Strebersdorf: Geheimprojekt auf Schulgelände abgesagt – Erzdiözese Wien investiert in KPH-Standort Strebersdorf

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KPH-Gelände in Strebersdorf: Link unten Kreisverkehr Prager Straße & Mayerweckstraße. Links oben: C21. Bilder 2020, Google Bilder. 2020 Eurpean Space IMaging Maxar Technolgies.
KPH-Gelände in Strebersdorf: Link unten Kreisverkehr Prager Straße & Mayerweckstraße. Links oben: C21. Bilder 2020, Google Bilder. 2020 Eurpean Space IMaging Maxar Technolgies.

Auf dem Gelände der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule (KPH) in der Strebersdorfer Mayerweckstraße wird es keinen Wohnbau geben. Denn die Übersiedlung der KPH in die Seestadt ist abgesagt und der Wirtschaftsrat der Erzdiözese Wien als Eigentümer hat die Grundsatzentscheidung für Fortbestand und Ausbau des Standortes Strebersdorf getroffen.

KPH Wien/Krems ist Österreichs größte Private Pädagogische Hochschule mit sieben Standorten in Wien und Niederösterreich zur Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern. Derzeit mit 2.600 Studierende in der Erstausbildung, 1.000 Studierende in Weiterbildungslehrgängen und 13.700 Studierende der Fortbildung. Strebersdorf ist der größte der sieben Standorte der KPH. „Die Pläne zur Modernisierung, Sanierung und Erweiterung des Standortes Strebersdorf und gleichzeitig auch des Bildungszentrums Lacknergasse werden in den kommenden Monaten erstellt“, heißt es auf der Homepage.

Die Grundsatzentscheidung des Wirtschaftsrates bedeutet auch, dass die gemeinsam mit der Gemeinde Wien als alternative Variante angedachte Übersiedlung der KPH in die Seestadt in Aspern statt einer Modernisierung der Anlagen in Strebersdorf nicht mehr weiter verfolgt wird. Sie hat sich trotz weitestgehendem Entgegenkommen der Gemeinde als unfinanzierbar erwiesen. Unabhängig davon verfolgt die Erzdiözese das Projekt „Campus der Religionen“ in der Seestadt weiter. Es sieht vor, dass mehrere Kirchen und Religionsgemeinschaften auf einem gemeinsamen Areal in dem neu entstehenden Wiener Stadtviertel Seestadt ihre jeweiligen Gebets- bzw. Gottesdienststätten errichten und sich Verwaltungs- und Veranstaltungsräume teilen. Dieses integrative Musterprojekt ist auch ohne die Übersiedlung der KPH ins gleiche Stadtviertel realisierbar und wird daher in unveränderter Intensität weiter betrieben.

In einer Stellungnahme an die DFZ heißt es: „Trotz motivierender Zwischenergebnisse in den kontinuierlichen Bemühungen mit allen Stakeholdern hat sich zuletzt leider gezeigt, dass sich eine solche Lösung für eine neue KPH in der Seestadt nicht realisieren lässt. Daher hat sich der Wirtschaftsrat der Erzdiözese Wien nun nach umfassender Beratung und Prüfung gegen die Umsiedlung der KPH in die Seestadt ausgesprochen, gleichzeitig aber einen Grundsatzbeschluss für Adaptierung und Modernisierung der PädagogInnenbildung in Strebersdorf gefasst. Dazu wurde ein fundiertes Konzept für die dringend erforderliche Generalsanierung des Gebäudes der KPH, den Neubau der beiden Praxisschulen auf dem Campus Strebersdorf sowie für den Ausbau des Bildungszentrums Lacknergasse in Auftrag gegeben. Das kirchliche Engagement im Bereich der PädagogInnenbildung soll damit weiterhin auf soliden Beinen stehen. Dafür werden zeitgemäße, den Bedürfnissen der (hoch)schulischen Lehre und Forschung entsprechende Gebäude geschaffen.“

KPH in der Mayerweckstraße. Die Grundsatzentscheidung des Wirtschaftsrates bedeutet auch, dass die gemeinsam mit der Gemeinde Wien als alternative Variante angedachte Übersiedlung der KPH in die Seestadt in Aspern statt einer Modernisierung der Anlagen in Strebersdorf nicht mehr weiter verfolgt wird. Sie hat sich trotz weitestgehendem Entgegenkommen der Gemeinde als unfinanzierbar erwiesen. Bild: KPH.
KPH in der Mayerweckstraße. Die Grundsatzentscheidung des Wirtschaftsrates bedeutet auch, dass die gemeinsam mit der Gemeinde Wien als alternative Variante angedachte Übersiedlung der KPH in die Seestadt in Aspern statt einer Modernisierung der Anlagen in Strebersdorf nicht mehr weiter verfolgt wird. Sie hat sich trotz weitestgehendem Entgegenkommen der Gemeinde als unfinanzierbar erwiesen. Bild: KPH.
Rückblick: DFZ berichtet exklusiv über KPH-Projekt

