‘Transit’ von Kleingartensiedlung zu „höherwertiger Verbauung”?

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SPÖ kämpft gemeinsam mit KleingärtnerInnen für ganzjähriges Wohnen im Grünen. Bild: SPÖ.
SPÖ kämpft gemeinsam mit KleingärtnerInnen für ganzjähriges Wohnen im Grünen. Bild: SPÖ.
Stein

34 Kleingärtner gegenüber Klinik Floridsdorf kämpfen um dauerhaftes Wohnrecht und gegen Bau-Begehrlichkeiten.

Foto: Google Earth (2019).
Foto: Google Earth (2019).

Dass die Stadterweiterung und der damit verbundene Bauboom im 21. Bezirk bei der Bevölkerung keine Jubelstürme auslöst, ist bekannt. Auch vor bestehenden Kleingartenanlagen wird nicht Halt gemacht: Geht es nach der MA21 ist die die Anlage ‘Transit’ an der Brünner Straße für – wie es liebevoll heißt – höherwertige Verbauung freizumachen.

Erst 2019 mussten einige Kleingärten an der Koloniestraße dem zweiten Teil von ‘Florasdorf’ Platz machen und wurden ohne Aufsehen geschliffen. Die Betroffenen waren ÖBB-Kleingärtner, sie haben extrem wenig Chancen sich zu wehren.

Bei der Anlage Transit ist das anders. Sie liegt links an der Brünner Straße 69, zwischen den beiden ÖBB-Gleisen, genau gegenüber der Klinik Floridsdorf und geht bis zur Ignaz Köck Straße und auf einen Spitz zulaufend bis zur Nordbrückenabfahrt. Ursprünglich auch eine ÖBB-Anlage besitzen heute die Stadt Wien, der Zentralverband der Kleingärtner, der Verein selbst und zwei Private Parzellen. Das hinderte die für Flächenwidmung zuständige MA21 nicht, die nahe zum neuen Krankenhaus gelegene Fläche, für höherwertige Verbauung vorzusehen. Heißt eingedeutscht: Kleingärten wegradieren und den Grund mit Wohn- & Büro-Bauten zupflastern.

Logisch, dass daran keiner der 34 Kleingärtner Interesse hat. Sie haben in der erstmalig 1919 besiedelten Anlage in den letzten Jahren viel aus eigenen Mitteln investiert: 1994 Anschluss an das Stromnetz, 1997 an das Telefonnetz, Kanal- und Winterwasserleitungen folgten 1999, im Jahr 2004 eine Wegbeleuchtung. Für 50% der Mitglieder wurden 2013 PKW-Stellplätze in der Anlage errichtet und 2017 sämtliche Wege asphaltiert. Jetzt will man nicht vertrieben werden, sondern eine Umwidmung auf ‘Eklw’ erreichen. Also ganzjähriges Wohnen ermöglichen.

Die Floridsdorfer SPÖ hat in der letzten Bezirksvertretungssitzung einen entsprechenden Antrag eingebracht und unterstützt die ‘Transitler’. Die Grünen waren als einzige gegen den Antrag, unter die Verantwortung ihrer grünen Stadträtin fällt die MA21.

Auf Anfrage der DFZ bei Stadträtin Birgit Hebein (Grüne) läßt deren Sprecher alle Optionen offen: „Grundsätzlich ist der Wunsch der Kleingärtner nach ganzjährigem Wohnen nachvollziehbar. Gleichzeitig muss die Stadt aber auch sämtliche anderen Aspekte der Folgen einer solchen Umwidmung in Betracht ziehen. Hier gibt es noch keine abschließende Bewertung.”

Bezirksvorsteher Georg Papai (SPÖ): „Die Argumentation verstehe ich. Aber aufgrund der Eigentumsverhältnisse in der Kleingartenanlage bliebe ja nur auch eine Enteignung. Und das gab es noch nie in Wien.” -Hannes Neumayer