Streifzüge auf den Bisamberg

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Gerald Pichowetz. Bild: Gloria Theater.
Gerald Pichowetz. Bild: Gloria Theater.

Meine lieben „Fluaridsduafa“!
Auf den Höhen des Bisamberges thront auf 311 Meter Seehöhe ein ausgedehnter Gebäudekomplex, der bald auf stattliche 520 Jahre wechselvolle Geschichte verweisen kann. Er liegt ganz am westlichen Rand unseres Heimatbezirkes, umrahmt von purer Natur.

Ich meine den „Magdalenenhof“ und das benachbarte seinerzeitige Jagdschlösschen „Villa Magdalenenhof“. Im Jahre 1501 soll der Magdalenenhof von den Nonnen des beim Schottentor gelegenen ehemaligen Magdalenenklosters errichtet worden sein, die das Gut bis zum Jahr 1529 bewirtschafteten, als im Zuge der ersten Türkenbelagerung die Gegend verwüstet wurde. Nach wechselnden Besitzern, unter denen auch das Schottenkloster aufscheint, erlangte der Forstmeister Joseph Müller um 1740 das Anwesen und führte es durch allzu großzügig angelegte Vergrößerungsumbauten in den Ruin. Der Konkurs zog sich über Jahre hin, und unter anderem taucht auch der Name des Vaters von Franz Grillparzer in einem Prozessakt als involvierter Rechtsanwalt auf.

Weitere Verwendungszwecke des Anwesens waren unter anderem eine Schafzucht durch den Sozialpolitiker Karl Johann Freiherr von Voglsang (auf einem Bisamberger Straßenschild verewigt) sowie 1866 der Standort des Österreichischen Armee-Oberkommandos.

Im Jahre 1906 erwarb Rudolf Dengler, der in seiner „Brauerei Jedlesee“ schmackhaftes Bier braute, den Magdalenenhof um stolze 160.000 Kronen und führte umfangreiche Renovierungen und Neubauten aus, darunter 1911/12 die dem englischen Landhausstil angelehnte Villa, von der ich Euch ein anderes Mal mehr berichten möchte.

1929 erwarb die Gemeinde Wien den Besitz im Umfang von etwa 25 Hektar. Vor zehn Jahren wurde der Magdalenenhof mit veritablem Aufwand als Restaurant adaptiert und medienwirksam an den Starkoch Reinhard Gerer übergeben, der nach drei Jahren schließlich einen ebenfalls veritablen Schuldenberg hinterließ. Der Grund könnte im Gästemangel durch fehlende Zufahrtsmöglichkeiten wegen Fahrverboten gelegen haben, hört man.

So viel für heute vomnordwestlichen Zipfel unseres Heimatbezirks.
Bleibt mir gesund,
Euer Gerald Pichowetz