Statt Platzverschwendung: Wohnen über dem Supermarkt

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Lidl-Filiale in Leopoldau. Bild: Tupy.
Lidl-Filiale in Leopoldau. Bild: Tupy.
Stein

Gab es vor 15 Jahren nur selten neue Großbauprojekte im 21. Bezirk, ist derzeit an jeder Ecke ein Baukran zu finden. Auch in einem Bezirk mit großen Grünflächen wie Floridsdorf wird der Platz immer knapper. Die Floridsdorfer Grünen warten nun mit einem innovativen Vorschlag auf: „Grünraum bewahren, Gewerbeparks überbauen!”

Neue Wohnbauten sollen auf Supermärkten und anderen Gewerbebetrieben in Floridsdorf errichtet werden. Besonders in den großen Bezirken Wiens, wie bei uns in Floridsdorf, gehören sie zum wenig attraktiven Bezirksbild: die Penny- und Drogeriemärkte, Fressnapf-, Lidl-, Hofer-, Merkur- und Billa-Filialen & Co – ebenerdige Bauten mit dem Aussehen von überdimensionalen Schuhschachteln mit enormen Parkplatzflächen davor (einige Beispiele finden Sie rechts).

Geht es nach den Grünen Floridsdorf soll in Zukunft Schluss damit sein. „Wir haben ein erstes Arbeitspapier mit rund 50 uncharmanten und Platz verschwendenden Gewerbeflächen im Bezirk erstellt”, so die Floridsdorfer Bezirksrätin Gabriele Tupy.

50 Beispiele gesammelt

Jetzt soll überprüft werden, welche Standorte sich besonders gut zur Überbauung mit Wohnbauten eignen und welches die ersten Projekte in Floridsdorf sein könnten.

Beispiele: Sieht man sich die rege Bautätigkeit auf der Prager Straße mit Florasdorf, Caritas-Heim, und dem SÜBA-Wohnbau (anstelle der Bauhaus-Filiale) an, sticht sofort der flache Hofer-Supermarkt samt Mega-Parkplatz ins Auge (vis a vis wird übrigens in naher Zukunft gebaut). Ein Stück weiter gilt das gleiche für die Merkur-Filiale.

Tupy im Gespräch mit der Floridsdorfer Zeitung: „Ebenerdige Supermärkte mit großen Parkplätzen widersprechen auch dem Zukunftsmodell der CO2-reduzierten Stadt der kurzen Wege. Wer jedoch bereits über dem Supermarkt wohnt, braucht nicht erst mit dem Auto hinzufahren, er findet schon alles, was er braucht, das eine oder andere Stockwerk tiefer. Dass auch nachträglich erfolgreich überbaut werden kann, zeigt das Pilotprojekt Auhof-Center in Penzing. Die Gestaltung des innovativen Wohnprojekts mit 70 Wohneinheiten in Form eines Vierkant-Hofs, ermöglicht einen großzügigen Innenhof mit Sitzmöglichkeiten, Grüninseln, bespielbaren Rasenflächen sowie von allen Wohnungen her einsehbaren Spielplätzen.”

Hohes Potential

Denkt man die Idee weiter, könnten sogar Fachwerkszentren wie in Stammersdorf an der Brünner Straße oder an der Angyalföldstraße in Donaufeld überbaut werden. Wenn der Trillerpark überbaut ist, warum dann nicht auch das SCN? So könnte sicher auf das eine oder andere Großprojekt wie Siemens-äcker oder gar Donaufeld gänzlich verzichtet werden. Bauträger könnten dennoch Projekte umsetzen und viele Floridsdorfer würden sich über geretteten Grünraum freuen.

Ein Beispiel aus Deutschland: In Berlin sollen auf Supermärkten rund 15.000 Wohnungen entstehen. Denn warum wohnen die Floridsdorfer so gerne in Floridsdorf – trotz des langen Anfahrtsweges in die Innenstadt? Weil Floridsdorf noch immer sehr grün ist und einen Übergang zwischen Land und Stadt darstellt.

„Für neue Bauprojekte sind vorrangig  bereits versiegelte Flächen,  Industrie- und  Gewerbebrachen wiederzuverwerten!” Gabriele Tupy. Bild: Privat.
„Für neue Bauprojekte sind vorrangig
bereits versiegelte Flächen,
Industrie- und
Gewerbebrachen wiederzuverwerten!”
Gabriele Tupy. Bild: Privat.

Tupy: „Grün wohnen stellt eine hohe Lebensqualität dar. Grünraum bewahren ist ein zentrales Anliegen der meisten Floridsdorfer.” „Auch große Gewerbegebiete sind für eine Überbauung, um Wohnungen ergänzt, geeignet. Standorte, die bisher dem Handel vorbehalten waren, können umgewandelt werden. Fast alle Standorte befinden sich an gut erschlossenen Hauptstraßen”, so Tupy.

Geht es nach den Grünen, soll es nicht nur bei einer Idee bleiben. Nach der Listenerstellung werden nun Details wie Grundbesitzer, etc erhoben. Danach folgt das Erstellen eines konkreten Umsetzungsplans: „Die Vision ist, 2040 soll es in Floridsdorf keine frei stehenden Gewerbestandorte mehr geben.”