muss man am Benner vorbei bis zur Katsushikastraße auf der Prager Straße radeln, links abbiegen (!) um auf den Radweg zu kommen (den man benützen muss). Nach der Nordbrücke heißt es die Prager Straße neuerlich queren, um wieder auf der Straße weiter zu radeln. Wer hat sich den Unfug ausgedacht?

Echte Alternativen gibt es – hält man sich an die Verkehrsregeln – weder links noch rechts der Prager Straße.

Wirklich unangenehm ist die Prager Straße für Radler auch, weil Autofahrer oft erheblich zu schnell schon Richtung Autobahn unterwegs sind. Erst letztes Jahr gab es einen spektakulären Unfall, bei dem ein Auto in die Blumen Regina-Filiale gekracht ist. Bei unserer Tour rast selbst der VOR-Bus mit 80 an uns über den Eisenbahnerberg vorbei. Letzterer ist auch so eine Stelle, die vor allem stadteinwärts für Radler wenig prickelnd ist.

Natürlich kann man fragen: Wer radelt von Strebersdorf zum Spitz? Viele nutzen aber Abschnitte der Prager Straße. Während Querverbindungen oft gut und sicher gelöst sind, findet man parallel zur Prager Straße kaum Rad-Alternativen. Außer ein Umweg über die Donauinsel oder erlaubt, aber gefährlich gegen die Einbahnen.

Fazit: Die Prager Straße ist ein hervorragendes Beispiel, wie Autofahrer und Radler aufgrund verfehlter oder nicht vorhandener Planung und Verkehrspolitik gegeneinander ausgespielt werden. Ein Fleckerlteppich an (fehlender) Rad-Infrastruktur. Schade.