In Strebersdorf gab es vor einem Jahr nur ein Tuschelthema: Die Pädagogische Hochschule (KPH) in der Mayerweckgasse zieht 2025 aus. Am fast 100.000 m2 großen Grundstück inklusive Sportplatz soll gebaut werden. Das war 2020 der Plan – unser Artikel von September 2020 zum Nachlesen:

Die Fakten: Die KPH (Kirchlich Pädagogische Hochschule) wird 2025 in den Campus der Religionen in der Donaustädter Seestadt ziehen. In Floridsdorf verbleiben sollen laut Auskunft der KPH die beiden Praxisschulen (Volksschule und Mittelschule). Für den Rest braucht es eine Nachnutzung. Wobei die Gebäude durchaus renovierungsbedürftig sein sollen. „Eigentümer der Liegenschaft ist die Augustinerstiftung der Erzdiözese Wien, die Entscheidung über die Nutzung erfolgt durch die Erzdiözese Wien“, heißt es auf Anfrage der DFZ.

Ein Großteil des circa 98.000 m2 (fast 10 Hektar) großen Areals hat allerdings eine Widmung zur Garten- bzw. Sportflächennutzung. Für Wohnbau wäre eine Umwidmung notwendig und laut aktueller Bauordnung müsste dann zu zwei Dritteln sozialer Wohnbau errichtet werden.

Aktuell gültige Flächenwidmung des Gebietes. Plan: wien.gv.at
Aktuell gültige Flächenwidmung des Gebietes. Plan: wien.gv.at

Der mögliche Deal: Ein Tausch der Flächen, etc, wenn die KPH umsiedelt. Die zehn Hektar würde die Stadt Wien oder der Wohnfonds aufkaufen und an Bauträger weitergeben. Auch eine Baurechtsvergabe wäre möglich. Insider berichten von 900 – 1.000 geplanten Wohnungen. Eine fixe Vereinbarung dürfte es noch nicht geben.

Zum Vergleich: In der 1. Bauphase im Stadterweiterungsgebiet Donaufeld „An der Schanze“ werden (ab 2021) bis 2023 auf einem Areal mit 71.400 Quadratmetern rund 1.400 Wohnungen (über 90% gefördert) im neuen Stadtteil „An der Schanze“ für rund 3.100 Menschen und ein Studierendenwohnheim mit rund 470 Heimplätzen verwirklicht.

Da auch ein Gutteil der Sportanlage der Schulbrüder bis zum Abhang des Bisambergs verbaut wurde, wäre das der Verlust einer zweiten Sportfläche in Strebersdorf in kurzer Zeit. Auch für die ÖNB-Anlage in der Strebersdorfer Stowassergasse gibt es seit mehreren Jahren (für einen Teil) Baupläne. Ein Sprecher bestätigt vor drei Jahren den geplanten Verkauf eines Teiles des Nationalbank-Areals.

„Wir fordern absolute Transparenz zu diesem KPH-Projekt und zum weiteren Vorgehen! Alibihafte Einbindung der Anrainer knapp vor Baubeginn ist bei einem Projekt dieser Größenordnung völlig inakzeptabel“, sagt ÖVP-Floridsdorf Klubobmann Erol Holawatsch: „Der riesige Wohnungsbau am ehemaligen Gelände der Schulbrüder war für alle Anrainer völlig überraschend und wäre vor Jahren noch völlig undenkbar gewesen. Legen sie die Karten auf den Tisch Herr Bezirksvorsteher!“

Auch WIFF-Bezirksrat Hans Jörg Schimanek hat von der „Vernichtung wertvoller Grün- und Sportflächen!“ Wind bekommen. Auch ihm wurde seitens der Eigentümer bestätigt, dass die Liegenschaft „im Einvernehmen mit der Stadt Wien verwertet werden“ soll.  Schminanek findet: „Man kann der Erzdiözese zwar nicht das Recht auf Verwertung ihres Grundeigentums absprechen, aber die gegenständliche Flächenwidmung großwohnbaugerecht zu ändern und die Zerstörung wertvollen Grüns sind inakzeptabel!“ Eine Änderung der Flächenwidmung für das KPH-Areal maximal für die Verwertung als Gartensiedlung mit der Widmung „Bauland Wohngebiet, Bauklasse 1“ solle zugelassen werden.