Schwein gehabt! Wie Leopoldau zu seinem Namen kam …

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Leopoldau um 1900. Foto: AKON/Nationalbibliothek/ ttp://data.onb.ac.at/AKON/AK001_456
Leopoldau um 1900. Foto: AKON/Nationalbibliothek/ ttp://data.onb.ac.at/AKON/AK001_456
Stein

Ein “Gruß aus Leopoldau” wurde auf dieser alten Postkarte versendet. Ein Ortsname, mit dem sich auch 1900 (aus der Zeit stammt das Bild) noch nicht alle Leopoldauer angefreundet hatten. Denn die Ortsbezeichnung geht auf eine ungewöhnliche Geschichte zurück, wie Ferdinand Lesmeister, Direktor des Floridsdorfer Bezirksmuseums erklärt: „Natürlich geht der Name auf einen Leopold zurück – allerdings nicht auf den heiligen Leopold.

Sondern auf den Habsburger-Kaiser Leopold I.“ Und das kam so: Besiedelt seit der Jungsteinzeit, gilt der Babenberger Leopold III, (der Heilige) als Ortsgründer. Leopoldau wird 1125 erstmals als Alpiltowe erwähnt. Das kommt aus dem slawischen und bedeutet Schwanendorf. Der Name wandelte sich im Laufe der Zeit zu Eipeldau – die gleichnamige Straße erinnert daran. Der Babenberger-Herrscher nutzte das Gebiet zur Jagd und gab es schließlich an seinen Sohn, Leopold IV, weiter. Dieser schenkte es wiederum dem Stift Klosterneuburg.

Seinen heutigen Namen erhielt der Ort aber von Kaiser Leopold I, geboren 1640. Lesmeister: „Er war ein Frühchen und eigentlich dem Tod geweiht. Es gab ja damals noch keine Brutkästen. Deshalb wurden Schweine geschlachtet, ausgeweidet und der kleine Leopold hineingelegt. Wichtig war die Körpertemperatur, deshalb wurde alle 15 Minuten ein Schwein geschlachtet. Das ganze dauerte wochenlang – man kann sich vorstellen, wie viele Schweine geschlachtet werden mussten. Die meisten Schweine kamen aus Leopoldau.“

Leopold überlebte und wurde später Kaiser. Aus Dankbarkeit ordnete er an, der Ort soll seinen Namen tragen - Leopoldau! Die Eipeldauer hat’s gar nicht gefreut – sie wurden damals eher zwangsbeglückt. Davon zeugen etwa die von Joseph Richter (1749–1813) verfassten “Briefe eines Eipeldauers”.

Selbst in den Landkarten von 1820 war noch von “Leopoldau vulgo Eipeltau” die Rede. Bis 1881 gehörte auch die ehemalige selbständige Gemeinde Donaufeld zu Leopoldau. Donaufeld trug circa fünf Jahre von 1881 bis 1886 den Namen „Neu-Leopoldau mit Mühlschüttel“. Das die Stadt Wien jetzt das ganz woanders liegende Stadterweiterungsgebiet des Gaswerks “Neu-Leopoldau” nennt, zeugt nicht gerade von ausufernden Geschichtskenntnissen …

Leopoldau ist übrigens eine Ortsbezeichnung und keine Flurbezeichnung. Deshalb fährt man richtiger Weise nach Leopoldau und nicht in die Leopoldau. Ganz anders an der Donau: da fährt man in die Schwarzlackenau. -H.N.