Streifzüge in die Welt unserer Sprache

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Gerald Pichowetz. Bild: Gloria Theater.
Gerald Pichowetz. Bild: Gloria Theater.
Stein

Meine lieben „Fluaridsduafa“!

Diesmal führen mich meine Streifzüge einmal in die Welt unserer Sprache. Ich bin ja berufsmäßig sehr innig mit dieser verbunden und kenne auf Grund meiner Profession auch viele recht unterschiedliche Idiome des Deutschen, die ich so einigermaßen auch wiederzugeben imstande bin.

Es ist aber kein Geheimnis, dass meine gelebte Muttersprache das Wienerische ist. Auch wenn ein Wienerlied meint, „Weanarisch is’ a Wödschprooch“, so muss ich seit einigen Jahrzehnten mit großer Wehmut erkennen, dass der Wiener Dialekt im Aussterben begriffen zu sein scheint. Das hat jetzt nicht direkt etwas mit Auswirkungen physischer Zuwanderung zu tun, sondern ist das offenbar unausweichliche Ergebnis kaufmännischer Zwänge, denen sich Rundfunkanstalten wie Kunstschaffende der Darstellenden Kunst unterwerfen, um größere Absatzmärkte zu erreichen.

Der „Wiener, der nicht untergeht“ ist zwar südlich des Weißwurschtäquators durchaus noch verständlich, aber nördlich davon wird es schon etwas schwieriger. Und so werden bei Koproduktionen von österreichischen mit deutschen Sendeanstalten schon die Autoren genötigt, allzu lokale Färbungen der Diktion zu vermeiden.

Die Folge davon ist, dass regionale Sprachfärbungen und deren ureigenes Vokabular kaum noch aus dem Fernsehgerät oder dem Kinolautsprecher ertönen. Aus den Ohren, aus dem Sinn! Umso wichtiger ist es daher, sich im Alltag auch vor Kindern und Jugendlichen bewusst unserer „Weanaschprooch“ zu befleißigen, sofern man dieses Kulturgut und seine erstaunliche Ausdrucksvielfalt vor dem tatsächlichen Aussterben bewahren möchte.

Eicha Gerald Pichowetz