Streifzug durch die Bezirksgeschichte

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Gerald Pichowetz. Bild: Gloria Theater.
Gerald Pichowetz. Bild: Gloria Theater.
Stein

Meine lieben „Fluaridsduafa“!

Unser Heimatbezirk hat trotz seines noch gar nicht so langen Bestehens eine recht wechselvolle Geschichte hinter sich. Ich berichte Euch heute davon, was man unter dem Begriff „Floridsdorf“ im Laufe des knappen Vierteljahrhunderts seiner Existenz verstand.
Die Ortschaft „Floridsdorf“ wurde 1786, vier Jahre nach „Jedlersdorf am Spitz“, gegründet und erhielt ihren
Namen nach dem 54. Propst des Grundherrn Stift Klosterneuburg, Floridus Leeb, der in den ersten Jahren die junge Siedlung auch finanziell tatkräftig unterstützte. Beide Orte saßen an der Gabelung der Reichsstraßen nach Böhmen bzw. Mähren und nächst den Brücken über die Donau.

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich der Ort trotz des Einfalls Napoleons und verheerender Hochwässer zusehends, es entstanden die St.-Jakobs-Kirche, eine Schule, und es wurden die Straßen beleuchtet, zunächst mit Petroleumlaternen, 1872 bereits mit Gaslaternen. Zwei Jahre später vereinigten sich Jedlersdorf am Spitz und Floridsdorf und 1886 wohnten in den nun 179 Häusern bereits 5131 Floridsdorfer.

Nachdem sich 1850 bzw. 1890 durch die Eingemeindungen der Vorstädte und Vororte Wien bis zur Donau erstreckte, wobei übrigens Kaisermühlen 1850 Teil des 2. Bezirks geworden war, plante man nördlich der Donau den Zusammenschluss der Dörfer Floridsdorf, Jedlesee, (Neu-)Jedlersdorf und Donaufeld sowie den Bau eines eigenen Hafens als Vorarbeit zur Erhebung zur Landeshauptstadt von Niederösterreich. 1894 war die Zusammenlegung perfekt, und die Großgemeinde Floridsdorf
erhielt zwei Jahre danach auch schon ihr Amtsgebäude an der Hermann-Bahr-Straße.

Doch bereits damals wurden sowohl nördlich wie südlich der Donau Bestrebungen zur Vereinigung mit Wien in Gang gesetzt. Die Floridsdorfer sahen Vorteile durch die Wiener Infrastruktur, und dem Wiener Bürgermeister Lueger gefiel ein Konkurrenzhafen vor
seiner Haustür nicht. Der spätere Wiener Bürgermeister Karl Seitz, damals Floridsdorfer Landtagsabgeordneter, war übrigens ein Gegner der Vereinigung mit Wien, weil er den für die Großgemeinde erwarteten Aufschwung nicht mit Wien teilen wollte.

Vom weiteren Geschick unseres Heimatbezirkes berichte ich Euch nächstes Mal.
Bleibt mir gesund und auch gewogen,
Euer Gerald Pichowetz