Streifzüge durch Floridsdorfer Wallfahrtsstätten

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Gerald Pichowetz. Bild: Gloria Theater.
Gerald Pichowetz. Bild: Gloria Theater.

Meine lieben „Fluaridsduafa“! Unseren Heimatbezirk verbindet man nicht unbedingt mit dem Begriff der Wallfahrt, aber dennoch gab und gibt es auch hier Wallfahrtsstätten, die in früheren Tagen Wanderer und Pilger zum Gebet einluden.

Der Begriff leitet sich vom „Wallen“ ab, so wird das Wandern mit einem bestimmten Ziel bezeichnet. „Wallfahrer“ sind also Gläubige, die nach einem bestimmten Ort streben, während der Pilger auch den Weg zum Ziel mit in seine Wanderung einbezieht. Und dieses Ziel bilden religiöse Stätten bestimmter Ereignisse bzw. Bewahrungsorte von Reliquien oder ähnlichen bedeutsamen Objekten.

Ähnlich wie etwa Pestsäulen, Bildstöcke und ähnliche Bauwerke in Dankbarkeit für Errettung vor Not und Bedrängnis nach bedrohlichen Ereignissen errichtet wurden – ich berichtete Euch bereits über die Patricius-Statue -, nahm auch das Wallfahren in diesen Zeiten immer wieder einen Aufschwung. Es gehörte sozusagen „zum Guten Ton“ und war ein Zeichen von Gemeinschaftssinn, nicht von diesem Brauch zu lassen.

1713-1714 wütete im Ort Jedlersdorf die Pest, die nur 37 Menschen überlebten. Zum Dank errichteten sie eine hölzerne Kapelle, die danach mehrmals vergrößert und 1783 von Josef II. als Kirche der neuen Pfarre genehmigt und in Erinnerung an die Pest dem Hl. Karl Borromäus geweiht. Die Sage erzählt, dass beim großen Brand Jedlersdorfs im Jahre 1748 das Marienbild „Klein-Maria-Taferl“ in den Flammen gelandet war, aber danach unversehrt wieder aufgefunden wurde. Das Bild war später vielen Wallfahrern ein Gebetsort.

Weitere Wallfahrtsorte waren zum Beispiel die „Schwarze Mutter Gottes, Maria Loretto von Jedlesee“, das Gnadenbild „Maria Hilf“ in der Stammersdorfer Kirche oder die Emauskapelle in Strebersdorf. Es mag heute manchem modernen Menschen als einfältig erscheinen, dass in früheren Jahrhunderten Bilder und Statuen aus Anlass von Errettung gestiftet und angebetet wurden.

Wer käme heute auf die Idee, wegen des Überlebens einer Krankheit eine Skulptur in Auftrag zu geben? Wir nehmen dies als selbstverständlich hin, weil im Gegensatz zu damals der frühe Tod nicht die Regel ist, sondern die schlimme Ausnahme.
Gleitet gut in die Adventzeit hinüber und nützt die dunklen Tage gelegentlich auch für besinnliche Stunden!
Bleibt mir gesund! Euer Gerald Pichowetz