„U6-Verlängerung ist aktuell nicht geplant!“

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Die U6 wird in Floridsdorf noch länger am Jonas-Platz ihre Endstation haben. Bild: Fotostudio Vodicka.
Die U6 wird in Floridsdorf noch länger am Jonas-Platz ihre Endstation haben. Bild: Fotostudio Vodicka.

In 20 Jahren ist die Floridsdorfer Bevölkerung um 35% angewachsen. Ist auch die Verkehrsinfrastruktur um 35% gewachsen? Die Antwort vieler Floridsdorfer: weder qualitativ noch quantitativ! Wir haben nachgefragt: Was ist geplant und warum gibt es keine U6-Verlängerung nach Stammersdorf?

Alleine 2020 gab es 6.000 Floridsdorfer mehr als im Jahr davor, hauptsächlich in den Stadterweiterungsgebieten. Die Öffis werden meist erst adaptiert, wenn alle Einwohner eingezogen sind. Davon können derzeit die Bewohner von ‘Am Park’ auf den Siemensäckern ein Lied singen. Zwar hält der Bus 28A vor der Tür – aber nicht nach 20.10 Uhr und überhaupt nicht am Wochenende. Die Wiener Linien vertrösten auf zukünftige Evaluierungen. Ein Teil der Schichtgründe ist auch für Floridsdorfer Verhältnisse schlecht an das Öffi-Netz angebunden. Die nächste Bim-Station liegt laut WienMobil-App 1,03 Kilometer und flott berechnete 12 Minuten entfernt. Der Bus hat hier eine unglückliche Streckenführung.

Laut Koalitionsübereinkommen von SPÖ und NEOS werden die Buslinien einer eingehenden Überprüfung unterzogen. Busse sind derzeit aufgrund der zackigen Linienführung kaum als Schnellverbindung zu gebrauchen.

Bei den Straßenbahnlinien soll der 25er in den nächsten Jahren als zweite Linie auf der Prager Straße verlängert werden.
Langfristiges Projekt ist die ‘Donaufeldtangente’: Sie soll das Stadterweiterungsgebiet Donaufeld (Nordmanngasse) erschließen und dann nördlich via Bessemerstraße und Katsushikastraße weitergeführt werden, die Bahnanlage auf der bestehenden Straßenbrücke bis Brünnerstraße überqueren und weiter bis zur Klinik Floridsdorf geführt werden. Haken: Das passiert nur, wenn im Donaufeld auch 6.000 Wohnungen gebaut werden.

Ganz oben auf der Prioritätenliste von wohl 80% der Floridsdorfer stünde eine Verlängerung der U6 nach Stammersdorf –
eventuell sogar weiter nach Niederösterreich. Das ist vor Mitte der 30er-Jahre unrealistisch. „Eine U6-Verlängerung nach Stammersdorf ist aktuell nicht geplant. Die Verlängerung von U-Bahnen ist nicht von heute auf morgen umsetzbar: weder
finanziell noch baulich“, erklären die Wiener Linien. Warum es zunächst eine U1-Verlängerung in den Süden gab oder derzeit den Bau der U5 mitten in der Stadt? Letztlich ist es eine politische Entscheidung.

Derzeit wird bis Sommer der Bahnhof Strebersdorf saniert. Klingt unspektakulär. Da aber die Bahnsteige verlängert werden, können dann längere (und eventuell auch Regional-) Züge stehen bleiben. Das ist defacto eine Kapazitätserweiterung, auch weil ab 2023 neue S-Bahn-Züge eingesetzt werden.

Umkämpft sind der Lobautunnel und die S1 in der Donaustadt. Bezirksvorsteher Georg Papai würde sich davon eine weitere Entlastung der Brünner Straße vom Lkw- aber auch vom Pkw-Durchzugsverkehr erwarten (siehe Interview rechts). Ob neue Straßen, die dann wieder für mehr Verkehr sorgen, eine Lösung für den zunehmenden Autoverkehr sind, ist heftig umstritten.

Das gilt auch für die B232. Würde die ‘Donaufeld Straße’ (von den Schichtgründen über das ehemalige Gaswerk Leopoldau zur Draugasse, siehe Seite 3) gebaut, verschärft das auch die Situation am Nadelöhr Donaufelder Straße mit der Dückegasse.

Das Floridsdorfer Radnetz ist im besten Fall Stückwerk. Es sorgt etwa auf der Leopoldauer Straße oder der Rußbergstraße aufgrund der schlechten Konzeption dafür, dass es zu Konflikten kommt. Zukünftige Lösung sollten nicht der kleinste gemeinsame Nenner oder ein schlechter Kompromiss sein. Am wahrscheinlichsten in der Umsetzung ist ein baulich getrennter Radweg auf der inneren Brünner Straße.

Die meisten Sharing-Dienste decken mit viel Glück unser Bezirkszentrum ab. Vor allem Car-Sharing sucht man eher vergeblich im 21. Bezirk. Eine Lösung wäre, wenn die Stadt Wien Unternehmen (die öffentlichen Raum benutzen) verpflichtend ganz Wien als Betriebsgebiet vorschreibt. Bis heute gibt es auf unserer Seite keine City-Bikes. Das soll sich 2022 ändern.

Ein noch junges Projekt der Wiener Linien sind die ‘Wien-Mobil’-Stationen: Sie sollen den letzten Kilometer von den Öffis nach Hause mit E-Fahrrädern und Leihautos ermöglichen. Es gibt bereits sechs in Wien, aber leider noch keine in Transdanubien – das sei „mittelfristiges Ziel“, so die Wiener Linien. Da der letzte Kilometer in Floridsdorf länger ist als innerhalb des Gürtels, ist es schade, dass solche Projekte nicht vorrangig am Stadtrand umgesetzt werden. -Hannes Neumayer