Sozialprojekt Fahrad-Freunde-Floridsdorf: Rad und Tat für Wohnungslose

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Bewohner am Rad_C_Maxa_Heilsarmee Österreich. Bild: Heilsarmee.
Bewohner am Rad_C_Maxa_Heilsarmee Österreich. Bild: Heilsarmee.
Stein

Am Rad und im Leben in Bewegung kommen. Das ist das Motto der kürzlich eröffneten Upcycling Werkstatt FahrradFreundeFloridsdorf im Haus Erna. Das Sozial Betreute Wohnhaus der Heilsarmee Österreich bietet ehemals obdachlosen Männern ein schönes Zuhause auf Lebenszeit und seit kurzem auch eine neue Tagesstruktur: Reparieren von gespendeten Fahrrädern unter fachmännischer Anleitung. Die Werkstatt ist mit und für die Bewohner des Hauses Erna ins Leben gerufen worden, um ihnen eine sinnvolle Beschäftigung zu bieten, sie mit Fahrrädern auszustatten und mobiler zu machen. Auch Bezirksvorsteher Georg Papai schaute vorbei.

Man muss das Rad nicht neu erfinden

2020 ist Fahrradfahren angesagt. Wer kein Fahrrad hat oder nicht viel Geld in ein Neues investieren kann, kauft sich ein Gebrauchtes. Wer dabei noch etwas Gutes bewirken möchte, erwirbt sein neues Altes bei FahrradFreundeFloridsdorf (FFF). Andreas Schmaranzer, Leiter Haus Erna und Mitbegründer von FFF erklärt das Konzept: „Wir sammeln Fahrräder, um sie mit und für unsere Bewohner zu reparieren. Nicht gebrauchte Räder verkaufen wir günstig weiter. Damit verhelfen wir unseren Bewohnern zu einer sinnhaften Tagesbeschäftigung und ermöglichen einkommensschwachen Menschen den Kauf eines Fahrrads für wenig Geld.“ Ein generalüberholtes Secondhand-Rad kostet zwischen EUR 50,00 und EUR 150,00. 

Selbsthilfe.Werkstatt.Verkauf

Neben dem Verkauf sind jeden Dienstag und Donnerstag Servicierungen in der Reparaturwerkstatt möglich. „Dazu einfach das Rad während der Öffnungszeiten vorbeibringen und gegen ein kleines Entgelt von uns begutachten und reparieren lassen“, erklärt Schmaranzer. Wer lieber Mitschrauben möchte, kommt donnerstags in die Selbsthilfewerkstatt und repariert sein Fahrrad mit Hilfe eines Profis selbst. 

Jedes Fahrrad zählt

Wer sein altes Rad oder die Ersatzteile nicht mehr braucht, kann sie jederzeit in der Werkstatt abgeben. FahrradFreundeFloridsdorf Projektleiter Paul Maurer: „Für uns zählt jedes Fahrrad, jedes Ersatzteil, jede Stunde, die unsere Bewohner am Rad oder mit dem Reparieren von Fahrrädern verbringen. Um den Betrieb am Laufen zu halten, sind wir somit auf Sachspenden angewiesen. Für jede Schraube, die an uns weitergereicht wird, sind wir sehr dankbar.“

Jedes Fahrrad zählt. Bild: Heilsarmee.

Durch den dauerhaften Zugang zu Fahrrädern sind die Bewohner mobiler geworden. Es werden regelmäßig Radtouren unternommen und Anreize geschaffen, öfter das Rad als Verkehrsmittel zu nutzen. Jedem steht dafür ein Rad zur Verfügung. „Wir sind stets darum bemüht, unseren Bewohnern eine sinnvolle Tagesstruktur zu bieten, sie zu motivieren, Lebensfreude zu wecken, die Menschen in Bewegung zu bringen. Ich denke, dass ist mit der Fahrradwerkstatt sehr gut gelungen“, zeigt sich Major Gerhard Wyss, Geschäftsführer der Heilsarmee Österreich, stolz über das jüngste Projekt. 

Wenn in der Politik über Arbeitsplätze gesprochen wird, geht es meist um Statistiken und Prognosen, im besten Fall noch über regionale Förderungen. In Floridsdorf aber haben Sozialprojekte Tradition, die arbeitsmarktpolitische Akzente setzen, wenn man
beispielsweise an das seinerzeitige Projekt zur Möblierung der Franklinstraße oder die eingesessene Textilreinigung von Wien Work in der Prager Straße denkt.

Bezirksvorsteher Georg Papai und die Vorsitzende der Sozialkommission, Bezirksrätin Barbara Cermak, besuchten gemeinsam dieses neue Projekt und zeigten sich beeindruckt, Bild: BV21.

Bezirksvorsteher Georg Papai und die Vorsitzende der Sozialkommission, Bezirksrätin Barbara Cermak, besuchten gemeinsam dieses neue Projekt und zeigten sich beeindruckt: „Eine sinnvolle Beschäftigung, das Gefühl, mit seiner Arbeit einen Beitrag zu unserer Gesellschaft leisten zu können, ist ein Bedürfnis, das unbedingt unterstützt gehört. Ich freue mich daher über diese neue Initiative in unserem Bezirk und wünsche dem Projekt den Erfolg und den Zuspruch, den es sich verdient.“