Strebersdorf: Abschuss von Fuchsfamilie sorgt für Empörung

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Füchse in Strebersdorf. Bild: Leopold Kanzler.
Füchse in Strebersdorf. Bild: Leopold Kanzler.
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Der Abschuss einer Fuchsfamilie in Strebersdorf vor wenigen Tagen, sorgt für Empörung: „Geboren am 15. März 2021 am Marchfeldkanal in Wien – Gemeinsam mit seiner Mutter gestorben am 22.Juni 2021 – grundlos abgeschossen von einen Jäger auf Wiener Stadtgebiet (!) beim Hundeabrichteplatz in Strebersdorf“, schreibt Leopold Kanzler (von ihm sind auch die Fotos). Auf Facebook gingen die Wogen hoch.

Auch der Fuchsrüde wäre beim Hundeabrichteplatz in Strebersdorf „sinnlos“ abgeschossen worden: „Bedingt durch intensives Füttern der Wasservögel ist die Rattenpopulation am Marchfeldkanal stark gewachsen. Dem wirkten die Füchse erfolgreich entgegen….“ Die Füchse beim Hundeabrichteplatz in der Haswellgasse wären zudem extrem zutraulich gewesen (das zeigt auch das Video). Ein Abschuss also recht leicht. Kanzler: „Ich habe in den letzten zehn Monaten täglich zwischen zwei und fünf Stunden mit den Füchsen verbracht. Für uns und unseren Nachbarn war die Füchsin wie ein Haustier.“ Die Füchse seien auch gesund gewesen, das habe eine Untersuchung ergeben.

Landesjägermeister Norbert Walter bestätigt der DFZ, dass Füchse grundsätzlich in einem Revier abgeschossen werden dürfen, das aber in Wien selten vorkomme: „Füchse werden nicht ausgerottet, sondern normal bejagt.“ Der konkrete Fall ist ihm nicht bekannt, theoretisch könnte der Abschuss auch illegal sein. Außerdem besteht ein Teil des Jagdgebiets in Wien aus Privatjagden. Außerhalb von Revieren wäre die MA49 zuständig, die aber mit Lebendfallen arbeitet. In Wohngebieten ist das Abfeuern von Waffen ohnehin verboten. Ein Grund für einen Abschuss kann sein, dass Füchse Hühner fressen Hühner oder junge Gelege: „Generell sind Füchse die Polizei im Wald!“ In Wien gibt es neben Gemeindejagden auch Privatjagden, es muss also im konkreten Fall kein Jäger des Wiener Landesjagdverbandes gewesen sein.

Fuchsrüde. Bild: Leopold Kanzler.
Fuchsrüde. Bild: Leopold Kanzler.

Auf Facebook ist die Stimmung ganz klar: „Es ist zum Weinen wie verroht unsere Gesellschaft ist. Keinen Respekt vor der Natur“, schreibt Fau E. Oder Herr G.:„Es ist unsagbar traurig, wenn Wildtiere vertrauen zu Menschen aufbauen und dieses Vertrauen durch ‚Menschen‘ mit Flinte brutal missbraucht wird. Die Füchslein hatten keine Chance und wurden hinterhältig erschossen.“ Viele freundliche Wort für Jäger gab es nicht: „Der „Herr Jaeger“ kann auf seine Heldentat stolz sein. Traurig…“, schreibt Herr F. – andere sprechen von Tiermord.

Meldungen von Fuchssichtungen in Floridsdorf gibt es häufig – meist aus Stammersdorf oder Strebersdorf. Einmal sogar nahe dem Kreisverkehr Leopoldau, oder mitten in der Schwarzlackenau. Aber: Warum sind Füchse so dicht im Siedlungsgebiet? Und: Ist das für Menschen gefährlich? Der Rotfuchs, meist 5,5 bis 6,5 Kilogramm schwer, stellt kaum Ansprüche an sein Habitat und ist sehr anpassungsfähig. Als ‘Kulturfolger’ sind Siedlungen für ihn ein Paradies. Füchse ind Generalisten, fressen Mäuse, Ratten, Regenwürmer aber auch Zwetschken.

Fuchssichtungen in Floridsdorf. Quelle: https://wien.stadtwildtiere.at/beobachtung/
Fuchssichtungen in Floridsdorf. Quelle: https://wien.stadtwildtiere.at/beobachtung/

„Die Nähe zu den Menschen bringt für Füchse fast nur Vorteile, hier gibt es einen immer reichlich gedeckten Tisch. Komposthaufen, Katzen- und Hundefutter auf den Terrassen und nicht zuletzt das weggeworfene Essen auf Straßen, in Parkanlagen, Höfen und dergleichen. ‘Die Liebe geht durch den Magen’, sagt schon ein altes Sprichwort. Kein Wald kann ein derartiges Nahrungsangebot bieten” so Andreas Januskovecz, Forstdirektor der Stadt Wien.

Füchse fressen alles, passen sich schnell an und kommen dann immer wieder. Deshalb ist ein absolutes Fütterungsverbot zu beachten. Keinesfalls sollte durch Anlocken, Anfüttern oder sogar Angreif- und Streichelversuche das natürliche Verhalten der Wildtiere gebrochen werden. Wer Füchse aus falsch verstandener Tierliebe füttert, erweist ihnen keinen guten Dienst. „Füchse können dadurch ihre natürliche Scheu verlieren und sogar aufdringlich werden”, heißt es auf stadtwildtiere.at.

Hier kann man Sichtungen übrigens melden. Auch die Schlaf- und Ruheplätze in der Stadt, häufig in Hohlräumen unter Gebäuden, Baracken oder Gartenhäuschen bereichern das Dasein der Füchse.