Streifzüge zur Schicht-Villa

2016
Gerald Pichowetz. Bild: Gloria Theater.
Gerald Pichowetz. Bild: Gloria Theater.

Meine lieben „Fluaridsduafa“!
Heute und nächstes Mal möchte ich Euch Interessantes zur schillernden Familie Schicht erzählen, deren Villa nächst der
Donaufelder Straße an der Grenze zur Donaustadt eine Art kleines „Wahrzeichen“ dieses Ortsteiles darstellt. War dieses im englischen Stil erbaute Gebäude mit seiner markanten Sonnenuhr über viele Jahrzehnte durch seine Lage inmitten von bebauten Feldern weithin sichtbar, so erspäht man es heute nur noch aus bestimmten Blickwinkeln und Standpunkten.

Die Geschichte begann mit dem zu den Iden des März anno 1820 im nordböhmischen Ringelshain geborenen Georg Schicht dem Älteren. Sein Vater Anton war noch zeitlebens Fleischhauer gewesen, aber Georg schuf sich im Revolutionsjahr 1848 mit einer kleinen Seifensiederei, zu der etwas später auch eine Kerzenzieherei hinzukam, ein zweites Standbein. Er verstand es sehr geschäftstüchtig, Rohstoffe und Waren günstig einzukaufen und gewinnbringend zu verarbeiten bzw. wieder zu verkaufen.

Den am Horizont heraufdämmernden Krieg von 1866 erkannte er frühzeitig und erwarb vor Kriegsausbruch große Mengen etwa an Mehl, das er dann mit erklecklichem Gewinn veräußern konnte. Die Mitarbeit seiner neun Kinder erleichterte ebenfalls das Wachsen seines Betriebes, der 1877 zur Fabrik erweitert werden konnte. Bereits ein Jahr später übergab er das bestens eingeführte Unternehmen seinen Söhnen Josef, Franz und Johann, zu denen später auch noch Heinrich hinzustieß. Georg selbst zog sich nach Reichenberg zurück und leitete dort die erste eröffnete Filiale.

Währenddessen trieb Johann die Expansion des Unternehmens voran und verlagerte die Produktion auch 1882 ins verkehrsgünstiger gelegene Aussig an der Elbe in einen Neubau. Sein Vater konnte der rasanten Entwicklung der Firma nicht mehr folgen, er starb schließlich 1887 in einer Nervenheilanstalt. Johann erweiterte auch die produzierte Produktpalette, es wurden auch Waschpulver, Kerzen, Öle und Firnis sowie Speisefette, Margarine und alkoholfreie Getränke produziert, nachdem 1887 zum Betrieb eine Palmkernölfabrik hinzugekommen war. Am populärsten war jedoch die sogar bis ins beginnende 21. Jahrhundert produzierte „Hirschseife“.
Die weitere Geschichte lest Ihr nächstes Mal.
Euer Gerald Pichowetz